Gelsenkirchen. Gelsenkirchen: Pinguine gehen lebenslange Partnerschaften ein. Aber sie leben die Vielfalt, sind heterosexuell, homosexuell oder auch polyamor.
Diese Herzen sind einander ganz nah: Dirkje und Tom sind noch frisch verliebt. Vor neun Monaten erst haben sie zueinander gefunden – und schweben gemeinsam auf Wolke sieben. Die beiden jungen Pinguine haben auch schon geübt, ein Nest zu bauen und zu brüten. Jetzt hat Dirkje ein erstes Mal Eier gelegt. Mit ein bisschen Glück werden sie bald Eltern.
Die Liebe hat unter den Pinguinen in der Zoom Erlebniswelt einen großen Stellenrang – und viele Gesichter. Wie so oft im Leben gibt es auch hier mehr Mädels als Jungen. Tierpflegerin Rebecca van Lokven findet das auch gar nicht schlecht. „Es ist doch schön, wenn es einen Wettstreit gibt“, sagt sie und lacht. Tatsächlich legen sich werbende Pinguin-Männer ganz schön ins Zeug: Sie wollen gut aussehen, balzen durchaus lautstark und mit dem Sound eines Esels für die Angebetete und manch einer baut ein tolles Nest, das die Liebste überzeugen soll.
Pinguin-Mann Otmar ist ein ganzer Kerl – mit zwei Herzensdamen
Das kann man auch heute prima beobachten. Gerade nämlich werben Sven und Sören um die kleine Pinshi. Die allerdings tut sich schwer damit, eine Entscheidung zu treffen. „Die Männer müssen sich eben Mühe geben“, sagt Rebecca van Lokven und erklärt, mitunter werde die Pinguin-Dame sich auch gar nicht entscheiden. Sie wäre nicht die einzige, die ein polyamores Leben mit zwei Partnern wählt.
Es gibt da noch ein Liebes-Trio: Otmar lebt mit zwei Mädels zusammen. „Der hat sich so gut präsentiert, dass er jetzt zwei Weibchen hat.“ Er ist, so kann man sagen, in den Augen der Pingiun-Damenwelt ein Bild von einem Mann. „Die beiden wollen nur ihn. Dabei gibt es noch Single-Männer. Aber sie leben zu dritt und haben auch gemeinsam ein Ei ausgebrütet und sich zusammen um das Jungtier gekümmert.“ So viel Fürsorge erfährt kein anderes der Kleinen. Und für die Eltern ist es weniger stressig. So eine Ménage-à-trois hat also auch ihre Vorzüge. Und andere Pinguin-Männer bleiben allein. „Thomas zum Beispiel wäre noch zu haben. Aber Otmar hat etwas, was er nicht hat“, sagt Rebecca van Lokven und lacht.
Nicht alle Tiere dürfen frei ihr Herzblatt wählen
Dass die possierlichen Tierchen so frei entscheiden können, wem sie ihr Herz schenken, das ist gar nicht so selbstverständlich. „Im Normalfall suchen sich die Tiere ihre Partner nicht selbst aus“, erklärt Björn Unger, einer der beiden Kuratoren des Zoos und somit Teil der „Partnervermittlung“. Denn es gelte sehr darauf zu achten, dass ein breiter Genpool erhalten bleibt und Inzucht so gut es geht vermieden wird.
„Jedes Zuchtprogramm hat einen Koordinator, der darauf achtet.“ So könne es sein, dass manchen Zoos das Züchten einer Tierart untersagt werde, bis man die Möglichkeit habe, frisches Blut in die Population einzubringen. „Alles zum Wohle der Tiere.“ Ein weiterer Aspekt: „So können wir eine gesunde Back-Up-Population erhalten.“ Das klingt technokratisch. Ist aber, in Zeiten des immensen Artensterbens, brutaler Ernst.
Ein schwules Pinguin-Paar träumt vom eigenen Nachwuchs
Gut, dass Rebecca van Lokven noch mit einer anrührenden Liebesgeschichte aufwarten kann: Sie stellt Gerit und Atze Joe vor. Ersterer trägt nicht ganz umsonst ein Regenbogen-Bändchen am Flügel. An den Bändchen erkennen auch ungeübte Augen die jeweiligen Tiere. Die Pinguin-Jungs lieben und leben homosexuell – und träumen von einem Leben zu dritt. „Die beiden haben im letzten Jahr ein Nest gebaut. Natürlich hatten sie kein Ei. Aber sie haben es sich so gewünscht, da habe ich ein leeres Ei ins Nest gelegt“, erzählt die „Pinguin-Flüsterin“. Das hätten die beiden wunderbar umsorgt. Für Rebecca van Lokven steht fest, die beiden wären gute Eltern.
„Im nächsten Jahr werden wir vielleicht ein befruchtetes Ei ins Nest legen.“ Dann dürfen die Pinguin-Männer ihren Traum leben und ein adoptiertes „Kind“ umsorgen. „Uns ist wichtig, dass die Tiere glücklich sind. Das ist doch die Hauptsache“, sagt die Tierpflegerin und verrät, es gibt auch ein Damen-Doppel. Auch Susi und Rosa haben sich für eine gleichgeschlechtliche Partnerschaft fürs Leben entschieden. Da Pinguine bis zum Tode zusammen bleiben, sind sie nun für die Männerwelt verloren.
Schwule Paare setzen auf den Duft von Lavendel
Gerit und Atze Joe bereiten sich gerade auf das größte Abenteuer ihres Lebens vor. Sie bauen ein neues Nest. Und das wird richtig „dufte“. Noch einmal nämlich sorgen die kleinen Tierchen für einen Lacher: Sie alle bekommen Bambus-Laub für den Nestbau. Zudem stehen auf der Anlage etliche Lavendelbüsche, die auch genutzt werden können. Das tun auch alle. In der Regel nehmen die Pinguine achtzig Prozent Bambus-Blätter und zwanzig Prozent Lavendel. „Die schwulen Paare aber nutzen fast nur Lavendel für ihr Nest. Die wollen, dass es gut riecht.“
Info: Am Valentinstag, 14. Februar, finden zwei Führungen in der Zoom-Erlebniswelt statt, die sich um die tierische Liebe drehen. Los geht es um 12.30 und 14.30 Uhr. Anmeldungen sind bis kurz vorher am Infostand im Eingangsbereich möglich.