Gelsenkirchen. Zuschüsse gab es in Gelsenkirchen für PV-Anlagen, auch für kleine. Nun ist der Topf leer. Wann es wieder eine Chance gibt, an das Geld zu kommen.

Wer in Gelsenkirchen eine Photovoltaik-Anlage installieren lässt, der konnte von einer stadteigenen Förderung profitieren – bislang. Denn nun muss die Stadt vorerst einen Schlussstrich unter ihr beliebtes Klima-Programm setzen. Anträge, die nach dem 15. Juni 2023 eingehen, können nicht mehr berücksichtigt werden, wie die Stadt jetzt überraschend mitteilte. Der Fördertopf für die PV-Bezuschussung ist bereits leer.

Das dürften insbesondere diejenigen bedauern, die über die Anschaffung eines Balkonkraftwerks nachgedacht haben. Denn dafür wurde das seit 2022 bestehende Programm zuletzt immer häufiger genutzt. Nach Angaben der Stadt ist der der Anteil der geförderten Balkonkraftwerke von zirka 25 Prozent im Jahr 2022 auf rund 40 Prozent angestiegen. Der Mini-Solaranlagen-Boom ist auch in Gelsenkirchen angekommen.

Für ein Balkonkraftwerk in Gelsenkirchen gab es 100 Euro

Dass man mit dem Programm den Hype begleiten, in Gelsenkirchen möglicherweise sogar etwas mitanschieben konnte, bewertet Klimaschutzmanager Kai Thiemann besonders positiv. „In Gelsenkirchen leben viele Menschen in Mietwohnungen. So hatten auch sie die Möglichkeit, an der Förderung teilzunehmen und ihren Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.“

Für die Anschaffung eines Balkonkraftwerks hat sich das Förderprogramm auch besonders gelohnt. 100 Euro gab es für ein Mini-Kraftwerk, das in der Regel zwischen 600 und 1500 Euro kostet. Für eine Photovoltaik-Anlage mit einer Leistung über fünf bis zehn Kilowatt-Peak – zum Beispiel auf dem Dach eines Reihenhauses – gab es dagegen 1000 Euro. Die Investitionskosten liegen hier (je nachdem ob mit oder ohne Speicher) in etwa zwischen 15.000 und 25.000 Euro.

Wer in Genuss einer Förderung kommen möchte, muss bis 2024 warten

Thiemann vermutet, dass jene wahrscheinlich auch ohne die Förderung realisiert worden wären. „Aber uns ging es ja nicht nur darum, Projekte möglich zu machen, unser Anliegen war es auch, das Thema in den Vordergrund zu rücken.“ Gerade zum Start des Förderprogramms, also noch vor der Energiekrise und den enormen Strompreissteigerungen, hätten sich viele noch damit beschäftigt, „dass sich eine Photovoltaik-Anlage amortisiert und finanziell lohnt“.

Der Fördertopf für Solardächer in Gelsenkirchen ist leer. Aber wer Schottergärten ökologisch ungestaltet, kann noch Zuschüsse bekommen.
Der Fördertopf für Solardächer in Gelsenkirchen ist leer. Aber wer Schottergärten ökologisch ungestaltet, kann noch Zuschüsse bekommen. © dpa | Annette Riedl

Eine neue Chance für das Programm wird es voraussichtlich im nächsten Frühjahr geben. Thiemann macht darauf aufmerksam, dass vorgesehen ist, die Summe für das Förderprogramm auch im Stadthaushalt 2024 darzustellen. Bis der Haushalt zum Ende dieses Jahres verabschiedet wird, kann aber zum Beispiel die Politik auf die Idee kommen, den Topf fürs nächste Jahr noch per Antrag größer auszustatten (so hatte sie es schon einmal getan) oder Details an den Förderrichtlinien zu ändern. Bekannt sind solche Pläne aus den Fraktionen bislang nicht.

Geld für weitere Klima-Maßnahmen ist in Gelsenkirchen noch da

Auch bei der Stadt werde man sich entsprechende Gedanken über mögliche Neuerungen bei dem Programm machen, so Thiemann. Schließlich sind auch nicht alle Förderbedingungen auf Verständnis gestoßen. Wichtig war es zum Beispiel, erst den Antrag zu stellen und dann das Projekt umzusetzen. Wer also ein Balkonkraftwerk beim Baumarkt im Angebot fand, schnell zuschlug und die Anlage installierte, der konnte im Nachhinein nicht mehr von dem Gelsenkirchener Programm profitieren. „Solche Fälle hat es vereinzelt gegeben“, sagt Thiemann.

Die Photovoltaik-Förderung ist Teil eines Klima-Programms, über das auch der Austausch von Kohleheizungen, die Dach- und Fassadenbegrünung oder Entsieglung von Schottergärten bezuschusst wird. Insgesamt stecken in dem Topf 180.000 Euro, wovon der größte Teil für die PV-Anlagen reserviert war. Erschöpft ist nur dieser Teil, das heißt: Für die anderen Maßnahmen ist weiterhin Geld da. Wer also einen Antrag für Begrünung, Entsieglung oder Heizungsaustausch stellen möchte, kann das noch bis zum 31. Oktober 2023 tun.

Beispielrechnungen: Das leisten die PV-Anlagen in Gelsenkirchen

Die Investitionssumme aller Projekte, die mit Unterstützung des Förderprogramms umgesetzt wurden oder werden, beläuft sich nach Angaben der Stadt auf 2,6 Millionen Euro. Die Leistung aller im Jahr 2023 geförderten Anlagen in Gelsenkirchen beträgt etwa 1200 Kilowatt-Peak (kWp). Im Optimalfall könnten damit 375 durchschnittliche Haushalte (mit einem Verbrauch von zirka 3200 Kilowattstunden) übers Jahr mit Strom versorgt werden.

Mit jedem kWp installierter Leistung bei optimalen Bedingungen können zirka 1000 Kilowattstunden im Jahr produziert werden. Balkonkraftwerke dürfen maximal 600 Watt bzw. 0,6 kWp einspeisen – mehr ist gesetzlich nicht erlaubt. Im Durchschnitt wurden in Gelsenkirchen über das Förderprogramm PV-Anlagen mit einer Leistung von 5,2 kWP installiert. Abdecken ließe sich mit so einer Anlage ein Verbrauch von etwa 5200 Kilowattstunden im Jahr.