Gelsenkirchen-Horst. Peter Maffay hat 6000 Fans in Gelsenkirchen mit einem Hit-Feuerwerk begeistert. Ein Sitzkissen-Verbot sorgt im Amphitheater dagegen für Misstöne.
„Leute!“, sagt er. Und das „E“ am Wortende zieht Peter Maffay wie ein Kaugummi genüsslich in die Länge. Der Rock-Altmeister hat am Freitagabend vor 6000 Fans im ausverkauften Amphitheater in Gelsenkirchen leichtes Spiel: „Ich hoffe, dass wir die richtigen Lieder mitgebracht haben!“ Er hat.
73 Jahre, aber an die Konzert-Altersteilzeit oder gar Rente denkt beim Freiluft-Tourstart im Nordsternpark keiner. Monumentale 173 Minuten stemmt Maffay ganz ohne Pause auf die Bühne, auf der bekanntlich Gitarren-Saite für Gitarren-Saite deutsche Musik-Geschichte geschrieben wurde. Kondition und Instrumente halten auch nach fünf Jahrzehnten starken Belastungen stand.
Lässige Jeans, weißes Shirt, coole Sonnenbrille - reicht! „Für immer jung“ gehört zu seinen frischeren Songs. Dabei klammert sich der Coach aus der ProSieben-Casting-Show „The Voice of Germany“ gar nicht an den Jugendwahn, sondern geht mit dem Alter eher selbstironisch um. Als Maffay seiner Fantasie-Schöpfung, dem kleinen Drachen Tabaluga, zum runden Geburtstag gratuliert, meint er nur: „40 Jahre und immer noch faltenlos. Im Gegensatz zu einigen seiner Erfinder.“
Peter Maffay in Gelsenkirchen: Sieben Brücken am Rhein-Herne-Kanal
Bei der neuen Live-Tour zieht es den begeisterten Motorrad-Fahrer an lange nicht mehr besuchte Orte. Sein von der Ostband Karat geborgter Spaziergang-Song „Über sieben Brücken musst du gehn“ ist am Rhein-Herne-Kanal jedenfalls gut aufgehoben.
Das Konzert läuft flüssig. Die Hit-Quote ist hoch, was bei der vorhandenen Karriere-Biographie nicht verwundert. Auf der gegenüberliegenden Kanal-Uferseite liegen Kiebitze auf den Wiesen. Sie blicken aus Feldstecher-Entfernung aber nur in wenigen Momenten auf den Rücken des Rock-Musikers.
Ansonsten versperren die Video-Leinwand und eine bestens musizierende Band samt hochgebauter Schlagzeug-Areale den freien Blick. Mitgebrachte Decken und Picknick-Körbe erkennt man bei T-Shirt-Wetter trotzdem. Und es war Sommer. Zumindest bis die Sonne verschwindet und auch die Konzertbesucher hurtig in mitgebrachte Jacken schlüpfen.
Richtig heiter wird es, als plötzlich Star-Comedian Bülent Ceylan die Bühne entert und das Publikum mit spontanen Späßen überrascht. Die beiden Unterhaltungskünstler schätzen sich, wollen bald einen Song gegen Rassismus einspielen. Diesmal singen Maffay und Ceylan zusammen „Father and Son“ von Cat Stevens im Duett. Das Publikum tobt. Und Bülent Ceylan rockt anschließend mit wehender Metal-Mähne als Tabalugas Schneemann-Gegenspieler Arktos. Der Comedian, der ebenfalls schon Arenen füllte: „Ich war vorher noch nie so aufgeregt, hatte sogar Bauchschmerzen.“
Peter Maffay in Gelsenkirchen: Bülent Ceylan erscheint zum Duett
Peter Maffay, der als Peter Alexander Makkay in der zentralrumänischen Großstadt Brasov geboren wurde, lässt auch fortan Applaus-Wellen durch das Amphitheater schwappen.
Erst recht, wenn er die aufdringliche Schmunzel-Hymne „Du“ geradezu ausufernd spielt. Der Schmacht-Fetzen stammt aus dem 1970er-Album „Für das Mädchen, das ich liebe“ und wurde 1994 als Cover-Version von „Knight Rider“ David Hasselhoff tatsächlich noch weiter verhohnepipelt. Maffay: „Mit einem Augenzwinkern kann man den Song ruhig singen.“ Stimmt!
Der 1,68-Meter-Mann mischt Schmuse-Schlager, schmalen Pop und gradlinigen Deutschrock miteinander. Seine Gitarre legt er kaum aus der Hand. Die tätowierten Oberarme rattern ständig neben dem Instrumentenhals. „Samstag Abend in unserer Straße“, „Gelobtes Land“, „Freiheit, die ich meine“ und „So bist du“.
Eine üppige Konzert-Zeit, ein gut aufgelegter Protagonist und Applaus ohne Ende. Die Fans sind nach fast drei Stunden selig.
>>> Nicht erlaubt: Sitzpolster stapeln sich am Zugangstor
Das Konzert von Peter Maffay in Gelsenkirchen hat die Fans überzeugt. Misstöne gibt es dagegen vor dem Konzert. Etliche Besucherinnen und Besucher haben Sitzkissen mitgebracht, um sich auf den Steinstufen des Amphitheaters zu polstern. Doch beim Einlass heißt es für verdutzte Konzert-Fans: Nicht erlaubt!
Folglich stapelt sich neben dem Zugangstor ein Berg mit bunten Isomatten, geblümten Sitzschalen und gemusterten Wohnzimmerkissen. Manche verstecken ihre Sitzpolster sogar in der benachbarten Hecke. Nach dem Konzert ist es dunkel geworden: Mit Handy-Taschenlampen beginnt für die Fans nun die Suche nach dem eigenen Sitzpolster.