Gelsenkirchen-Buer. Warum 25 junge Leute aus sechs Ländern beim Berufskolleg-Besuch in Gelsenkirchen-Buer Zigarettenstummel aufsammelten. 1400 Stengel kamen zusammen

Es mag viele Gründe für 17- bis 20-Jährige aus dem Ausland geben, Gelsenkirchen zu besuchen. Dass dazu auch das Einsammeln von Zigarettenstummeln in der City von Buer gehört, dürfte dann aber doch überraschend sein. Aber genau deswegen waren 25 junge Erwachsene von Partnerschulen des Berufskollegs am Goldberg aus Tschechien, Slowenien, Spanien, Kroatien und Norwegen angereist. Sie wurden fündig: 1400 Glimmstengel-Reste sammelten sie ein.

Es war eine online vorbereitete Aktion des Umweltprojekts „WeGoGreen“, das die beteiligten Schulen 2021 über das Programm Erasmus+ ins Leben gerufen hatten. „Anliegen ist, bei den Schülerinnen und Schülern den Nachhaltigkeits-Gedanken zu verankern und ihnen die eigene Verantwortung für die Umwelt bewusst zu machen“, erläutert Schulleiter Ralf Niebisch. Seit dem Schuljahr 2018/2019 ermöglicht das Berufskolleg am Goldberg Schüleraustausche ins europäische Ausland über eine „Erasmus+“-Förderung der Europäischen Union für Bildung, Jugend und Sport. Das Projekt unterstützt die Mobilität von Kindern und Jugendlichen sowie deren Kooperation mit Schülern im europäischen Ausland.

Schüler lieferten sich Wettbewerb, wer in Gelsenkirchen die meisten Zigaretten sammelt

Ausgestattet mit Greifern, Handschuhen und Eimern machten sich 25 Schülerinnen und Schüler aus dem Ausland gemeinsam mit Jugendlichen vom Berufskolleg am Goldberg daran, die Innenstadt von Buer von Zigarettenstummeln zu befreien.
Ausgestattet mit Greifern, Handschuhen und Eimern machten sich 25 Schülerinnen und Schüler aus dem Ausland gemeinsam mit Jugendlichen vom Berufskolleg am Goldberg daran, die Innenstadt von Buer von Zigarettenstummeln zu befreien. © Berufskolleg am Goldberg

Dabei sind es nicht die Lehrenden, die Themen und Aktionen vorgeben. „Die Impulse kommen von den Jugendlichen selbst. Auch die aktuelle Idee, Zigarettenstummel einzusammeln, stammt von ihnen“, so Niebisch.

Fünf Tage waren die Schüler sowie zwölf Lehrenden zu Gast in Buer – eine kurze Zeit für das vollgepackte Programm mit Stadt-Besichtigung, Rathaus-Besuch, Exkursionen zum Thema Strukturwandel, halbtägigen Praktika bei Firmen und jede Menge Freizeitspaß, etwa beim Bowlen. Mittendrin: die Rallye durch die City von Buer, verbunden mit dem Wettbewerb, wer denn wohl die meisten Reste sammelt.

Schüler entwickeln Zigaretten-Sammelbehälter für Berufskolleg in Gelsenkirchen-Buer

„In Online-Konferenzen und Vor-Ort-Workshops hatten die Schüler zuvor erörtert, wie schädlich die Schadstoffe von Zigarettenstummeln für Grundwasser und Boden sind.“ Als Lösungsvorschlag entwarfen sie optisch auffällige Sammelbehälter, die Raucher dazu motivieren sollen, die Nikotin-Reste fachgerecht zu entsorgen. Und sie zogen selbst los Richtung Fußgängerzone, um per Greifer die Stummel aufzusammeln und zu entsorgen.

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Es ist nicht die erste Umwelt-Aktion der „Erasmus+“-Projekt-Beteiligten. „Schon vorher haben Schülerinnen und Schüler für unseren Standort in Buer ein Sammelsystem für Pfand-Getränkedosen entwickelt, die sonst oft achtlos auf dem Schulhof entsorgt wurden. Von dem Pfand-Erlös wurden schon mehrere Umweltprojekte finanziert, etwa Insektennistkästen oder Blumen für unseren kleinen Schulgarten“, berichtet der Schulleiter. Dass „WeGoGreen“ eine Fortsetzung finden wird, freut ihn besonders: Die Europäische Union hat einen entsprechenden Antrag bewilligt. „Im Fokus stehen dann Inklusion, Demokratie und internationale Verständigung.“

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