Gelsenkirchen. Volles Haus in der Gelsenkirchener Arena zur 90er-Jahre-Party. 15 Chart-Stürmer von vor 30 Jahren treffen auf über 35.000 jung gebliebene Fans.
Es müssen Hunderttausende gewesen sein. Hunderttausende von Selfies, die diesmal in der Arena entstanden sind. Denn als diese Titel zum ersten Male auf die Trommelfelle trafen, war das technisch kaum möglich. 90er-Party ist angesagt, und die Fans sind jetzt bestenfalls „Oldies“, die Hits von vor 30 Jahren aber bestimmt nicht.
Es kann ein langer Tag werden, 15 Gruppen und Solo-Acts bekommen jeweils 20 Minuten auf der Bühne, Schlag auf Schlag bis um 23 Uhr, zwischendurch gewürzt von Moderator Mola Adebisi und DJ Christian Schall. Die müssen sich nicht anstrengen, um den proppevollen Innenraum und die gut gefüllten Ränge bei Laune zu halten. Klappt mit „Sing Hallelujah!“ von Dr. Alban aus der Konserve unbedingt.
In der Gelsenkirchener Arena dominiert Ballonseide und die Farbe Rosa
Die Betonstufen kommen früh ins Beben, als die Formation No Mercy „Where Do You Go?“ anstimmt. Es ist ziemlich deutlich ein Frauenüberhang im Publikum festzustellen, und tatsächlich hat ein Großteil der Fans heute auch die 40er-Marke ebenso überschritten wie die Acts, die wieder alles geben. Die sollten also noch die Zeit bewusst mitbekommen haben.
Ob Moderator Mola da so authentisch ist, zweifelt Kathrin an: „Also Jogginghosen waren doch eher 80er, oder?“ Sie ist mit einer ganzen Gruppe Freundinnen in Ballonseide-Anzügen dabei, es dominiert das Rosa. Die Damen sind überzeugt: „Wie, retro? Das ist doch mega trendy“.
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Rosa muss absolut modisch „in“ gewesen sein, dazu auch kariert, und Flanellhemden. Damit ist Mola also doch wieder vorn dabei. Kathrin meint noch: „War der nicht mal schlanker? Aber Hauptsache, er ist noch dabei.“ Der Moderator gibt nach einer kurzen Workout-Einlage zu „Up & Down“, damals von den Venga-Boys zu: „Bin ja auch schon 50.“ Damit ist er bestimmt nicht allein.
Auch die Zwischentöne unterhalten schließlich
Zwischen den Motiv-T-Shirts, die hier fast immer gruppenweise im Publikum zu sehen sind („Born in the Eighties“) fällt das von Thomas aus Bochum auf: „Guns n’ Roses“ prangt da auf der Brust, aber die Rocker waren immerhin in den 90ern ja auch mit „November Rain“ weit vorn in den Hitlisten.
Weltmeister auf neuen Wegen
Einen Überraschungsgast konnte Veranstalter Markus Krampe zum Auftakt der Tour in Gelsenkirchen präsentieren. Herzlich empfangen wurde Lukas Podolski, der Weltmeister von 2014. Er wird im September sein Mitveranstalter beim „Glücksgefühle-Festival“ werden. „Das ist mein absolutes Highlight dieses Jahr“, freute sich Poldi.
Krampe rechnet mit über 100.000 Festivalbesuchern am Hockenheimring, dabei sein sollen Acts aus den Genres Pop, Rock, Hip-Hop und EDM. Mit Starkünstlern wie Materia, Sido, Cro und Sarah Connor bis hin zu Alle Farben, Felix Jaehn und Steve Aoki.
Das nächste 90er Live-Event ist am 26. August in Oberhausen wieder in unmittelbarer Nähe.
Das heute hier, das wäre nicht ganz sein Ding, räumt Thomas ein. „Mehr für meine Frau, und happy wife heißt happy life“, sagt er lachend. Die Gattin bekennt sich beim Shirt übrigens zu „Nirvana“, und die platzierten vor 30 Jahren ihr „Smells Like Teen Spirit“ weltweit auf Top-Plätze.
„Schließlich haben alle Spaß hier, und richtig ernst nehmen die das auch alle nicht – oder sie fühlen sich wieder jung. Womöglich sind die Zwischentöne von Mola und dem DJ sogar wichtiger als die Bands selber“, kommentiert der Bochumer das Geschehen mit einem Augenzwinkern.
Aqua als Special Gust in der Arena: „I’m a Barbie Girl“ klingt wie vor 30 Jahren
Als Special Guest wird diesem Jahr die Kultband Aqua mit ihrem Megahit „Barbie Girl“ angekündigt. Vor mehr als 25 Jahren stürmte die dänisch-norwegische Eurodance-Gruppe mit diesem Song nicht nur die Charts in Deutschland, sondern auf der ganzen Welt. Auch heute ist dieser Ohrwurm nach den ersten Takten wohl bei allen hier sofort wieder da.
Überhaupt, es sind viele erstaunlich textfest, nach den ersten Takten zieht sich ein seliges Lächeln der Erkenntnis über die Gesichter. Es kann natürlich auch sein, dass einfach viele nach drei Jahren Corona mit Lockdown, Ukraine-Krieg und Preissteigerungen zur Musik aus ihrer Teenager-Zeit nur ausgelassen feiern wollten.