Gelsenkirchen. Die Akzeptanz für das neue Taubenhaus in der Gelsenkirchener Innenstadt wächst – trotzdem gibt es vereinzelt Vandalen, die für Ärger sorgen.
Jetzt gurrt und flattert es im Container: Das große Taubenhaus an der Robert-Koch-Straße, das einzige seiner Art im Gelsenkirchener Süden, hat jetzt erste Bewohner. 31 Tiere sind kurz nach Jahresbeginn dort eingezogen – alles Vögel, die vom „Stadttauben Gelsenkirchen e.V.“ (ehemals „Förderkreis Taubenhaus Buer“) aufgepäppelt wurden und jetzt den neuen Schlag hier im roten Container begründen sollen. Und: „Einen ersten Bruterfolg gibt es sogar schon“, freut sich Anna Ebke, Vorsitzende des Vereins.
Aber gibt es nicht schon genug Tauben in der Stadt? Nun, sobald manche Paare ersten Nachwuchs bekommen haben, sollen die Eier gegen Attrappen ausgetauscht werden. „Ein erster Bruterfolg ist aber wichtig, damit die Tiere auch hierbleiben wollen“, erläutert Ebke. Hinausfliegen können sie aktuell aber ohnehin nicht: Denn derzeit sind die Einflüge noch geschlossen.
Gelsenkirchener Taubenhaus: Bald sollen noch mehr Tiere einziehen
Damit kommen auch noch keine neuen Bewohner ins Haus. Wohl aber schauen manche Tiere schon interessiert am Eingang und kommunizieren, hörbar gurrend, mit ihren Artgenossen im Inneren. Ebke und ihre Mitstreiterinnen locken die Tiere aus der Innenstadt mittlerweile seit mehreren Wochen mit artgerechtem Futter hierhin. „Wir wollen ihnen zeigen: Hier gibt es was Gutes.“ Bald schon, in etwa drei Wochen, sollen sie dann auch Teil des Schwarms in dem Container werden – und damit weniger Orte wie das Dach von St. Augustinus besetzen, wo regelmäßig reihenweise Tiere zu sehen sind.
So sollen nicht nur die Vögel, die sich meist von ungesunden Lebensmittelresten in der City ernähren, ein artgerechtes Leben führen können. Auch soll die Maßnahme selbstverständlich für eine friedlichere Koexistenz zwischen Mensch und Stadtvogel sorgen. Denn ein Tauben-Fan ist natürlich nicht jeder.
Einzug ins neue Gelsenkirchener Taubenhaus wurde aus Angst vor Böllerei vertagt
Die Vogelfreunde haben deswegen auch bewusst bis nach Silvester gewartet, um die ersten Tiere hier einzuquartieren – aus Angst vor Böllern, die sonst möglicherweise im Taubenhaus hätten landen können. „An Silvester war es zum Glück ziemlich ruhig“, sagt Ebke erleichtert. Dass nicht jeder mit ihrem Projekt einverstanden ist, bekamen die Ehrenamtlichen jedoch auf andere Weise zu spüren.
„Irgendein Vollidiot hat mit der Matsche vom Weg die Schlösser zugeklebt", ärgert sich Ebke. „Und jemand hat sichtbar gegen die Eingangstür getreten." Kurz nach der ersten WAZ-Berichterstattung zum Taubenhaus wurde zudem ein Banner mit der Aufschrift „300 Brutpaare? Nein Danke“ am Zaun angebracht. So viele Tiere sollen es am Ende tatsächlich werden.
Auch die Anwohner an der Robert-Koch-Straße sehen das Taubenhaus weniger kritisch
Viele der Skeptiker jedoch, das glaubt Ebke, habe man inzwischen auch beruhigen können. Am vierten Advent luden die ehrenamtlichen Frauen zum „Tag des offenen Taubenhauses“ und informierten über ihr Projekt; viele neugierige Passanten habe man ebenfalls aufklären können. Auf der anderen Seite seien auch mehrere Beschwerden beim Veterinäramt der Stadt eingegangen. „Aber auch da konnten wir viele Fragen beantworten, da klappt die Zusammenarbeit sehr gut“, behauptet Ebke, die sich mit fünf Frauen, dem harten Kern des Vereins, um den Container kümmert.
Auch bei den Anwohnern sieht man das Projekt inzwischen weniger kritisch, wie Robert Muss bestätigt. Er hatte sich im Namen der Nachbarschaft im November an die WAZ gewandt, um das Entsetzen der Menschen vor Ort über das Taubenhaus auszudrücken – das sich vor allem in der Sorge zeigte, dass die angelockten Tiere künftig die Balkons an der Robert-Koch-Straße besetzen könnten. „Aber bis jetzt gibt es keinen Stress. Die Tiere sind mehr geworden, aber auf einem Balkon habe ich noch keines gesehen“, sagt Muss, der kürzlich auch mit einem Schreiben im Briefkasten weiter über das Projekt informiert wurde. „Wenn das alles weiterhin so bleibt“, sagt Muss, „dann habe ich nichts dagegen.“
Kommt durch die Taubenhäuser mehr Kot in der Umgebung auf? Zieht ein Taubenhaus Ratten an? Und wird es durch das Taubenhaus nicht mehr Tauben geben? Solche und weitere Fragen beantwortet der Stadttauben-Verein auf seiner neuen Website stadttaubengelsenkirchen.de. Dort gibt es auch ein Kontaktformular, über das weitere Fragen zum Projekt an die Vogel-Experten gerichtet werden können.