Gelsenkirchen. Spannend und unterhaltsam war der Stadtentscheid im Gelsenkirchener Vorlesewettbewerb. Angetreten waren zwölf Schulen. Wer am meisten überzeugte.
Nach zwei Jahren Vorlesewettbewerb per Video, ohne Publikum und nur mit geübtem, bekanntem Text, gab es in diesem Jahr endlich wieder echte Wettstreitbedingungen mit Publikum. In der Kinderbibliothek im Bildungszentrum traten sieben Sechstklässler – drei Jungen und vier Mädchen – als Sieger ihrer jeweiligen Schule im Stadtsüden gegeneinander an, in der Stadtteilbücherei Horst waren es sechs. Je ein Kind war nicht gekommen zum Stadtentscheid, obwohl sie sich im Vorfeld als Schulsieger dafür qualifiziert hatten.
Vorjahressieger saßen mit in der Jury
Es war ein ausgesprochen spannender Wettbewerb, nicht nur für die Teilnehmenden und deren Eltern. Live zu lesen ist eben etwas anderes, als vor einer Kamera zu üben. Was nicht heißen soll, dass die Teilnehmer des letzten Jahres keine guten Leser waren. Wie brillant die Vorjahressiegerin Tessa Wittkowski vom Schalker Gymnasium vorlesen kann, bewies sie in der zweiten Ausscheidungsrunde am Samstag mit Fremdtexten, bei der sie für das nicht erschienene Kind spontan als Vorleserin einsprang. Die jetzige Siebtklässlerin unterstützte diesmal das Jury-Team im Stadtsüden, auch im Stadtnorden war der 2022er-Sieger Arne Iwanczik vom Leibniz Mitglied der Jury.
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Eltern und zum Teil auch weitere Angehörige zitterten im Publikum mit, als ihre Sprösslinge aus den verschiedensten Büchern vorlasen. Für den Stadtsüden traten Minel Alemdar (Mulvany Realschule), Retal Althahan (Ev. Gesamtschule), Inessa Naomi Isacharov (Gesamtschule Ückendorf), Angelina Kliska (Gertrud Bäumer Realschule), Noah Mounir (Gauß-Gymnasium), Aj Schwertner (Hauptschule Emmastraße), und Leo Sudhoff (Schalker Gymnasium) an. Im Norden hatten sich Merve Aydin (Realschule Mühlenstraße), Miriam Brinckmann (Leibniz-Gymnasium), Pauline Floß (Gesamtschule Horst), Gideon Koßmehl (Gesamtschule Berger Feld), Paula Spaden (Annette-von-Droste-Hülshoff Gymnasium) und Neele Rabs (Max-Planck-Gymnasium) qualifiziert.
Von der Agentengeschichte bis zur Geschichte der Philosophie
Ihre Buchauswahl war extrem breitgefächert: Vom frechen „Gregs Tagebuch“ über den Einstieg in die Philosophie mit „Sofies Welt“, vom „Agent impossible“ bis zur Geschichte einer Überlebenden des Nazi-Terrors „Ich überlebte – ein Mädchen auf Schindlers Liste“, von Neven Subotics autobiografischen „Alles geben“ bis „Ein Pony ermittelt“ – es gab jede Menge Einblicke in die Bandbreite der Literaturfavoriten lesender Sechstklässler in Gelsenkirchen.
Trotz Aufregung meisterten die jungen Leser ihre geübten Passagen weitestgehend fehlerfrei. Sich selbst und die Geschichte, um die es in ihrem Buch geht, vorzustellen gehört zur Aufgabe. Auch das klappte recht gut, so dass es nach der ersten Runde für die Jurys schwer war zu beurteilen, wer wohl der oder die Beste sein mag.
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In der zweiten Runde dann wurde die Aufgabe für die Wettbewerbsteilnehmerinnen und -teilnehmer schwieriger. Es galt, aus Jenny Pearsons „Frankie und die Liste der unbezahlbaren Wünsche“ unbekannte Passagen vorzutragen. Eine ausgesprochen humorvolle Geschichte über einen Jungen, der von seiner bislang unbekannten Oma eine große Geldsumme erbt unter der Bedingung, dass er sich um seinen ebenfalls unbekannten Opa kümmert. Dafür denkt der Junge sich jede Menge nur bedingt seniorentauglicher Abenteuer aus. Moderatorin Claudia Nobis rührte mit dieser Geschichte – und dem gut organisierten Wettbewerb – kräftig die Werbetrommel fürs Lesen und die Stadtbibliothek.
Fremdtext als besondere Herausforderung
Die Teilnehmer lasen – im Stadtnorden wie im Süden – verschiedene Abschnitte der fortschreitenden Geschichte vor. Sie entpuppte sich als ausgesprochen unterhaltsam und spannend, aber auch als sprachlich herausfordernd mit komplexen Sätzen und reichem, nicht immer alltäglichen Wortschatz. Doch die Teilnehmer schlugen sich wacker, wenn auch mit unterschiedlich gelungener Betonung und Interpretation. Denn auch darum geht es bei der Ermittlung des Stadtsiegers: Um Leseverständnis, passende Betonung und natürlich auch ums flüssige Lesen.
So geht es für die Sieger weiter
Der Börsenverein organisiert den bundesweiten Vorlesewettbewerb, an dem alle weiterführenden Schulen mit ihren sechsten Klassen teilnehmen können. Die städtischen Sieger Neele und Retal können sich im Bezirksentscheid im März/April für die Landesrunde qualifizieren. von dort geht es für die Sieger weiter ins bundesweite Finale im Juni.
In Gelsenkirchen bekamen alle Teilnehmer eine Urkunde und ein Buchgeschenk. Die Sieger konnten neben einem weiteren Buch und einem Buch-Gutschein auch Tickets für sich und die Eltern für die Zoom-Erlebniswelt mitnehmen.
Für sich entschieden hat den Wettbewerb mit Stadtsüden Retal Althahan von der Evangelischen Gesamtschule Bismarck. Die Elfjährige überzeugte die Jury mit zwei ebenso mitreißend wie verständlich vorgetragenen Leseproben. Wie sich am Ende herausstellte, saßen im Publikum nicht nur ihre Eltern zur seelischen Unterstützung, sondern auch ihr Lehrer und der Schulbibliotheksleiter. Im Stadtnorden überzeugte Neele Rabs vom Max-Planck-Gymnasium mit ihrem ausgewählten Text aus der Abenteuergeschichte „Greenglass House“ von Kate Milford sowie der Passage aus Frankies Wunschliste.