Gelsenkirchen. Scharlach-Welle in Gelsenkirchen: Bis zu 40 Fälle an einem Tag im Notdienst. Ein Kinderarzt rät: Keine Angst vor dem Einsatz von Antibiotika!

Es scheint, als habe sich da eine Welle ausgebreitet: Außergewöhnlich viele Menschen infizieren sich derzeit mit den sogenannten Gruppe-A-Streptokokken. Sie sind Auslöser für Scharlach; Fieber, Hautausschlag, Halsschmerzen sind die Symptome. „Es geht zur Zeit richtig rund“, sagt Dr. Christof Rupieper, Obmann des Berufsverbandes der Kinderärzte BVK. Vor allem die Kindergärten seien betroffen.

Scharlach-Welle in Gelsenkirchen: Keine Angst vor dem Einsatz von Antibiotika!

„Ich hatte am Silvester-Abend in der Notfallpraxis Dienst. Da habe ich zum ersten Mal seit fast zwei Jahren wieder einen Scharlachfall gesehen. Ich war richtig erstaunt, hatte das Krankheitsbild schon fast vergessen“, erzählt Rupieper und berichtet von einer Kollegin, die am vergangenen Sonntag im Notdienst „40 Scharlachkinder“ behandeln musste.

Auf die Frage nach der Schwere der Verläufe antwortet Rupieper: „Das ist sehr unterschiedlich, von leichtem Halskratzen und Kopfweh bis hin zu schwerer Allgemeinwohlbeeinträchtigung mit hohem Fieber.“ Unter einer Antibiotikatherapie mit Penizillin seien die meisten Kinder am dritten Tag wieder wohlauf.

Kinderarzt erklärt Scharlach-Welle mit starken Hygienemaßnahmen in Corona-Jahren

Um den Kindern ein wenig vom Krankheitsleiden zu nehmen, empfiehlt der Kinderarzt vor allem: „Viel Liebe, Zuwendung und Zeit füreinander.“ Und er appelliert zugleich, dass Eltern keine Angst oder Sorge vor den Einsatz und der Gabe von Antibiotika haben sollten: „Vor der Penizillin-Ära erlitten viele Kinder Spätfolgen: Herzmuskelerkrankungen, Nierenschäden, rheumatisches Fieber oder Gelenkentzündungen. In den 29 Jahren, in denen ich in der Praxis arbeite, habe ich zwei Kinder mit Spätfolgen gesehen. Eines mit einer kurzfristigen Nierenfunktionsstörung und eines mit einem rheumatischen Fieber.“

In beiden Fällen seien die milden Verläufe unter einer konsequenten antibiotischen Therapie folgenlos abgeklungen. „Ob die Eltern die anfangs verordnete Antibiotikatherapie angewandt hatten, ließ sich nicht klären“, fügt Rupieper hinzu.

Der Mediziner erklärt die Häufung von Scharlachfällen mit den Hygienemaßnahmen in den vergangenen drei Jahren. Die Menschen seien es einfach nicht mehr gewohnt, dass gerade in der kalten Jahreszeit viele Viren unterwegs sind. Gleiches gelte auch für Bakterien: „Scharlach ist nicht so hoch ansteckend, aber da die Corona-Hygiene-Bestimmungen weggefallen sind, haben die Kinder halt eben mehr Kontakt.“