Gelsenkirchen. Mehrere Hundert Beschäftigte des Öffentlichen Dienstes streiken in Gelsenkirchen für eine bessere Bezahlung. Darum geht’s den Streikenden.
Einmal mehr ziehen Hunderte Beschäftigte des Öffentlichen Dienstes durch die Gelsenkirchener Innenstadt, um für bessere Arbeitsbedingungen zu demonstrieren. Ausgehend vom Bahnhofsvorplatz zieht der Tross in den neongelben Verdi-Westen zum Heinrich-König-Platz. Begleitet von einer Samba-Truppe fordern die Frauen und Männer, die hauptsächlich im Dienste der Stadt arbeiten, 10,5 Prozent mehr Gehalt, mindestens aber 500 Euro mehr bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Azubis sollen 200 Euro mehr erhalten und unbefristet übernommen werden. „Wir sind, waren und bleiben systemrelevant“, heißt es auf den Transparenten in Gelsenkirchen und im Brustton der Überzeugung singen die Streikenden den Cover-Hit der Band Twisted Sister von 1984 mit: „We’re Not Gonna Take It“ (Wir werden es nicht hinnehmen).
Von der Arbeitgeberseite hatte es zuvor deutliche Kritik an den Streiks als Mittel des Arbeitskampfes zum jetzigen Zeitpunkt gegeben. Die nächste Runde der Tarifverhandlungen findet am 22./23. Februar in Potsdam statt. Die Kommunen weisen die Forderungen der Gewerkschaften bisher zurück. Die Präsidentin der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA), Karin Welge, die zugleich auch Gelsenkirchens Oberbürgermeisterin ist, hatte zuletzt erklärt, die Gewerkschaften seien deutlich über das Ziel hinausgeschossen.
Das sehen die Streikenden freilich ganz anders und äußern auch deutlich ihre Enttäuschung über OB Welge. Gerade der Gelsenkirchener Oberbürgermeisterin müsse klar sein, wie wichtig gut ausgestattetes und gut bezahltes Personal etwa in den Sozial- und Erziehungsberufen sei. Zuletzt hatte es daran immer wieder massive Kritik etwa aus dem Allgemeinen Sozialen Dienst des Jugendamtes gegeben.
„Wir brauchen gute Bedingungen für gute Arbeit. Ich liebe meine Arbeit, aber am Ende muss auch das Verhältnis stimmen“, sagt deshalb auch Irena Lange, Erzieherin an der städtischen Kita Rheinische Straße. Ähnlich sieht es auch Sebastian Menzel. Der gelernte Ergotherapeut ist Quereinsteiger und als Erzieher an der Kindertagesstätte Schweizer Dorf tätig: „Es geht uns auch um die Anerkennung unserer Leistung. Alles wird teurer, die Lebenserhaltungskosten steigen, deshalb halte ich es nur für fair und richtig, wenn unsere Arbeit auch entsprechend entlohnt wird.“