Gelsenkirchen-Ückendorf. Im neuen Programm „Wiedersehen macht Freude“ skizziert Hennes Bender in Gelsenkirchen die Midlife-Krise. Aber Treppenlifte lehnt er ab.
Er wagt sich an die Großen, und das könnte daran liegen, dass schließlich sein 55. Geburtstag ansteht. Deshalb traut er sich an Sinatra und Puccini, und greift dabei fast wehmütig immer wieder zu den Disney-Helden seiner Kindheit zurück. Muss die Midlife-Krise sein, was Hennes Bender in seinem neuen Programm „Wiedersehen macht Freude“ in der Gelsenkirchener Heilig-Kreuz-Kirche präsentiert. Die ausnahmsweise nicht ausverkauft ist.
Er kennt sie aus der Testphase vor der eigentlichen Eröffnung, als die Technik noch im Probelauf mit Publikum abgestimmt wurde. Trotzdem fragt er, wie die Gelsenkirchener „das hier“ nennen. „Backstein-Expressionismus?“, das kann er unter Bildungsauftrag abspeichern. Ebenso, dass mit „Parabeln“ nicht die Vorhänge gemeint sind, sondern die bestimmenden Architekturelemente in der Heilig-Kreuz-Kirche.
In Gelsenkirchen spricht er nicht mehr ganz so schnell
Bender spricht zumindest nicht mehr ganz so schnell wie früher, wuselt aber von Thema zu Thema. „Ja, Blutdrucksenker“ erklärt er, aber knurrig. Eben das Alter, vielleicht ist das ja sein Thema. Was auch die Sentimentalität erklären könnte, denn als erste Nummer hat er sich „My way“ von Frank Sinatra herausgepickt.
„Ich hab’ gedacht, dann haben wir das Finale schon mal hinter uns, und alle haben das Gefühl: Den Schluss haben wir schon mal gesehen“, schickt er hinterher. Comeback und Abschiedstour, das liege schließlich nah beieinander. „Habt Ihr doch in Gelsenkirchen auch erlebt bei den Stones“, holt er sein Publikum ab, „da weiß ja auch keiner, wie lange die noch leben.“
Treppenlift eher nicht im Parterre
Aber der Titel seines Programms ist, wen wundert’s, eigentlich ganz anders gemeint. „Wiedersehen macht Freude“, das ist einer der Sprüche, die Bender nicht abkann. „Den benutzen vor allem nur Männer, etwa wenn sie ihre Bohrmaschine verleihen. Bei Frauen ist das einfacher, die haben gar keine.“
Die entwaffnenden Fragen von Frauen, vor allem seiner, die holen ihn aus der Midlife-Trübsal. „Sagt sie: Irgendjemand muss noch den Müll rausbringen. Also: Ich bin auch nur irgendjemand für sie.“ „Aber wenn sie dann meint: Willst Du mit 55 nicht mal erwachsen werden? Keine Ahnung, ich werde das erste Mal 55.“
Deshalb sind die Offerten aus dem Spam-Ordner, die er sich doch anschaut, auch nichts für ihn. Wie für eine Sterbegeldversicherung, oder für einen Treppenlift: „Ganz nebenbei, ich wohne im Erdgeschoss.“
Von Favoriten wie Sponge Bob und Arielle
Bender blättert die Palette auf, die ihm noch bleibt, sollte es vorbei sein als Comedian. Er parodiert seine Cartoon-Favoriten aus Sponge Bob, vor allem aber Arielle, die Meerjungfrau, und das lieben seine Fans. Als Verbeugung vor dem „Kultur-Tempel“ in Ückendorf verlegt er sich auf Puccinis Arie „Nessun dorma“ aus der Oper Turandot, selbst für Hennes Bender überraschend.
Das Finale, das echte am Schluss, bestreitet Bender mit einer Hommage an David Bowie, allerdings zur Ukulele, die wohl selten so laut zu hören ist. Die Akkorde in „Life on Mars“ habe dieser ärgerlich aus Sinatras „My Way“ entlehnt, erklärt er, weil seine Textversion abgelehnt wurde.
Immerhin will Bender auf jeden Fall in Berlin noch eine Straße nach Bowie benennen lassen, bekennt er. „Dann nehme ich mir da eine Wohnung und ihr könnt alle bei mir pennen“, verspricht er.
Auch als Nicht-Fußball-Fan stocherte Bender ein bisschen bei Nachzüglern: „Was ist los? Wo kommt ihr so spät noch her?“ Prompt bekam er als Antwort: „Aus Dortmund“ – kein Mitleid im Publikum. Nina und Michael hatten nicht an den BVB-Stau auf der A 40 gedacht. Spaß hatten sie, auch wenn sie in der Pause meinten: „Vielleicht findet er den roten Faden ja noch, wenn er schon mit dem Finale anfängt.“ Das scheint keine Rolle zu spielen.