Gelsenkirchen. Schnellsprechendem Alltagsbeobachter ist beim Auftritt in Gelsenkirchen nichts heilig. Ob Publikum oder Pandemie: Alles taugt zur Pointenjagd.

Als erstes ist der WAZ-Fotograf dran. Den entdeckt Hennes Bender sofort, als dieser die Bühne der Kaue betritt. Der Comedian schickt gleich mal ein paar Sprüche in dessen Richtung los und beginnt ein kleines Gespräch. Gut, dass der Verfasser dieser Zeilen anonym im Dunklen weiter hinten im Saal sitzen kann und so unentdeckt bleibt. Ja, der Bochumer Künstler mag die Konversation mit denen, die in seine Show kommen.

An diesem Abend sind ganz vorne in der ersten Reihe eine Mutter und ihre elfjährige Tochter regelmäßige Gesprächspartner für Bender. Der sich sichtlich darüber freut, dass die beiden extra aus Wachtendonk („Das klingt wie eine Geschlechtskrankheit“) an der holländischen Grenze bis nach Gelsenkirchen gekommen sind, um ihn zu erleben. Und das heißt bei Hennes Bender schlicht: ihm zuzuhören.

In Gelsenkirchen rückt Hennes Bender dem Gejammer übers Masken-Tragen zu Leibe

Das Publikum in Gelsenkirchens Kaue konnte sich nie sicher sein, plötzlich zur Zielscheibe von Benders Pointen zu werden.
Das Publikum in Gelsenkirchens Kaue konnte sich nie sicher sein, plötzlich zur Zielscheibe von Benders Pointen zu werden. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Ein Mikrofon in der Hand, mehr braucht der Mann nicht, um gut 90 Minuten lang zu unterhalten und seine Beobachtungen des Lebens zu teilen. Etwa das Gejammere von vielen in der aktuellen Pandemie, dass Masken im Gesicht die eigene Freiheit einschränkten. „So ein Quatsch. Die größte Einschränkung der persönlichen Freiheit ist doch die Straßenverkehrsordnung!“

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Um gleich noch einmal Corona zu thematisieren. Denn was habe der Franzose etwa zu Beginn von Corona daheim gebunkert? Rotwein und Kondome. Und der Deutsche? Klopapier und Hefe. „Backen und kacken“, so Benders Unverständnis gegenüber den eigenen Landsleuten.

Comedian macht sich in Gelsenkirchen auch gerne über sich selbst lustig

Der nur 1,62 Meter große Schnellsprecher aus der Nachbarstadt hält dem Publikum gerne den Spiegel vor. Aber immer humorvoll und nicht belehrend. Und er bringt die Leute zum Nachdenken. Etwa bei der Frage, warum man die Meerjungfrau Arielle unbedingt einer Ethnie zuschreiben will. Warum könnte sie nicht schwarz sein anstatt hellhäutig und mit roten Haaren, so wie im Disney-Fim? Dass jeder Arielle sein kann, sogar er selbst, zeigt Bender im Finale der Show höchstpersönlich, singend und albern verkleidet als eben genau diese Meerjungfrau.

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„Ich hab nur zwei Hände“ heißt sein aktuelles Programm. Der eigentlich in Wahrheit gar nicht so heißt. „Hans-Günther“ haben die Eltern ihn genannt, einfallslos nach dem Vornamen des eigenen Vaters. Was Bender davon hält? „Das ist kein Name, sondern Bestrafung!“ Das macht Bender aus: Er kann über sich selbst lachen. Um dann den Blick wieder auf seine Alltagsbeobachtungen zu lenken. Etwa auf den Trend, Duschgels hippe Namen zu verpassen. So wie „Leather & Cookie“. Da hat er für die kommende kalte Jahreszeit schon eine neue Duftnote als Vorschlag parat: „Winterreifen & Zimt“.