Gelsenkirchen. In Gelsenkirchen gibt es seit einigen Monaten eine Tierschutzkontaktstelle. Der Job bewegt sich zwischen Detektivarbeit und Konfliktberatung.

Ob es um tiefe Löcher auf der Hundewiese im Bulmker Park geht oder um Nachbarn, die ihren Hund angeblich misshandeln: „Wir möchten einfach nur für Mensch und Tier da sein, wenn es Probleme gibt“, sagt Cornelia Keisel und bringt damit auf den Punkt, was die neue Tierschutzkontaktstelle in Gelsenkirchen leisten soll. Im Oktober letzten Jahres ist sie offiziell gestartet. Und seitdem klingelt Cornelia Keisels Handy noch öfter, als es dies ohnehin schon getan hat.

Keisel ist bekannt wie ein bunter Hund in Gelsenkirchen, besonders unter Tierschützern: Sie arbeitet beim „Pfoten-Verband“, der sich für herrenlose Tiere einsetzt, sie versorgt über die „Tiertafel“ fast 1000 bedürftige Halter, packt nebenbei Pakete für die Ukraine-Hilfe in der Georgskirche, positioniert Tierschutz-Themen in der Stadtpolitik als Mitglied der zweiköpfigen Ratsgruppe „Tierschutz hier!“ – und nimmt jetzt auch Anrufe an die Tierschutzkontaktstelle entgegen. Eigentlich ist ihr Kollege Alexander Führer als Minijobber hauptverantwortlich für sie. „Aber mich kennen in der Stadt ein paar Leute mehr“, sagt sie. Mit ihr als erste Ansprechpartnerin werde die Tierschutzkontaktstelle auf noch mehr Probleme aufmerksam.

„Detektivarbeit“ bis „Konfliktberatung“: Das macht die neue Tierschutzkontaktstelle in Gelsenkirchen

Denn darum geht es bei der noch ziemlich neuen Adresse, die über einen politischen Antrag von „Tierschutz hier!“ ins Leben gerufen wurde: Die Tierschutzkontaktstelle gibt Tipps und Hinweise zur Tierhaltung, nimmt Beschwerden über tierunfreundliche Zustände in der Stadt entgegen, aber geht vor allem (auch anonymen) Hinweisen auf nicht artgerechte Haltung nach.

Bekommt sie einen Hinweis aus der Bevölkerung, dann beginnt für sie die „Detektivarbeit“: Dann überprüft sie beispielsweise, ob der Nachbar, dem vorgeworfen wird, viel zu selten mit seinem Hund Gassi zu gehen, sein Tier tatsächlich nur in der Wohnung lässt. Liegt tatsächlich ein schwerwiegendes Problem vor, dann schaltet sie das Veterinäramt zur Beschlagnahmung der betroffenen Tiere ein und agiert als Schnittstelle zu den zuständigen Behörden.

Tierschützerin Cornelia Keisel: „Freundlichkeit wird in Gelsenkirchen eher kleingeschrieben“

Bei einem ganz aktuellen Fall wurde die Tierschutzkontaktstelle aktiv, weil ein Gelsenkirchener verwaiste Katzen in seine Wohnung holte. Die Tiere sind allerdings nicht kastriert worden und erhielten auch sonst keine tierärztliche Behandlung, wie Cornelia Keisel erzählt. Also haben sich die Katzen unkontrolliert vermehrt – bis schließlich 16 Vierbeiner unter unwürdigen Bedingungen im Heim des Mannes wohnten. „Wir haben die Tiere mit seinem Einverständnis alle aus der Wohnung herausgeholt. Er soll jetzt ein Tierhalteverbot bekommen.“

Bekannteste Tierschützerin Gelsenkirchens: Cornelia Keisel ist auch für den „Pfoten-Verband“ und die „Tiertafel“ verantwortlich.
Bekannteste Tierschützerin Gelsenkirchens: Cornelia Keisel ist auch für den „Pfoten-Verband“ und die „Tiertafel“ verantwortlich. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Fünf bis zehn Anrufe gehen Keisel zufolge durchschnittlich pro Woche bei der Tierschutzkontaktstelle ein. Für die ohnehin so aktive Tierschützerin bedeutet das zehn bis 15 Stunden Mehrarbeit pro Woche. „Aber das ist für mich keine richtige Arbeit“, sagt sie – obwohl der Kontakt mit den Hinweisgebern nicht immer angenehm sei. „Freundlichkeit wird in Gelsenkirchen eher kleingeschrieben. Viele werden direkt laut, wenn sie mit uns sprechen.“

Schließlich gehe es bei den Anrufen nicht selten um aufgeheizte Konflikte, die beispielsweise zwei Nachbarn oder Ex-Partner miteinander haben. Dazwischen stehe dann häufig das Tier. „Da wirft eine Frau ihrem Ex, der den Hund aus der Beziehung behalten hat, zum Beispiel vor, dass er das Tier quält“, erzählt Keisel. Die Arbeit sei deshalb zu einem großen Teil auch „Konfliktberatung“.

So ist die neue Tierschutzkontaktstelle erreichbar – und das sollten Anrufende beachten

Die Tierschutzkontaktstelle ist erreichbar per Mail an tks-ge@web.de sowie telefonisch unter 0209 1555102 (Pfoten-Verband), 0151 18914113 oder 0163 2516236 (Cornelia Keisel). Die 57-Jährige bittet darum, dass alle Anrufenden möglichst genaue Angaben machen und ihre Anliegen nicht schwammig vortragen. „Wir brauchen genaue Informationen über die Beteiligten und den Ort, an dem es zu Problemen gekommen sein soll“, appellierte die Tierschützerin. Hilfreich sei eine exakte Adresse. So könnte die Tierschutzkontaktstelle schnellstmöglich aktiv werden.