Gelsenkirchen. Gelsenkirchen hat einiges vor, um den Bürgerservice zu beschleunigen. Warum der Gang zum Hans-Sachs-Haus bald seltener notwendig ist.

Bürgerservice-Dezernent Simon Nowack und Sozialdezernentin Andrea Henze wollen die Dienstleistungen der Stadt noch niedrigschwelliger gestalten. Im gemeinsamen WAZ-Interview kündigten die Stadträte an, dass bald ein sogenannter „mobiler Bürgerbus“ in Gelsenkirchen unterwegs sein soll. Zudem soll die Bearbeitung von Anliegen an den Bürgercentern durch Service-Terminals beschleunigt werden.

„Wir planen zwei Selbstbedienungsstationen im Hans-Sachs-Haus und im Rathaus Buer. Dort können dann schon mal selbstständig Passfotos aufgenommen oder Fingerabdrücke abgegeben werden. Das wird die Ausstellung von Dokumenten und die Arbeitsprozesse beschleunigen“, kündigte Simon Nowack an und zeigte sich hoffnungsvoll, „dass wir es schaffen, das in diesem Jahr umzusetzen.“

Bürgerbus: Stadt Gelsenkirchen will Dienstleistungen und Beratungen „vor der Haustür“ anbieten

Außerdem soll 2023 erstmalig der Bürgerbus in Gelsenkirchen unterwegs sein. „Er soll an verschiedenen Stellen der Stadt Halt machen und ein zusätzliches Beratungsgebot anbieten“, kündigte Nowack an. Ergänzt werden soll das durch Dienstleistungsangebote, die direkt im Bus wahrgenommen werden können – beispielsweise die Beantragung von Führungszeugnissen oder An- und Ummeldungen.

„Mit diesem Bus sollen auch Sozialleistungen in die Stadt ,ausgefahren’ werden“, ergänzte Andrea Henze. „Das heißt, man soll dort Informationen zu bestimmten Leistungen, aber auch Ausbildungsberufen oder Gesundheitsleistungen erhalten.“ Und das quasi vor der Haustür. Zurückgegriffen werden soll dabei auf die Erfahrung mit dem Impfbus während der Corona-Pandemie.

Sozialdezernentin Andrea Henze und Wirtschaftsförderungsdezernent Simon Nowack wollen den Bürgerservice in Gelsenkirchen noch niedrigschwelliger gestalten.
Sozialdezernentin Andrea Henze und Wirtschaftsförderungsdezernent Simon Nowack wollen den Bürgerservice in Gelsenkirchen noch niedrigschwelliger gestalten. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Auf einem Online-Kalender soll dann zu erkennen sein, welche Informationen es wann und wo in der Stadt gibt. „Damit verfolgen wir einen Quartiers-Ansatz“, so Henze. „Mit dem Ansatz, alle Leistungen im Rathaus zu bündeln, holt man dagegen nicht mehr alle ab. Wir wollen mit dem Bürgerbus dorthin, wo die Gelsenkirchenerinnen und Gelsenkirchener sind.“

„Kritische Situation“ im Bürgerservice Gelsenkirchen: Ausfallquoten um bis zu 70 Prozent

Im WAZ-Interview liefert Simon Nowack auch eine Bestandsaufnahme der aktuellen Situation im Bürgercenter und dem Straßenverkehrsamt. „Die Kfz-Zulassungsstelle haben wir im Griff. Da sind die Wartezeiten mittlerweile kürzer“, zeigte sich der CDU-Stadtrat zufrieden. „Im Bürgerservice dagegen hatten wir 2022 eine wirklich sehr kritische Situation, dort gab es zwischenzeitlich Ausfallquoten von 65 bis 70 Prozent. Die Corona-Pandemie ist heftig durch das Personal gefegt.“

Zwar könne eine bessere Digitalisierung das Personal entlasten, aber hier gehe die Umsetzung nicht so schnell wie erwünscht. „Deswegen hat die Bundesregierung auch die Frist dafür nach hinten gesetzt, alle Bürgerservice-Leistungen zu digitalisieren. Gesetzlich sind wir dazu aber aufgefordert“, so Nowack, der sich ein Vorankommen bei der Digitalisierung im Jahr 2023 durch 30 Millionen Euro an Fördergeldern vom Bund für das Projekt „Smart City“ verspricht. „Das wird man auch bei der Digitalisierung im Bürgerservice spüren.“

Im großen WAZ-Interview ziehen Henze und Nowack zudem Bilanz nach ihrem ersten Jahr im Amt – und sagen, wo sich die Situation für die Wirtschaft sowie für arme Menschen in Gelsenkirchen 2023 verbessern soll. Lesen Sie: Stadträte: Darum dauert Gelsenkirchens Entwicklung länger