Gelsenkirchen. In Deutschland wird es wieder kalt. Wer aus Angst vor hohen Nebenkostenabrechnungen nicht heizt, findet auf Gelsenkirchens „Wärmeinseln“ Hilfe.
Die Stadt Gelsenkirchen hat quer über das Stadtgebiet verteilt 13 sogenannte „Wärmeinseln“ eröffnet – ein Konzept, das nicht allein auf die räumliche Wärme abzielt. Denn hier sollen nicht nur all diejenigen, für die das Heizen zu Hause mittlerweile zu teuer geworden ist, ab jetzt etwa 21 Grad warme Gemeinschaftsräume vorfinden. Es geht hier auch „um die Seele, um Befindlichkeiten, um die Psychohygiene“, wie es Heike Lorenz von der Gelsenkirchener Diakonie umschreibt. Heißt: Menschen können sich hier aufwärmen – und erhalten bei Bedarf ein Beratungsangebot.
Die Diakonie und alle weiteren sozialen Träger der Wohlfahrtspflege haben sich mit der Stadt zusammengetan, um die 13 Anlaufstellen ins Leben zu rufen. Eingerichtet wurden die „Wärmeinseln“ an ohnehin bekannten Anlaufstellen der Wohlfahrtsträger – zum Beispiel im Mehrgenerationenhaus direkt neben der Heilig-Kreuz-Kirche an der Bochumer Straße 117, wo das Projekt jetzt auch vorgestellt wurde.
Für den offiziellen Start hat die Stadt auf wieder kältere Temperaturen gewartet. Schließlich zeigte sich der Winter in den letzten Wochen von seiner milderen Seite. Ungeachtet der auf Bundesebene geschnürten Hilfspakete, der jetzt wieder sinkenden Gaspreise und den bislang wenig frostigen Temperaturen bereite man sich in Gelsenkirchen jedoch weiter darauf vor, dass „viele Menschen Nöte haben und ihre Abschläge nicht zahlen können“, so Sozialdezernentin Andrea Henze. Die „Wärmeinseln“ seien hier ein Baustein.
„Wärmeinseln“ in Gelsenkirchen: Niemand muss seine Bedürftigkeit nachweisen
Denn wer eine „Wärmeinsel“ besucht, soll hier auch Fragen rund um das Thema Energie und Heizen beantwortet und ein Beratungsangebot für den Fall, dass das Geld nicht ausreicht, vermittelt bekommen. „Wenn man schon mal hier ist, also schon mal eine Schwelle übertreten hat, dann ist es für die Menschen sicher einfacher, Beratung anzunehmen und in Kontakt mit uns zu treten“, sagte Heike Lorenz. Deswegen sei das Angebot auch „ganz niederschwellig“ und an „keine Aufforderungen gebunden.“
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Das heißt: Niemand muss hier seine Bedürftigkeit nachweisen. „Wir rechnen damit, dass wir Personengruppen wie Alleinerziehende oder Senioren erreichen“, vermutet Andrea Henze. Unter diesen Menschen sei bei den Anlaufstellen der Wohlfahrtsverbände auch ein Bedarf für so ein Angebot signalisiert worden. Für Kinder wurden deshalb auch Spielmöglichkeiten an den jeweiligen Standorten geschaffen.
Aber wären die Orte nicht auch etwas für Obdachlose? „Wir glauben, dass sie die ,Wärmeinseln’ weniger aufsuchen werden, weil wir viele gesonderte Angebote haben, die in diesem Personenkreis gut bekannt sind“, ergänzt Henze. Weggeschickt werde aber natürlich niemand. Lesen Sie auch: Gelsenkirchen: Hier gibt es Hilfe für wohnungslose Menschen
Keine zusätzlichen Kosten für die „Wärmeinseln“ in Gelsenkirchen
Die Größe der „Wärmeinseln“ unterscheidet sich teils sehr, mancherorts ist für ein Dutzend Leute Platz, anderswo – wie etwa am Erich-Kästner-Haus in Erle – können sich 50 Leute auf einmal aufwärmen. Ob ein Standort überrannt wird und ob es anderswo einsam bleibt, will das Projekt-Team erstmalig nach zwei Wochen bilanzieren. Dann könnten gegebenenfalls noch Standorte ergänzt werden.
Sollte das Interesse insgesamt sehr gering sein, will die Stadt trotzdem erst einmal für den Rest des Winters an dem Projekt festhalten. Zusätzliche Kosten entstehen dadurch laut Henze nicht. „Die ,Wärmeinseln’ sind während der regulären Sprechzeiten der Wohlfahrtsträger geöffnet.“ Dementsprechend variieren auch die Öffnungszeiten. Während beispielsweise die „Wärmeinsel“ beim DRK-Kreisverband in Schalke-Nord wochentags von 8 bis 18 Uhr geöffnet hat, empfängt der Bauverein Falkenjugend im Jugendzentrum an der Schwalbenstraße in Beckhausen nur von 16 bis 19 Uhr Gäste (alle Öffnungszeiten unter gelsenkirchen.de/waermeinseln).
Stadt Gelsenkirchen schaltet Hotline zum Thema Energie
Parallel zum Start der „Wärmeinseln“ hat die Stadt auch gemeinsam mit dem Jobcenter neue Hotlines geschaltet. Hier kann Menschen, die Fragen zu Energiekosten haben oder aufgrund hoher Nebenkostenabrechnungen in Not geraten sind, ebenfalls geholfen werden. Erwerbsfähige Personen unter 67 Jahren können sich an die Hotline des Jobcenters wenden (0209/60509-123); wer eine Altersrente bezieht oder dauerhaft erwerbsgemindert ist, kann sich bei der Hotline der Stadt melden (0209/169-9699). Beide Hotlines sind montags und mittwochs zwischen 8.30 Uhr und 15.30 Uhr sowie freitags zwischen 8.30 Uhr und 12.30 Uhr erreichbar.