Gelsenkirchen. Der Hammer fällt – Zwangsversteigerungen in Gelsenkirchen: Ein Haus an der berühmten Schalker Meile ist sogar für einen Euro zu haben.
Ausgerechnet an einem der bedeutendsten Orte der deutschen Fußballgeschichte erhebt sich ein knallgelbes Haus - an der Schalker Meile. Was eingefleischte Königsblaue erbost schnauben lässt, könnte schon bald Geschichte sein. Denn die Immobilie kommt unter den Hammer. Und das zu einem Schnäppchenpreis: für einen Euro. Zumindest für einen Teil des grellen Komplexes.
Knallgelbes Haus an der Schalker Meile wird zwangsversteigert
Gut sieben Jahre nach einer Wurf-Attacke mit blauen Farbbeuteln scheinen für den Stein des Anstoßes die Tage gezählt zu sein. Am Freitag, 3. Februar, zwischen 8.30 und 10 Uhr, erhält der oder die Höchstbietende im Saal 212 im Gelsenkirchener Justizzentrum den Zuschlag für das Wohn- und Geschäftshaus.
Interessierte sollten dabei wissen: Der grelle Wohnkomplex an der Kurt-Schumacher-Straße wird zweigeteilt an den Mann oder die Frau gebracht. Für die Hausnummer 126 wird ein Verkehrswert von einem Euro angesetzt, für die Hausnummer 124, die sich bis in die Uechtingstraße hineinzieht, sind 385.000 Euro aufgerufen.
Vielleicht gehört zu den Bietern auch die Stadt Gelsenkirchen selbst, sie kann im Kampf gegen Schrottimmobilien Erfolge verzeichnen und hat jüngst den Zuschlag für bis zu 100 Millionen Euro an Fördergeldern bekommen, um 3000 Schrottwohnungen vom Markt zu nehmen und Klimaschutz zu gestalten.
Farbbeutel-Attacke auf grellgelbes Haus an der Schalker Meile war Thema bei Eurosport
Übrigens: Der Farbangriff schaffte es 2016 bis in eine Live-Sendung von Eurosport. Ingo Anderbrügge hatte Verständnis für den Frust vieler Schalker Fans über dieses Sakrileg. Der Uefa-Cup-Sieger hob die intensiven Bemühungen und Investitionen von Schalke und der Stadt hervor, die Schalker Meile aufzupeppen. Und sagte mit Blick auf das gelbe Gebäude: „Da wundert man sich nicht.“ Für Patrick Owomoyela kamen seinerzeit nur drei Gründe in Frage, er sagte schmunzelnd: „Entweder war da jemand extrem mutig, hatte guten Geschmack oder ist ein Komiker.“
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Den Unterschied macht der Zustand der von „Leerstandsverwahrlosung“ betroffenen Häuser aus. Bei dem Haus ums Eck (Wohnfläche 539 Quadratmeter, je zwei Wohnungen im 1. OG, 2. OG und DG, zwei Gewerbeeinheiten im EG, Fläche: 180 Quadratmeter) ist von „kleineren Schäden und Mängeln“ im Exposé die Rede, für deren Beseitigung ein geschätzter Betrag von rund 27.500 Euro zu investieren ist.
Dagegen ist der Frontabschnitt (Wohnfläche 294 Quadratmeter, Gewerbefläche 92 Quadratmeter) zur Hauptverkehrsstraße in einem „desolaten, baufälligen und vereinzelt abbruchreifen Zustand“. Der angesetzte Sanierungs- und Modernisierungsaufwand liegt bei circa 758.000 Euro, ein Abriss (Kosten ca. 66.000 Euro) erscheint demnach unter wirtschaftlichen Aspekten sinnvoller.
Von Zwei-Zimmer-Eigentumswohnungen bis hin zu großen Häusern mit Gartenland
Wer auf der Suche nach Eigentumswohnungen oder Häusern ist, der kann sich im Januar im Übrigen noch nachträglich bescheren. Und so den persönlichen Traum von der eigenen Immobilie wahr werden lassen – vielleicht sogar zu preiswerteren Konditionen als derzeit am Markt üblich. Preisspannen bei den anstehenden Zwangsversteigerungen: 35.000 Euro bis 569.000 Euro.
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Insgesamt drei Eigentumswohnungen kommen am 13. Januar (10 bis 11.30 Uhr) beziehungsweise am 20. Januar unter den Hammer. Bei den ersten beiden Immobilien an der Ruhrstraße 40 in Schalke handelt es sich um eine Zwei- und eine Vier-Zimmer-Wohnung mit 52 Quadratmetern (2 Zimmer, Küche, Flur, Bad, WC, Balkon, Keller) respektive mit 99 Quadratmetern Wohnfläche (4 Zimmer, Küche, Diele, Bad, WC, Abstell-, Hauswirtschafts- und Vorratsraum). Verkehrswert: 35.000 Euro bzw. 68.000 Euro. Zustand: „mäßig“ und „verwahrlost“.
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Besser in Schuss, und daher als „normal“ klassifiziert im Gutachten, ist eine Zwei-Zimmer-Eigentumswohnung an der Heistraße 106 im Stadtteil Erle, für die am 20. Januar (10 Uhr, Saal 202) ein neuer Besitzer oder eine neue Besitzerin gefunden werden soll. Auf 64 Quadratmetern verteilen sich Diele, Bad, Küche, Wohn- und Schlafzimmer sowie ein Balkon. Verkehrswert: 80.000 Euro.
Wer mehr zu investieren imstande ist, für den könnten zwei Mehrfamilienhäuser nebst angeschlossenem Gartenland auf rund 3000 Quadratmetern Grundstücksfläche infrage kommen. Die beiden baugleichen Häuser befinden sich am Forstweg 44 und 46 in Scholven. Der zur Verfügung stehende Wohnraum beträgt insgesamt 778 Quadratmeter.
Haus 44 weist jeweils zwei Wohnungen zwischen 44 und 70 Quadratmetern Wohnfläche auf, verteilt auf Erd-, Ober- und Dachgeschoss. In Haus 46 befindet sich eine große Wohnung (140 Quadratmeter) im EG, die Einheiten im OG und DG liegen zwischen 52 und 70 Quadratmetern. Verkehrswert: 569.000 Euro. Zustandsbeschreibung: „einfach“, in Teilen „schadhaft“.