Gelsenkirchen-Ückendorf. Inge und Alfred Stein leben das Ehrenamt. Die beiden sind einigen Menschen in Gelsenkirchen aber sicher wohl noch wegen etwas anderem bekannt.
Sie sind schon ein besonderes Paar, diese beiden. Und irgendwie sind sie auch besondere Gelsenkirchener – mit der Liebe zu ihrem Quartier, ihrem Viertel und den Menschen, die dort leben. Inge und Alfred Stein leben schon seit Jahren im Ruhestand, dabei aber ein ganz und gar nicht ruhiges Leben. Die Ückendorfer leben das Ehrenamt – und so wurde die WAZ ja auch erst auf sie aufmerksam.
Inge und Alfred Stein wurden von ihrem Tanzclub TSC Blau-Weiss Gelsenkirchen für eine Verlosungsaktion der Redaktion vorgeschlagen. Es galt, einfach mal „Danke“ zu sagen. Die beiden gewannen Karten für die Premieren-Vorstellung des Gelsenkirchener Weihnachtscircus und gleich dazu noch ein Interview mit der Zeitung.
Gelsenkirchener Ehepaar: Das sind die guten Engel aus Ückendorf
Die beiden sind wohl bekannt und zudem sehr beliebt: Inge und Alfred Stein sind regelmäßige Gäste, nein, Unterhalter im Caritas-Altenzentrum St. Anna. Immer wieder donnerstags steuern sie die Räume dort an, singen mit den Bewohnern, schenken Aufmerksamkeit, Freude und ziemlich oft auch ein Lachen. Seit mehr als einem Jahrzehnt gehören die 74-Jährige und der 73-Jährige fest zum Wochen-Unterhaltungs-Plan der einzelnen Stationen.
Und wenn sie mal nicht reindürfen, wegen Corona zum Beispiel, dann bleiben sie eben draußen und die Senioren singen mit von den Balkonen. „Da kommt das singende Ehepaar wieder“ – mit diesen Worten werden die beiden dann auch gerne mal empfangen. „Wir sind aber nicht Marianne und Michael“, erzählt Inge Stein lachend, das würde sie manches Mal auch so sagen. Das sei einfach nur schön, wenn sie schon mit Applaus empfangen werden – „das macht so viel Freude, für die Menschen da zu sein, die oftmals nichts anderes haben als uns“, sagen die Steins.
Über die Gelsenkirchener Ehrenamtsagentur sind sie damals zu St. Anna gekommen und eigentlich war es auch ein kleiner Schicksalsschlag: Im März 2011 erkrankt Alfred Stein schwer am Herzen, es steht ernst um ihn. Er kommt wieder auf die Beine, in ihm wächst eine Idee: „Ich wollte einfach unserem Herrgott ,Danke’ sagen“, von dem Guten, was ihm widerfuhr, etwas zurückgeben.
Und es ist ja nicht nur das singende Ehepaar, das die beiden ausmacht, die Steins tanzen seit 25 Jahren beim TSC Blau-Weiss Gelsenkirchen, sind stets zur Stelle, wenn es irgendetwas zu helfen gibt, sei es bei Festen, Feiern oder anderen Veranstaltungen. Alfred Stein singt in zwei Chören, auch dort sind die beiden Steins immer da, wenn helfende Hände gebraucht werden, ebenso beim Großvater-Verein in Ückendorf – „Wir haben gerne Menschen um uns herum“, gibt Manfred Stein an diesem Morgen als einfache Erklärung an. Aber sicher ist es noch viel mehr.
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Wer vor Jahren gerne auf den Gelsenkirchener Hauptmarkt gegangen ist, der muss sich noch an die Steins, diese Ur-Ückendorfer, erinnern. 1982 haben sie sich mit der eigenen Fleischerei selbstständig gemacht. Und das war harte, körperliche Arbeit: „Jeden Morgen um 4 Uhr schellte der Wecker“, erinnert sich Alfred Stein. Denn es galt an fünf Tagen in der Woche: Ab auf den Markt! Auch in Kupferdreh standen sie mit ihrem Wagen, aber in Gelsenkirchen war es immer heimeliger.
„Maloche“ nennen sie das, was sie bis 2009 machten: Nicht nur verkaufen, sondern auch alles andere, was dazugehört, wenn man eben einen Markt beschickt. Schnell hatten die Steins und ihr Fleisch eine treue Kundschaft. Die aber irgendwann auch einfach mal nur zum Quatschen kam, morgens um 8 Uhr an den Marktstand, mal gucken, was die Steins so zu erzählen haben. 200 bis 300 Kunden seien manchmal samstags gekommen.
Mit dem eigenen Wagen auf dem Gelsenkirchener Hauptmarkt
Sie bekommen zwei Söhne, die mittlerweile erwachsen sind. Wie nebenbei kaufen sie im Jahr 1986 ein Haus, ihr Haus – sieben Jahre Umbau, zehn Jahre keinen Urlaub. Morgens Markt, nachmittags Familie und all die Dinge, die liegenblieben. „Zum Glück kam die Schwiegermutter jeden Morgen“, erinnern sich die beiden Steins. Sie sorgte für die Kinder und die Stärkung am Nachmittag. Ohne diese Unterstützung wäre es schlicht nicht gegangen.
Alfred und Inge Stein, „meine Inge“ und „mein Alfred“, sie lernen sich 1964 beim Jugendtanz in der Kirche kennen. „Das war Liebe auf den ersten Blick“, erinnert sich die 74-Jährige und auch an den „schwarz-gelockten Jüngling“, damals nicht ahnend, dass sie mit diesem Menschen ihr Leben leben wird. 1970 heiraten sie, das Gold-Paar antwortet auf die Frage nach dem langen Glück: „Wir machen alles zusammen, man muss dem Partner nur seinen Freiraum lassen.“
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Vielleicht ist es aber auch das: Diese beiden Engel aus Ückendorf (so werden sie doch bestimmt längst genannt) ticken halt einfach gleich. Sie seien sehr gesellig, würden gerne reden, quatschen, was sie früher auf dem Markt gemacht haben, passiert nun eben anderorts. Zum Beispiel hier: „Wenn wir über die Bahnhofstraße gehen, dauert das immer sehr lange.“