Gelsenkirchen. Die Nosferatu-Spinne hat sich auch 2022 in Gelsenkirchen weiter ausgebreitet. Im Frühjahr 2023 kann man sich über neue Spinnenbabys „freuen“.

Die Nosferatu-Spinne: Sie war das Gesprächsthema des Jahres aus der Tierwelt – obwohl Experten für Flora und Fauna stetig zur Gelassenheit mahnen und betonen, dass der Achtbeiner weniger gefährlich ist, als es den Anschein macht. Das sieht auch Rainer Stawikowski vom Naturschutzbund (Nabu) Gelsenkirchen so. Auch er traf auf eine Nosferatu-Spinne – nicht 2022, sondern bereits vor vier Jahren.

„Einem Exemplar dieser zwar großen, somit auffälligen und sicher irritierenden, aber harmlosen Spinne begegnete ich am 19. August 2018 in meinem Wohnzimmer“, weiß der Krabbeltierfreund noch genau. „Harmlos“ nennt Stawikowski das Tier, da es zwar giftig ist und die Haut der Menschen durchdringen kann, der Schmerz aber weniger schlimm ist als ein Wespenstich. Festgehalten hat er den Fund von damals auf einem Foto. Dass es sich bei der Spinne tatsächlich um einen Vertreter der „Zoropsis spinimana“ handelt, sei ihm dann sogar vom Landesfachausschuss Insektenkunde des NABU bestätigt worden, „und dass es sich bei ,meinem’ Exemplar um ein Männchen handelt.“

Seitdem die WAZ Gelsenkirchen im September 2022 darüber berichtete, wie viele Sichtungen der Nosferatu-Spinne auf Seiten wie Naturgucker.de eingetragen wurden, sind auf dem Online-Portal nicht viel mehr Funde hinzugekommen - keine im Dezember, nur wenige im November. Versteckt sich die eingewanderte Kräuseljagdspinne bei den derzeit eisigen Temperaturen?

Das macht die Nosferatu-Spinne im Winter

Rainer Stawikowski hat sich belesen: „Die Weibchen der Spinne können ein bis 1,5 Jahre alt werden. Nach der Eiablage in Kokons im Spätsommer oder Herbst können sie in frostfreien Verstecken überwintern, gern in Häusern.“

Dieses spektakuläre Bild von der Nosferatu-Spinne ist 2022 in Gelsenkirchen entstanden.
Dieses spektakuläre Bild von der Nosferatu-Spinne ist 2022 in Gelsenkirchen entstanden. © Patrick Spliethoff

Roland Mühlethaler, Nabu-Spinnenexperte, bestätigt dies – wobei er ergänzt, dass die Sache mit dem Nachwuchs durchaus wetterabhängig ist. „Wenn es kälter ist, läuft das langsamer ab. Die Eier im Kokon überdauern den Winter und schlüpfen dann im Frühjahr. Wenn der Kokon drinnen angebracht ist, dann hat man im nächsten Jahr dann Spinnenbabys.“

Bei eisigen Temperaturen, wie sie derzeit herrschen, hätten die Tiere draußen keine Überlebenschance. Der kalte Winter „wird die Bestände deshalb auch dezimieren“, weiß Mühlethaler. „Aber verschwinden wird die Art nicht mehr, dafür bieten wir in den Städten genug warme Räume.“

Experte: Nosferatu-Spinne ist nicht gerade aggressiv

Dass die wärmeliebenden Tiere aus dem Mittelmeerraum dort ihre Eier hüten, wo man gemütliche Weihnachtsabende verbringen möchte, ist laut Mühlethaler aber unwahrscheinlich. „Sie verstecken sich da, wo es ruhig ist und sich nicht so viel aufgehalten wird, zum Beispiel in einer Ecke in der Garage, wo seit Jahren niemand mehr aufgeräumt hat“, sagt der Spinnen-Experte. „Denn Spinnen kommunizieren über Vibrationen.“ Da ist das Alltagsgetöse von Menschen nicht so angenehm.

Wer doch einen der kugeligen Kokons mit Eiern entdeckt, muss sich sicher sein, dass ein Aussetzen der Tiere draußen derzeit „den Tod für sie bedeutet“, so Mühlenthaler. „Ich plädiere dafür, dass man sie einfach lässt. Die Tiere tun ja nichts. Es hat viele Sichtungen gegeben, aber ich habe nie gehört, dass jemand gebissen wurde. Die Nosferatu-Spinne ist wirklich nicht gerade aggressiv.“