Gelsenkirchen. Gelsenkirchener Galerist Jürgen Heitbreder hat ein Friedensprojekt für Berufskollegs und Schulen entwickelt, bei dem Udo Lindenberg mitmacht.

Auf den ersten Blick ist es ein neues, unterrichtsbegleitendes Buch, das künftig an Berufskollegs und weiterführenden Schulen zum Einsatz kommen soll. Bei genauerem Hinsehen entpuppt sich „Peace X Peace“ aber als Fundament eines Friedensprojektes, mit dem der Gelsenkirchener Galerist und Buchherausgeber Jürgen Heitbreder möglichst zahlreiche Schülerinnen und Schüler in ganz NRW erreichen will. Der erfolgversprechende Anfang ist bereits gemacht. Ein möglicher Grund dafür: Sogar der deutsche Rockstar Udo Lindenberg unterstützt die gute Sache.

Das Ziel: In aufwühlenden Zeiten den inneren Frieden wiederfinden

Kult-Musiker Udo Lindenberg unterstützt das Gelsenkirchener Friedensprojekt „Peace X Peace“ und steuerte einige seiner „Udogramme“ bei, die Teilnehmenden als Inspirationsquelle für den Unterricht dienen soll.
Kult-Musiker Udo Lindenberg unterstützt das Gelsenkirchener Friedensprojekt „Peace X Peace“ und steuerte einige seiner „Udogramme“ bei, die Teilnehmenden als Inspirationsquelle für den Unterricht dienen soll. © Marcelo Hernandez / FUNKE Foto Services

Es sind sehr, sehr schwierige Zeiten: Krise folgte zuletzt auf Krise – mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine als katastrophale Zuspitzung. Dieser hatte auch massive Auswirkungen auf unser Alltagsleben. Vor allem jüngere Menschen gerieten in den Sog einer gedanklichen Negativspirale, aus dem es kaum ein Entrinnen zu geben schien. Um so wichtiger sei es in einer solch aufwühlenden Lebensphase, dass gerade junge Menschen zumindest ein Stück weit ihren inneren Frieden wiederfinden könnten, betont der in Erle lebende Galerist. Und sein Friedensprojekt solle zumindest einen kleinen Beitrag dazu leisten.

Die Grundidee: Heitbreder suchte den Kontakt zu vier renommierten Künstlern bzw. ihren Nachkommen. Er bat sie, neue Kunstwerke anzufertigen oder bereits fertiggestellte zur Verfügung zu stellen, die sich allesamt rund um das Thema Frieden drehen. Diese Bilder und Gemälde sollen Schülerinnen und Schülern als Vorlage dienen, um im Unterricht daraus dreidimensionale Skulpturen zu fertigen – egal, ob aus Stahl, Beton oder Holz.

Friedensprojekt lässt sich an Berufskollegs und weiterführenden Schulen umsetzen

Diese Idee lasse sich zum einen an Berufsschulen verwirklichen, so der Projektinitiator: Angehende Tischler oder gestaltungstechnische Assistenten könnten im Fachunterricht den praktischen Teil umsetzen. Doch für Heitbreder gehört auch ein theoretischer Überbau dazu: So könnte im allgemeinen Unterricht an den Berufsschulen, etwa in Deutsch oder Religion, darüber gesprochen werden, wie es der Kunst gelingen kann, auch Friedensbotschafterin zu sein. Doch auch solche weiterführende Schulen, an denen etwa im Technikunterricht auch praktisch gearbeitet wird, könnten sich beteiligen, so Heitbreder.

Die vier beteiligten Künstler, deren Werke als Vorlage dienen, sind Otmar Alt, der 2019 verstorbene Josef Lange-Grumfeld, Indrek Paul Kostabi und eben Udo Lindenberg. Letzterer hat einige seiner „Udogramme“ zur Verfügung gestellt. Dahinter verbergen sich kleine, comicartige Zeichnungen aus der Feder des Musikers, der zusätzlich über ein künstlerisches Talent verfügt. „Es war gar nicht so leicht, Kontakt zu ihm zu bekommen“, blickt Heitbreder zurück.

Ein bekennender Fan von Schalke 04 und den Rolling Stones

Auch diese Kunstwerke von Otmar Alt sollen den Teilnehmenden des Friedensprojektes für den Unterricht als Inspirationsquelle dienen.
Auch diese Kunstwerke von Otmar Alt sollen den Teilnehmenden des Friedensprojektes für den Unterricht als Inspirationsquelle dienen. © Ingo Otto

Doch der Besitzer der Gelsenkirchener Galerie „H-Art-line“, nach eigenem Bekunden ein flammender Fan des FC Schalke 04 und der Rolling Stones, blieb hartnäckig und schaffte es schließlich. „Und Udo gab seine Werke nicht nur zur Veröffentlichung im Buch frei, sondern einzelne dürfen auch als Inspirationsquelle für die Schüler-Skulpturen genutzt werden“, erklärt Heitbreder.

Als erste Unterrichtsstätte hat das Berufskolleg Bocholt-West bereits angebissen. Der dortige Lehrer und Projektleiter Gregor Gehling war auch maßgeblich an der Umsetzung der Idee beteiligt. Auch die Zentren für Lehrerausbildung in Duisburg, Essen und hier in Gelsenkirchen wollen am Projekt teilnehmen. Und auch das NRW-Bildungsministerium plant einen Beitrag in einem Amtsblatt, die allen Schulen in unserem Bundesland zur Verfügung gestellt wird. „Ich würde mich freuen, wenn noch zahlreiche weitere Schulen mit aufspringen würden und das Projekt auch in weiteren Bundesländern angenommen wird“, formuliert Heitbreder seine Wünsche.

Interessierte Schulleitungen und Lehrer können Kontakt aufnehmen

Schulleitungen, Lehrerinnen und Lehrer, die sich für dieses Projekt interessieren, erhalten Kontakt per E-Mail an: . Das Buch „Peace X Peace“ ist dort aber auch für Privatpersonen, Kunstinteressierte und Lindenberg-Fans zum Selbstkostenpreis von 20 Euro erhältlich. „Geld verdienen will ich damit überhaupt nicht“, betont Heitbreder. „Ich möchte viel mehr, dass sich junge Leute mit der Kunst beschäftigen und eine Haltung dazu entwickeln.“

Zur Person

Jürgen Heitbreder ist ehemaliger Fachleiter am Studienseminar Gelsenkirchen und ehemaliger Lehrer am Berufskolleg für Technik und Gestaltung in Gelsenkirchen (früher: Georg-Kerschensteiner-Schule in Buer). Eine Umsetzung dort wäre naheliegend und wünschenswert, so Heitbreder, der seit etwa fünf Jahren als Galerist und Autor von Kunstbüchern tätig ist. Der Projektinitiator bietet interessierten Schulen auch an, Idee und Konzept persönlich vor Ort vorzustellen.

„Die Friedenserziehung gehört zu den bedeutendsten Aufgaben in unserer heutigen Gesellschaft“, sagt Heitbreder. „Insbesondere in den Schulen muss durch eine gezielte Ausrichtung der Bildungsarbeit der Gewaltverherrlichung, Diskriminierung und Unterdrückung von Minderheiten entgegengewirkt werden.“