Gelsenkirchen. Unter Federführung von Emschertainment soll es mindestens 40 Veranstaltungen in der Kaue Gelsenkirchen geben. Was das für die freie Szene heißt.
Nach langen Diskussionen, unterschiedlichen Ansprüchen der Parteien und Informationsdefiziten scheint es nun einen weitgehenden Konsens über den Weiterbetrieb der Kaue an der Wilhelminenstraße als Veranstaltungsstätte zu geben. Aufgrund von Anträgen der SPD und der Grünen mit der FDP nahmen Kulturverwaltung, Stadtwerkechef Harald Förster und Emschertainment-Geschäftsführer Helmut Hasenkox im Kulturausschuss in seiner November-Sitzung Stellung dazu. Und räumten dabei auch manche Unklarheit aus, die zu Zweifeln am Konzept seitens FDP und Grünen geführt hatten.
Mindestens 40 Veranstaltungen im Jahr
Der Vorschlag der Stadtwerke lautet, die Rollen mit der Stadt zu tauschen. Soll sagen: Die an den Eigentümer Vewo zu zahlende Miete und die Betriebskosten in Höhe von brutto 131.000 Euro im Jahr übernimmt die Stadt. Die Stadtwerke bezahlen im Gegenzug mindestens 40 Veranstaltungen im Jahr, die von Emschertainment organisiert werden. Das soll auch für die ebenfalls ausdrücklich erwünschten Veranstaltungen der freien Szene in der Kaue gelten. Für die wäre dann auch direkt die Emschertainment Ansprechpartner.
Damit sei auch den Veranstaltern der freien Szene sehr geholfen, wenn sie auf die professionellen Strukturen inklusive Technik von Emschertainment zurückgreifen können, versicherte Hasenkox in der Sitzung. Schließlich biete die Kaue Platz für 300 Gäste: „Diese Konditionen für die Freien sind hier besser als in den Nachbarstädten und wer nur die operativen Kosten für das, was er tut, tragen muss, und das nicht leisten kann, für den ist die Kaue auch überdimensioniert. Die freie Szene hier ist nicht mehr so stark wie früher, sie muss sich erst weiter entwickeln.“ Und für die mögliche Unterstützung durch Fördergelder für besondere Projekte sei die Abstimmung mit dem Kulturreferat eng genug, versicherte er.
Förster zum Vorschlag, die Kaue zu kaufen: „Da setzen Sie sich auf ‘ne Handgranate“
Kulturreferatsleiterin Andrea Lamest bestätigte den hohen Wert der Dienstleistung des Profi-Veranstalters und wertete die Umstellung als guten Weg. Den Vorschlag, das Gebäude zu kaufen um einen langfristigen Betrieb zu sichern, konterte Harald Förster so: „Da setzen Sie sich auf ‘ne Handgranate. Dafür müsste man das Gebäude zunächst sehr aufwendig marktgerecht sanieren. Ich empfehle unbedingt, Mieter zu bleiben.“ Aus diesem Grund sei es auch richtig, den Mietvertrag stets auf drei Jahre mit Verlängerungsoption abzuschließen.
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Überrascht zeigte sich Grünen-Sprecherin Adrianna Gorczyk im Ausschuss über die klare Ansage von Emschertainment, komplett auf die Emscher-Lippe-Halle als Veranstaltungsort verzichten zu wollen, da die Halle technisch völlig veraltet und daher nicht mehr wirtschaftlich bespielbar sei. Dieses Nicht-Wissen sei ein Grund gewesen, an den ausreichenden Personalkapazitäten von Emschertainment zu zweifeln, um auch den Weiterbetrieb der Kaue hinreichend garantieren zu können.
Emschertainment auf Kaue als Spielort angewiesen
Emschertainment selbst sei, so Hasenkox, für Veranstaltungen mit bis zu 300 Gästen auf die Kaue angewiesen. „Die Heilig-Kreuz-Kirche wäre dabei nur bis zu 40 Prozent besetzt. Das lohnt nicht. Außerdem dürfen wir laut Förderbescheid nur eine begrenzte Zahl dieser Veranstaltungen dort durchführen.“
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Genauere Ausführungsbestimmungen zu den Konditionen für Veranstaltungen müssen nun noch ausgearbeitet werden. Die SPD sieht im neuen Konzept ihren Vier-Punkte-Plan zur Zukunft berücksichtigt und auch CDU, Grüne und FDP zeigten sich zuversichtlich. Um das Verfahren zu beschleunigen, beantragten SPD und CDU auch noch, die für die Betriebskosten notwendige Summe noch in den Haushaltsplan 2023 aufzunehmen. Ein entsprechender Antrag soll im Hauptausschuss eingebracht werden. Die notwendige Summe müsse noch überprüft werden, so SPD-Sprecher Taner Ünalgan.
Im Rahmen der Haushaltsverhandlungen stellte die FDP noch einen weitergehenden Antrag: Die Kaue soll neben der Nutzung durch Emschertainment in den nächsten fünf Jahren sukzessive zu einem Künstler-Start-Up-Zentrum aufgebaut werden. Die Konzepte dafür sollen demnach die Verwaltung in Kooperation mit der freien Szene, Emschertainment und der Vewo erarbeiten. Als Anschubfinanzierung sollen 10.000 Euro in den Haushalt eingestellt werden. Profitieren sollen davon Studierende beim Wechsel in die Selbstständigkeit. Ihnen soll dann in der Kaue das an der Uni meist zu kurz gekommene Basiswissen in Management und Marketing für den Berufseinstieg vermittelt werden.