Gelsenkirchen. Kantorei und Musikverein Gelsenkirchen führen mit 100 Akteuren das Weihnachtsoratorium auf; in drei Varianten. Welcher Gedanke dahintersteht.
Gleich dreimal singen und spielen sie es in diesem Advent in Gelsenkirchen, das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach. Es ist ein Großprojekt, das sich der Musikverein Gelsenkirchen, die Kreiskantorei unter Leitung von Andreas Fröhling und insgesamt vier Chöre aus der Stadt gemeinsam mit dem Projektorchester Gelsenkirchen vorgenommen haben. Es werden nämlich drei verschiedene Varianten des Oratoriums sein, jeweils mit den ersten drei Kantaten. Den Auftakt macht am kommenden ersten Adventssonntag, 27. November, ein Konzert in der Altstadt-Kirche im Stadtsüden unter dem Titel „Neu gedacht“.
Mit Erklärungen, um auch weniger kundige Zuhörer mitzunehmen
Es dürfte die ungewöhnlichste Variante sein, die auch weniger in der Oratoriumswelt kundige Musikliebhaber mitnehmen will. Es gehe ihnen darum, das Publikum einzuführen in dieses Genre, ihnen die Geschichte des Oratoriums zu erzählen und für dieses Kulturgut zu begeistern, so Fröhling. An die 100 Akteure – Sänger, Musiker und ein Sprecher – sind bei dieser besonderen Aufführung beteiligt. „Es werden die drei Kantaten zu hören sein, nur zwei Arien fehlen“, versichert Andreas Fröhling. „Aber ein Sprecher wird den Evangelientext vortragen, den Text des Solisten zitieren. Wir wollen an die Musik Bachs heranführen, Zusammenhänge schaffen. Und die Ohren öffnen für alte Musik“, so Fröhling. Dabei gehe es auch um eine spirituelle Auseinandersetzung, eine Einbettung des „Jauchzet und frohlocket“, die so schlecht in unsere Zeit zu passen scheint.
Moderne Musikbeispiele helfen beim Einstieg
„Das kann man ja nicht mehr als selbstverständlich voraussetzen, dass Menschen Musik und Hintergrund kennen. Wir inszenieren das Oratorium mit Monologen und Dialogen für verschiedene Zielgruppen, um dieses Kulturgut lebendig zu erhalten“, ergänzt Jannine Koch, die erste Vorsitzende des Musikvereins. Es ist das erste Großprojekt nach der Coronapause, obwohl zumindest der Musikverein auch in der Pandemie durchgängig geprobt hat, wenn auch lange Zeit nur online. „Da hat Juliano Suzuki Großartiges geleistet, das war bei den meisten Chören anders“, schwärmt Koch. Zur Einführung und Kommentierung gehören auch kurze musikalische Ausflüge zu modernen Stücken von Olivier Messiaen und Charles Ives, einem US-Komponisten und Bach-Kenner, beide aus dem 20. Jahrhundert.
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Wer sich ausschließlich auf die klassische Aufführung der ersten drei Kantaten von Bachs Weihnachtsoratorium konzentrieren möchte, hat dazu am dritten Adventssonntag, 11. Dezember, ab 18 Uhr in der Dreifaltigkeitskirche in Erle an der Cranger Straße 327 die Gelegenheit. In der gleichen Besetzung wird dann das Original aufgeführt, vom Projektorchester mit Solisten, dem Konzertchor des Musikvereins Gelsenkirchen, dem Madrigalchor Buer und der Gelsenkirchener Kantorei, an der Orgel Andreas Fröhling.
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Zwei Stunden davor, also ab 16 Uhr, am gleichen Tag und gleichen Ort gibt es eine weitere Variante, die eigens auf ein junges Publikum zugeschnitten ist: ein moderiertes Kinderkonzert mit Ausschnitten aus dem Weihnachtsoratorium steht dann auf dem Programm, in das das junge Publikum – wie etwa auch in den Familienkonzerten im Musiktheater im Revier – aktiv eingebunden wird. Ob MiR-Moderator Roland Vesper selbst durch den Nachmittag führen kann, steht noch nicht fest. Mit von der Partie ist bei diesem Konzert auch ein Schülerchor des Annette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasiums.
Termine und Ticketpreise
Karten für die drei Konzerte gibt es im Vorverkauf und an der Abendkasse. Der Vorverkauf läuft über die Buchhandlung Junius, Sparkassenstraße 4, Hollmann Buch & Presse am Goldbergplatz 3 sowie die Basso-Reinigung an der Cranger Straße 279.
Für das „Neu gedacht“-Konzert am 27. November ab 17 Uhr in der Altstadt-Kirche, Heinrich-König-Platz, kosten die Tickets 15/ reduziert 10 Euro. Für das Kinderkonzert am 11. Dezember, 16 Uhr in der Dreifaltigkeitskirche 10 Euro/ für Kinder, Studierende und GE-Paß-Inhaber 5 Euro. Die klassische Konzertvariante am 11. Dezember um 18 Uhr in der Erler Dreifaltigkeitskirche kostet 20 /15 Euro Eintritt.
Die Organisatoren hoffen auf rege Nachfrage ihres Dreifach-Angebotes, gern auch als Gesamtpaket. „Es ist wichtig, auch für die Stadtgesellschaft zu erfahren, wie viele qualitativ hochwertige Angebote es von Kultur schaffenden Akteuren aus der Stadt gibt, statt einfach fremde Produktionen einzukaufen“, versichert Jannine Koch.