Gelsenkirchen. „Die braven Klassen fand ich immer langweilig“: Herr Schröder, Ex-Deutschlehrer und Comedian, gastiert mit „Instagrammatik“ in Gelsenkirchen.
Der Comedian, Autor und ehemalige Deutschlehrer Johannes Schröder nimmt sich in seinem aktuellen Solo-Programm das „streamende Klassenzimmer“ kräftig zur Brust. Seinen Abend mit dem Titel „Instagrammatik“ präsentiert „Herr Schröder“, Jahrgang 1974, am Donnerstag, 24. November, um 20 Uhr in der Kaue. Die WAZ sprach mit dem gebürtigen Berliner über Noten, Traumata und digitale Kompetenz.
WAZ: Sie kennen zwei Arten von Publikum: das in der Schulklasse und das im Theatersaal. Welches bekommt die besseren Noten?
Schröder: Die Schüler bekommen die besseren Verhaltensnoten. Im Theater finde ich es immer sehr bedauerlich, dass niemand aus dem Publikum nach der Veranstaltung seinen Stuhl hochstellt.
Was gab den Ausschlag für den Abschied vom Pädagogenjob?
Meine Klasse hat sich im Vertrauen an mich gewandt: „Herr Schröder, bitte suchen Sie sich andere Adressaten für Ihre cringen Dad-Jokes, niemand lacht, wir sind in der Schule, wir würden hier gerne was lernen.” Das habe ich irgendwann akzeptiert.
Was vor allem vermissen Sie am Unterricht? Und was so überhaupt nicht?
Ich vermisse die kreative Arbeit mit den Schülerinnen und Schülern und die Gewissheit, dass die Veranstaltung gut besucht ist. Außerdem vermisse ich die ehrlichen Antworten der Schüler. Auf die Frage „Wie heißt Goethe mit Vornamen?“ antwortete eine Schülerin: „Fack ju!“ Was ich weniger vermisse, sind die Erlasse des Kultus-Mysteriums zum Querlüften.
Welche Schulthemen interessieren Sie als Comedian?
Ich liebe die sogenannten „Problemklassen“. Denn die Schüler brauchen in erster Linie nicht den perfekten Unterricht, sondern eine gute Beziehungsebene. Und das ist spannend. Da, wo Konflikte sind, da ist Entwicklung. Die braven Klassen fand ich immer langweilig. Die wollten ja unterrichtet werden, da hatte ich keinen Bock drauf.
Wie digital ist Herr Schröder privat aufgestellt?
Schwach ausreichend. Aber da ist schon viel Schönes dabei. Ich habe letzte Woche wieder mit dem Edding auf das Smartboard geschrieben ... Geht nicht mehr ab.
Ihr Kollege Bastian Bielendorfer arbeitet sich an seinem dramatischen Dasein als Lehrerkind ab. Ein nachvollziehbares Trauma?
Das ist natürlich absolut nachvollziehbar und meiner Arbeit ja auch nicht ganz unähnlich. Nur, dass ich von der anderen Seite komme. Grüße an Basti. Er ist ein Ehrenmann.
Aktuell herrscht akuter Lehrermangel. Rückkehr nicht ausgeschlossen?
Durch meine Kabarettauftritte bin ich ja gerade quasi in der Erwachsenenbildung. Ich finde, dass Humor ein sehr eleganter Transmitter für pädagogische Impulse sein kann, quasi die Medizin mit einem Zuckerstückchen verabreicht.