Gelsenkirchen-Buer/Hassel. Die Evangelischen Kirchengemeinden Trinitatis und Lukas in Gelsenkirchen bekommen endlich Verstärkung. Wer die Pfarrer sind und was sie vorhaben.

Heiligabend vorzuziehen, nein, dafür können sich die Evangelischen Kirchengemeinden Trinitatis und Lukas nicht erwärmen. In Sachen (Weihnachts-)Geschenke sind die Protestanten aber flexibler: Nach längerer Vakanz haben sie mit Pfarrerin Mirjam Domke und Pfarrer Tilmann Marek endlich die langersehnte personelle Verstärkung bekommen. Und die hat für viele Gläubige tatsächlich den Charakter einer Bescherung.

„Wir können uns sehr glücklich schätzen, dass die Zwei unser Team bereichern, denn Pfarrerinnen und Pfarrer sind rar gesät“, betont Trinitatis-Pfarrer Stefan Iwanczik bei der Vorstellung der beiden „Neuen“, die an allen Standorten der (noch) selbstständigen Kirchengemeinden tätig sein werden. Wie berichtet, arbeiten Trinitatis und Lukas auf eine Vereinigung hin, bilden aber schon seit Jahren einen Kooperationsraum in Bezug auf Gottesdienste, Beerdigungen, Trauungen und Taufen. Anvisiert ist die Fusion für Januar 2024.

Pfarrerin Mirjam Domke erlebt in Gelsenkirchen-Buer ein Heimspiel

Erlebt in der Evangelischen Trinitatis-Kirchengemeinde Gelsenkirchen-Buer ein Heimspiel: Pfarrerin Mirjam Domke.
Erlebt in der Evangelischen Trinitatis-Kirchengemeinde Gelsenkirchen-Buer ein Heimspiel: Pfarrerin Mirjam Domke. © Christiane Rautenberg

Viel Zeit zum Eingewöhnen wird zumindest Mirjam Domke (32) nicht benötigen: Die gebürtige Castrop-Rauxelerin absolvierte ab 2017 ihr Vikariat in Trinitatis, wechselte dann für ihren Probedienst zur Evangelischen Christus-Kirchengemeinde Buer und kehrte im Oktober aus der Elternzeit mit einer 50-Prozent-Stelle zurück. Ab September 2023 wird sie mit einer 75-Prozent-Stelle an den Standorten Buer, Hassel und Scholven im Einsatz sein.

„Als Kind des Ruhrgebiets freue mich sehr darüber, auch weiterhin im Revier tätig sein zu können. Hier lebt schon ein tolles Völkchen“, erlebt die junge Mutter die Rückkehr als Heimspiel. Teils in der Demokratischen Republik Kongo aufgewachsen, wo ihr Vater als Pfarrer arbeitete, genießt sie es nun, angekommen zu sein. Obwohl im Pfarrteam „alle alles machen“, interessiert sie sich besonders für Familien-, Kinder- und Jugendarbeit.

Gelsenkirchener hoffen, dass Pfarrer Tilman Marek nach dem Probedienst bleibt

Tritt in Gelsenkirchen seinen dreijährigen Probedienst an: Pfarrer Tilmann Marek.
Tritt in Gelsenkirchen seinen dreijährigen Probedienst an: Pfarrer Tilmann Marek. © Christiane Rautenberg

Tilmann Marek (32) tritt unterdessen nach dem Vikariat in Senden nun seinen dreijährigen Probedienst in der Hasseler Lukas-Gemeinde an. Seine 100-Prozent-Stelle ist dabei zu einem Viertel der Trinitatis-Gemeinde zugeordnet, berichtet Jürgen Schlöhlein, stellvertretender Presbyteriums-Vorsitzender in Lukas, und „heilfroh“, endlich wieder einen Pfarrer vor Ort zu haben.

Denn die Gläubigen hatten sich nach dem Weggang von Pfarrer Hagen Schillig im Frühjahr 2020 mit zwei Interims-Pfarrern arrangieren müssen, die zwar engagiert bei der Sache waren, wie Schlöhlein hervorhebt, aber eben nur je ein Jahr bleiben durften. Seit Januar 2022 wurden die Gläubigen in Hassel-Nord von Trinitatis aus betreut.

Schlechtes Image von Gelsenkirchen hat die Neulinge nicht abgeschreckt

Diese „Hängepartie“ ist nun Vergangenheit. Die Zeichen stehen auf Neuanfang, und das in jeder Hinsicht: Im März wird Marek mit seiner Frau und dem im September geborenen Sohn in das frisch renovierte Pfarrhaus am Eppmannsweg ziehen. Dabei hoffen sowohl er als auch das Presbyterium, dass „die Chemie stimmt“. „Wir haben jetzt zwei Jahre Zeit zu sehen, ob es passt. Danach könnte ich als Pfarrer für die Gemeinde gewählt werden“, so der gebürtige Bochumer.

Skeptisch gegenüber der Stadt mit dem schlechten Image, nein, das sei er nicht gewesen. „Meine Frau arbeitet als Lehrerin an der LWL-Löchterschule und fühlt sich dort und in Gelsenkirchen sehr wohl.“ Dies habe ebenso wie die räumliche Nähe zum Job seiner Frau dazu beigetragen, dass er sich für die Lukas-Gemeinde entschied. „Wichtig war mir aber auch, dass das Presbyterium gut funktioniert. Und das ist sowohl hier als auch in Trinitatis der Fall“, schätzt er „die Rückendeckung, das wohlmeinende Vertrauen und den Spaß“ der Verantwortlichen, und Mirjam Domke nickt nachdrücklich.

Neue Pfarrer treten ihre Ämter in Gelsenkirchen in schwierigen Zeiten an

Entfremdung von der Kirche, Missbrauchskandale, Finanznot: Dass sie Gottes frohe Botschaft in schwierigen Zeiten verkünden, ist ihnen bewusst. Bange machen lassen sie sich aber nicht. „Glauben ist so toll. Wir sind so nötig wie nie“, ist Marek überzeugt, und Domke unterstreicht: „Wir begleiten die Menschen, und das kommt sehr wohl an.“

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Was auf die Gemeindeglieder an möglichen Neuerungen wartet, ist noch nicht ausgemacht. Mirjam Domke etwa ist Fan des Konzepts „Kirche Kunterbunt“, das mit Aktiv-Stationen zu Bibelgeschichten, interaktiven Gottesdiensten und Gesprächen alle Generationen im Blick hat; sie will auch die Ökumene stärken.

Für Marek gilt es derweil, erst einmal Menschen, Bereiche und Standorte kennenzulernen. Aber Schlöhlein macht schon mal klar, dass die Gläubigen in Lukas offen für Experimente sind: „Zu neuen Formaten wie After-Work- und Picknick-Gottesdiensten kamen kürzlich überraschend viele Menschen...“