Gelsenkirchen. Dominik Roßdeutscher bekommt Anfang 2022 die erschütternde Diagnose „akute Leukämie“ – seine Gelsenkirchener Schule hilft. So geht es ihm heute.

Er hat hart gekämpft, musste vieles entbehren, verzichten, Liebgewonnenes für den Moment zurückstellen – denn es ging um sein Leben. Dominik Roßdeutscher, der junge, gesunde Mann, er erkrankt urplötzlich an „akuter Leukämie“. Anfang des Jahres erhielt er die erschütternde Diagnose, die alles verändern sollte. Nun, im November 2022, sagt der heute 27-Jährige mit Freude in der Stimme: „Ich bin seit sechs Monaten krebsfrei.“

„Akute Leukämie“: So hat ein junger Mann den Krebs besiegt

Rückblick: Die Diagnose war für den jungen Mann, seine Familie, Freunde und Bekannte ein Schock. Dominik Roßdeutscher ist sportlich, engagiert, topfit, langjähriger Fußballschiedsrichter in Bochum und leidenschaftlicher Fan des FC Schalke 04. Bei einer routinemäßigen Arbeitsschutzuntersuchung werden Anfang dieses Jahres schlechte Blutwerte festgestellt – innerhalb weniger Tage und nach weiteren Untersuchungen wird schnell klar: Dominik Roßdeutscher ist schwer krank. Im Januar beginnt die erste Chemotherapie, es folgen Wochen der Isolation. Von 100 auf null: Der junge Bochumer muss sich zurückziehen, muss sein letztes Ausbildungsjahr im Ausbildungsgang zur „Fachkraft für Kreislauf- und Abfallwirtschaft“ kurz vor den Abschlussprüfungen unterbrechen.

Sein Umfeld handelt, viele Hilfsaktionen werden ins Leben gerufen. So ist es beispielsweise seine Schule, das Hans-Schwier-Berufskolleg (HSBK) in Buer, das eine Stammzellspendenaktion auflegt. Sie wird zu einem vollen Erfolg: Rund 240 Schülerinnen und Schüler folgten dem Aufruf zur Typisierungsaktion, außerdem konnten noch weitere 600 Euro an Spenden eingenommen werden. „Wir sind total glücklich, da wir damit auf keinen Fall gerechnet haben“, berichtete Ina Hermanns damals im Nachgang der Aktion. Die Lehrerin der Klasse, die auch Dominik Roßdeutscher besucht, hatte gemeinsam mit ihrer Kollegin Julia Iacona und schlussendlich dem gesamten Team des HSBK die Aktion ins Leben gerufen.

Dominik Roßdeutscher ist leidenschaftlicher Fan des FC Schalke. Nun kann er seine Dauerkarte endlich wieder nutzen – und überhaupt am Leben teilnehmen.
Dominik Roßdeutscher ist leidenschaftlicher Fan des FC Schalke. Nun kann er seine Dauerkarte endlich wieder nutzen – und überhaupt am Leben teilnehmen. © Dominik Roßdeutscher

Eine Stammzellspende rettet tatsächlich Dominik Roßdeutschers Leben – der entscheidende Anruf aus dem Essener Uniklinikum erreicht den jungen Mann am 28. März. Ein Spender ist gefunden, genau einen Monat später erhält er die Stammzellen von seinem genetischen Zwilling. Die kritische Phase habe er, das sagt er im Gespräch mit der WAZ-Redaktion, „zum Glück gut überstanden“.

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Wie fühlt er sich heute? „Glücklich“ ist seine erste Antwort. „Das Leben kommt so zurück“, beschreibt Dominik Roßdeutscher seine aktuelle Lebenssituation nach den langen Monaten des Verzichts. Er darf wieder Auto fahren, das Fahrrad benutzen, mit den Großeltern in den Urlaub nach Holland starten, „ich freue mich über viele Dinge, man muss auch irgendwann wieder anfangen zu leben“, sagt er auch. Er habe so viel durchgemacht, schätzt jetzt einmal mehr die Tage, die er im Kreise seiner Familie verbringen kann.

Seine Lehrerin Ina Hermanns habe sich sehr gefreut, als sie die positive Nachricht erfahren habe, erzählt sie im Gespräch mit der Redaktion. „Dass er jetzt wieder am alltäglichen Leben teilnehmen kann und sogar schon im Urlaub sein konnte, das ist unvorstellbar und umso schöner, dass das nun wieder für ihn möglich ist“, sagt die Klassenlehrerin. Etwas Positives kann auch das HSBK aus der Geschichte ziehen: Demnächst wolle man, so Ina Hermanns, regelmäßig Typisierungsaktionen an der Schule stattfinden lassen.

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Dominik Roßdeutscher indes, er ist schon jetzt sehr reflektiert, sagt: „Man kann von meiner Geschichte extrem viel lernen.“ Niemals aufzugeben zum Beispiel, auch wenn der Kampf aussichtslos erscheint. Jeden Tag viel bewusster zu leben, dem Alltagstrott auch mal zu entfliehen. Und immer mit einer positiven Einstellung durchs Leben zu gehen: „Ich denke nie daran, dass der Krebs zurückkommen könnte“, sagt der junge Mann.

Ganz gespannt ist er jedoch zu erfahren, wer denn nun seine Lebensretterin oder sein Lebensretter ist. Aus Datenschutzgründen wird das erst nach zwei Jahren gehen – und auch nur, wenn die Spenderin oder der Spender das auch möchte. Doch erstmal stehen andere Dinge auf der Agenda: Noch mehr Spiele des FC Schalke zu sehen, im neuen Jahr wieder als Schiedsrichter Spiele zu pfeifen, seine Ausbildung zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen – überhaupt mehr zu leben und gesund zu bleiben.