Gelsenkirchen. Warum ein Schulabschluss für Kinder aus Internationalen Förderklassen so schwer zu schaffen ist. Und wie es leichter werden könnte. Ein Kommentar
„Es frisst mich manchmal auf“: Dieser Satz einer IFÖ-Lehrerin, die für ihre Arbeit und ihre Schüler brennt, kommt aus tiefster Seele. Und er bringt es auf den Punkt. Es ist eine Sisyphos-Aufgabe, all die jungen Menschen, die in Gelsenkirchen in eine bessere Zukunft starten möchten, auf das Lernen und Leben hier vorzubereiten. Und es scheint ein auswegloses Dilemma zu sein:
Sehr viele Kinder mit sehr hohem Förderbedarf, zu wenige Lehrkräfte, zu wenige passende Lehrmittel, zu große Regelklassen – und vor allem zu wenig Zeit, um die Quereinsteiger an den Schulen auf Schulabschlüsse und Berufsausbildungen vorzubereiten. Nach Auslaufen der Schulpflicht übernehmen meist die Berufskollegs: Die dafür eigentlich auch viel zu knapp ausgestattet sind. [Lesen Sie dazu: Warum der Schulabschluss für diese Kinder so schwer ist]
Nicht alle Kommunen arbeiten mit Internationalen Förderklassen
In Kommunen wie Dorsten, Coesfeld oder Münster gibt es keine Internationalen Förderklassen, werden Zuwanderer und Flüchtlinge einfach in Regelklassen integriert. Hier können sie durch das berühmte „Sprachbad“ in Kontakt mit deutschsprachigen Kindern deutlich leichter die deutsche Sprache und das Schulsystem lernen. Doch in Städten wie Gelsenkirchen, Duisburg oder Dortmund sind es einfach zu viele Kinder und Jugendliche, die spät und ohne Sprachkenntnisse oder Vorbildung in die Schulen kommen.
Auf mehr Schultern verteilen
Noch halten auch nicht alle Schulen IFÖ-Klassen vor. Auf mehr Schultern verteilt wäre es leichter für die bereits Aktiven. Aber: Ein großes Verdienst der Stadt Gelsenkirchen ist, dass hier wirklich alle Kinder in die Schule dürfen, sobald sie angemeldet sind. In Duisburg etwa stehen aktuell 700 IFÖ-Kinder auf der Warteliste!
Besondere Unterstützung für besondere Herausforderungen
Die einzige Lösung für Städte wie Gelsenkirchen wäre, endlich Lehrkräfte, Schulpsychologen, Sozialarbeiter und weitere Unterstützungskräfte landesweit so zu verteilen, dass in Städten mit besonders großen Herausforderungen auch besonders viele von all diesen Berufsgruppen zum Einsatz kommen. Damit kleinere Klassen und damit bessere Förderung und Integration möglich werden. Dann, und nur dann, könnte nicht nur das Ziel erreicht werden, einen großen Teil dieser Kinder mit schwersten Startbedingungen für ein besseres Leben zu wappnen. Nur dann könnte auch unsere Gesellschaft davon profitieren; mit Fachkräften aus aller Welt, die an unseren Schulen gut gefördert worden sind.