Gelsenkirchen-Buer. Der Auftritt des Comedians Bernd Stelter beim Rathaussturm im Festzelt auf der Festwiese in Gelsenkirchen-Buer endete früher als geplant.
Es ist kurz nach 19 Uhr am Donnerstagabend. Noch hat der Rathaussturm im Festzelt auf der Königswiese nicht begonnen, da werden erste Anzeichen deutlich, dass dies ein Abend mit Überraschungen und unerwarteten Wendungen wird. Zum einen hat Sänger Jürgen Milski abgesagt, der ganz am Ende nach Sänger Tim Toupet den Mallorca-Teil der Party komplettieren sollte. Dann verkürzt Bernd Stelter seinen Auftritt radikal. Und zudem ist Sitzungspräsident Hans-Georg Schweinsberg aus gesundheitlichen Gründen verhindert – und wird vertreten durch Tochter Alexandra.
Die sei, das betont Gerd Schwenzfeier, Präsident des Festkomitees, nur als Moderatorin hier. Zum Sitzungspräsidenten nämlich wird man auf der Jahreshauptversammlung gekürt. Dennoch, verrät er, könnte es sich hierbei um eine Bewerbung um den Posten handeln. So sieht es auch die 30-Jährige, die sich gut vorbereitet hat. „Ich bin mit Papa das Programm durchgegangen und habe mir Stichpunkte gemacht“, sagt die junge Frau, die seit Jahren schon in „ihrem“ Verein KG Piccolo die Sitzungspräsidentin ist. Ob die heutige Aufgabe reizvoll ist? „Natürlich! Es ist ja einer der ganz großen Tage im Gelsenkirchener Karneval.“
Einmarsch der Gelsenkirchener Gesellschaften als erster Höhepunkt
Der erlebt jetzt seinen nächsten Höhepunkt mit dem Einmarsch der Gesellschaften. Das Beste, was der Karneval in der Stadt zu bieten hat, marschiert nun fröhlich auf die Bühne. Erstmals sind auch die Domfunken dabei, die seit dieser Session ihren Teil beitragen zum närrischen Treiben in Buer. „Einfach schön“, sei dieser Moment gewesen, erzählt Präsident Tristan Timpert gleich darauf. „Man merkt natürlich, die anderen sind routinierter, wissen, wie man sich verhält. Man muss das zwei, drei Mal machen, dann geht das schon.“ Das Vorhaben fürs nächste Mal steht jetzt schon fest: „Dann mit eigener Standarte.“
Die Bühne ist noch voller Jecken, da ergibt sich eine dieser unerwarteten Situationen. Eigentlich hatten die Prinzessinnen und ihre Hofdamen eine Überraschung für ihr Narrenvolk mitgebracht – nur gibt es zunächst technische Probleme, hört man erst nichts und dann die falsche Musik. Nach ein paar Minuten klappt es doch noch: Die Damen bringen, unterstützt von der Prinzengarde, eine getanzte Interpretation von „Marmor, Stein und Eisen bricht“ auf die Bühne.
Programm-Organisator Jürgen Stepanowski hört nach 25 Jahren auf
Nur wenig später folgt die nächste Überraschung: Gerd Schwenzfeier dankt Organisator Jürgen Stepanowski für sein 25-jähriges Engagement in Sachen Programmgestaltung. Zu Erinnerung: Er brachte zahlreiche namhafte Gruppen aus Köln auf die buersche Bühne. Für ihn aber ist nun Schluss. „Es reicht“, sagt er. „Ich bin 75 Jahre alt und möchte mich jetzt auch mal hinsetzen und mitfeiern.“ Ein Nachfolger stehe schon fest, werde aber erst bei der Jahreshauptversammlung offiziell gekürt.
Für einige Minuten nimmt das Programm seinen geplanten Gang, begeistern die örtlichen Akteure. Die Showtanzgruppe „Icon“ des KC Astoria erinnert in einem zehnminütigen Tanzbeitrag an Showgrößen verschiedener Zeiten von Madonna über Michael Jackson bis hin zu den Backstreet Boys. Dafür gibt es donnernden Applaus. Den erntet auch die Große Garde des KC Grün Weiß Resse für ihren Gardetanz, auf die Bühne gebracht mit strahlender Energie und einer mitreißenden Choreografie. Die Funkengarde der Bismarcker Funken nimmt mit ins „Abenteuerland“ zu Alice, temporeich und fantasievoll umgesetzt. Und natürlich begeistert auch die Prinzengarde auf großer Bühne und vor dem größten Publikum der Session.
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Bei Bernd Stelter mochten die meisten Jecken nicht zuhören
Dann die nächste unerwartete Wendung: Comedian Bernd Stelter an der Reihe. Für ihn ist das eine Premiere im Gelsenkirchener Karneval. „Ich bin gespannt“, sagt er hinter den Kulissen. „Ich habe einen Redebeitrag mitgebracht – dafür müssen die Leute zuhören“, hofft er, dass die vielen hundert Jecken im Zelt das auch tun. Tun sie aber nicht. Stelter bittet zunächst um etwas Ruhe, beginnt dann mit seinem gesungenen Jahresrückblick – und bricht nach wenigen Zeilen wieder ab. „Okay“, sagt der Profi, „Singen wir ein Lied zusammen. Aber ich sag’ euch gleich, mehr als zwei habe ich nicht.“ Am Ende sind es drei, allesamt echte Hits. Zumindest das funktioniert. Danach verlässt Bernd Stelter Bühne und Zelt.
Das tat er mit Recht, wie Schwenzfeier findet, der sich den Interpreten selbst gewünscht hatte. „Wir hätten uns denken können, dass der bei uns kein Bein auf den Boden bekommt.“ Mehrere Male bereits hätte der Versuch, Redner auf die Bühne zu bringen, so geendet. Teure zehn Minuten sollten nun eine Lehre sein: „Wir werden auch keinen Versuch mehr wagen, Redner zu verpflichten.“
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