Gelsenkirchen. Vor ihrer Bundeszentrale in Gelsenkirchen enthüllt die MLPD am Samstag, 27. August, ein neues Marx-Standbild – direkt neben der Lenin-Statue.

Wie sie von hinten betrachtet aussieht, zeigt ein Foto, das die MLPD bereits veröffentlicht hat. Das komplette Antlitz der neuen Statue von Karl Marx soll aber erst an diesem Samstag, 27. August, ab 16 Uhr bei den Feierlichkeiten zum 40-jährigen Bestehen der linksextremen Partei zu sehen sein. Vor der Bundeszentrale in Horst wird dann also auch ein Standbild des zweiten Namensgebers enthüllt. Wobei die Brisanz bei Marx eine deutlich geringere ist als noch vor zwei Jahren, als die Aufstellung der Lenin-Statue bundesweit, aber auch international hohe Wellen geschlagen hatte.

Künstler hat dem Standbild eine eigene Note gegeben

Die Marx-Statue ist ein 2,11 Meter großer Aluminiumguss, der die MLPD rund 50.000 Euro gekostet hat. Finanziert wurde das komplett über Spenden.
Die Marx-Statue ist ein 2,11 Meter großer Aluminiumguss, der die MLPD rund 50.000 Euro gekostet hat. Finanziert wurde das komplett über Spenden. © Peter Weispfenning

Erschaffen wurde die Statue von Rainer Günther. Der Künstler hat von 1976 bis 1981 Bildhauerei an der Kunstakademie in Stuttgart studiert. Der 70-Jährige lebt und arbeitet heute in Karlsruhe und bezeichnet sich als „einen überzeugten Marxisten“. Dieser Auftrag der Marxistisch-Leninistischen Partei Deutschlands, eine neue Statue anzufertigen, habe deshalb für ihn einen sehr hohen Stellenwert.

„Ich hatte mir im Vorfeld einige Büsten und alte Fotos von Marx angeschaut, um aus diesen Vorlagen meine eigene Version von ihm zu erschaffen“, erzählt Günther in einem Telefoninterview. Ihm sei es wichtig gewesen, dass die Statue nicht antiquiert und angestaubt, sondern aktuell, freundlich und pfiffig wirkt. „Ich wollte ihr eine eigene Note geben. Meine Handschrift als Künstler sollte zu erkennen sein.“ Rund ein Jahr arbeitete er daran, bis der Aluminiumguss fertiggestellt war.

Marx-Statue trägt „Das Kapital“ unter dem linken Arm

Was Günther bereits vor der Enthüllung verrät, ist der Tatsache, dass „sein“ Marx „Das Kapital“ unter dem linken Arm tragen wird. Der rechte zeigt eine Rednergeste. In seiner Position ist er den künftigen Betrachtern auf dem Bürgersteig an der Schmalhorststraße zugewandt, aber auch der direkt neben ihm platzierten Lenin-Statue. „Eine der Vorgaben lautete ja, dass sich beide auf Augenhöhe begegnen sollen“, so Günther. Wobei er beim Blick auf die Statuen-Höhe bei Marx doch ein paar Zentimeter draufgelegt hat, weil dieser auch im echten Leben etwas größer als Lenin gewesen sein soll.

Das Wichtigste für ihn sei es, dass die 2,11 Meter hohe Marx-Statue in ihrer gesamten Erscheinung nicht wie ein Lehrmeister rüberkommt, sondern mit Lenin eine harmonische Einheit bilde, so Günther. Ein Vorbild im Gesamtarrangement sei für ihn das Goethe-Schiller-Denkmal gewesen.

Rund 50.000 Euro musste die MLPD für das Standbild investieren. Finanziert wurde diese Summe laut Partei komplett aus Spenden.

Zur Marx-Statue hat sich die Stadt Gelsenkirchen bislang nicht öffentlich geäußert

Der Sockel für die neue Marx-Statue steht bereits direkt neben dem Lenin-Standbild, das seit 2020 für manch emotionale Diskussion in der Gelsenkirchener Stadtgesellschaft gesorgt hat.
Der Sockel für die neue Marx-Statue steht bereits direkt neben dem Lenin-Standbild, das seit 2020 für manch emotionale Diskussion in der Gelsenkirchener Stadtgesellschaft gesorgt hat. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Die Aufstellung der Lenin-Statue im Sommer 2020 hatte die Stadt Gelsenkirchen noch vehement zu verhindern versucht, ging dabei sogar den Klageweg und nannte dafür Gründe des Denkmalschutzes. Sie scheiterte mit diesem Versuch jedoch in zwei Instanzen. Beide Statuen stehen auch nicht auf städtischem Grund und Boden, sondern auf dem Privatgrundstück der Partei. Zur Aufstellung der Marx-Statue hat die Stadt bislang kein einziges Statement abgegeben, geschweige denn erneut geklagt.

„Karl Marx wird vom Antikommunismus meist nicht so offen attackiert wie zum Beispiel Lenin“, erklärt die MLPD-Parteivorsitzende Gabi Fechtner in einem schriftlichen Statement. Bald stünde er direkt neben dem anderen Namensgeber. „Übrigens ist das eine Kombination, die wir anderswo auf der Welt nicht gefunden haben“, verweist Fechtner auf den Raritäten-Status.

Sechs Sternmärsche und zwei Fahrradkorsos gegen den Ukraine-Krieg

Vor der Enthüllung der Statue an diesem Samstag hat die MLPD zur Teilnahme an einem von insgesamt sechs Sternmärschen und zwei Fahrradkorsos aufgerufen. Diese starten jeweils um 10.30 Uhr in Essen, Gladbeck und Gelsenkirchen. Angemeldet sind pro Marsch mindestens 100 Teilnehmer. Sie wollen gegen den Ukraine-Krieg und die neue Gasumlage protestieren.

Die Feierlichkeiten zum runden Geburtstag der MLPD erstrecken sich über drei Tage und finden zu Großteilen auf dem Josef-Büscher-Platz und rund um die Parteizentrale in Horst statt: Los geht’s am Freitag, 26. August, ab 15 Uhr. Ab 20 Uhr gibt es Live-Musik. Tags darauf gibt es ab 11 Uhr eine internationale Kunsthandwerksmesse und eine Kleinkunstbühne. Um 16 Uhr startet der Festakt mit der Enthüllung der Marx-Statue. Ab 20 Uhr gibt’s ein Konzert. Der Sonntag startet dann um 10.30 Uhr. Das gesamte Programm unter: www.mlpd.de.