Gelsenkirchen. Nach Gerangel um die Polizeihochschule: Wie geht es mit der Planung für ein neues Zentralbad in Gelsenkirchen weiter? Die Politik mahnt zur Eile.
Während das Gerangel um die neue NRW-Polizeihochschule weiter geht, stellt sich in Gelsenkirchen die Frage, was das für die Bäderlandschaft bedeutet. Denn dort, wo der Abriss des alten Zentralbads mittlerweile deutlich vorangeschritten ist, sollte eigentlich nicht nur die Hochschule, sondern auch ein neues, großes Schwimmbad entstehen, das 2024 eröffnen soll. Damit Gelsenkirchen nicht noch länger ohne ein Bad im Stadtkern auskommen muss, wird in der Politik die Forderung laut, bei der Badplanung nicht auf eine Entscheidung in Sachen Hochschule zu warten. Ideen für einen Alternativstandort gibt es auch.
CDU Gelsenkirchen über neuen Zentralbadstandort: „Es gibt spannende Alternativen“
Zur Erinnerung: Die finale Entscheidung zu der Frage, wo denn nun die neue Fachhochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung (HSPV) gebaut werden soll, ist weiter in die Zukunft gerückt, nachdem der Gelsenkirchener Investor Kölbl Kruse Ende Juni entschieden hat, das Votum der Vergabekammer für den Standort Herne gerichtlich prüfen zu lassen. Die Details: Polizeihochschule: Gelsenkirchener Bewerber geht vor Gericht
Das Verfahren um die Hochschule dürfe die Fortführung des 2018 „politisch lange erkämpften“ Bäderkonzeptes jedoch nicht verhindern, betont nun der Gelsenkirchener CDU-Chef Sascha Kurth: „Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, beide Diskussionen voneinander zu trennen“.
Der CDU-Fraktions- und Parteivorsitzende geht davon aus, dass nach der politischen Sommerpause intensiv in die Beratungen zur Badplanung eingestiegen werden kann. „Es ist wichtig, dass wir beim Thema Zentralbad Fahrt aufnehmen“. Beim jetzigen Verfahrensstand in Sachen Polizeihochschule sei es wenig sinnvoll, über ein neues Bad am Ort des alten nachzudenken. „Ringsherum gibt es spannende Alternativen“, sagt Kurth – und blickt auf ein Gelände, etwa 50 Meter Luftlinie entfernt von der Bauruine.
Möglicher Standort für neues Zentralbad in Gelsenkirchen: GGW hat Standorte gekauft
Dort, an der obersten Wilhelminenstraße/Ingridstraße, hat die Gelsenkirchener Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft mbH (GGW) zwei großflächige Standorte erworben, wie man dort auf Nachfrage mitteilt. „Es laufen Abstimmungen mit der Stadt Gelsenkirchen, wie die Fläche, auf der zurzeit die Schrottimmobilie steht, sinnvoll genutzt werden kann“, sagt Stadtwerke-Sprecherin Janin Meyer-Simon.
Es geht dabei unter anderem um das Grundstück an der Wilhelminenstraße 29, das früher im Besitz der Familie Oexmann war. Der Familienbetrieb und Eiswaffelhersteller produzierte dort nicht selber; wie man uns bei Oexmann mitteilt, wurde dort Fleisch verarbeitet. Vor einigen Jahren sei der leerstehende Komplex dann aber an einen holländischen Investor verkauft worden – und nun wohl an die GGW.
SPD: Altes Zentralbad war viel zu überdimensioniert
Auch Lukas Günther, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der SPD, hält jenen Standort für interessant. Und auch er sagt: „Wir wollen die Planungen für ein neues Zentralbad beschleunigen und diese unabhängig von der Entscheidung bei der Polizeihochschule vorantreiben“. Das Grundstück an der Wilhelminenstraße biete genug Platz, um dort mindestens ein Bad mit einem 25-Meter-Profi-Sportschwimmbecken zu errichten. So groß wie das alte Zentralbad müsse ein neues ohnehin nicht ausfallen. „Das Problem mit dem alten Zentralbad war ja, dass es völlig überdimensioniert war“.
Dass bei der Badplanung nun Eile geboten ist, findet man auch in Gelsenkirchens kommunalpolitischer Opposition. Grünen-Co-Fraktionschef Peter Tertocha mahnte im Hauptausschuss kurz vor den Sommerferien, dass man an der Eröffnung eines neuen zentralen Schwimmbades 2024 festhalten müsse. Mit Blick auf Lieferengpässe bei Baumaterialien könne man das zwar nicht garantieren, sagte Oberbürgermeisterin Karin Welge daraufhin. Aber man müsse „ganz schnell und intensiv darüber nachdenken“, wie der Bau eines Bades in zentraler Lage realisiert werden könne.
Zentralbad-Trümmerfeld als „Denkmal für inkompetente Planung“ in Gelsenkirchen?
Jan Preuß, Fraktionschef der AfD, hat die Sorge, dass auch das „Hin und Her“ um die Polizeihochschule am Ende dazu führen könnte, dass sich der Bau eines neuen Zentralbads zu sehr verzögert und plädiert ebenfalls dafür, ohne Hochschule am Standort weiter zu planen. Und am anderen politischen Pol, linksaußen bei AUF, hat man für die Gesamtsituation wenig Verständnis.
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„Das traurige Trümmerfeld im Stadtzentrum ist ein Denkmal für die kurzsichtige und inkompetente Planung“, heißt es seitens Petra Polz-Waßong, die für AUF im Ausschuss für Sportentwicklung sitzt. Dass ein noch funktionierendes Bad in zentraler Lage ersatzlos abgerissen wird, „in der vagen Hoffnung auf einen Zuschlag für die Polizeihochschule“, sei für viele Schwimmvereine und Schulklassen nicht zumutbar. Für sie bleibt bis zur Eröffnung eines neuen Bades die Traglufthalle über einem 50-Meter-Sportbecken im Sportparadies in Erle als Ausweichstandort.