Gelsenkirchen. Für Besucher der Ed-Sheeran-Konzerte in Gelsenkirchen war Geduld bei der An- und Abreise gefragt. Doch die lohnte sich – besonders für ein Paar.
- Was für ein Tour-Auftakt! Pop-Superstar Ed Sheeran ist drei Mal in Folge in Gelsenkirchen aufgetreten, insgesamt kamen über 160.000 Menschen, um ihn zu sehen.
- Ausnahme-Tage waren es auch für Verkehrsteilnehmer in Gelsenkirchen. Die Konzertgäste brauchten bei der An- und Abreise ganz schön viel Geduld.
- Auch am ÖPNV gab es Kritik. Die Bogestra hat mittlerweile auf das Verkehrschaos reagiert. Mehr lesen Sie hier: Bogestra zu Ed Sheeran: „Haben Herausforderung gemeistert“
Ed Sheeran gilt dank seiner Plattenverkäufe und ausverkaufter Welttourneen als Milliardär. Würde er seine Konzerte nach Kilometergeld abrechnen, wäre er aber definitiv noch reicher. Bei der Auftaktshow seiner insgesamt dreitägigen Gelsenkirchen-Audienz am Donnerstagabend legte Musik-Regent King Ed I. auf der kreisrunden Bühne gefühlt mindestens eine Marathon-Distanz zurück. Nach so viel Bewegung sehnten sich auch Tausende Besucher: Sie hatten zuvor die Anfahrt im Auto zur Arena stundenlang als nervenzehrende Stauparty verbringen müssen – und wurden auch nach dem Konzert auf eine Geduldsprobe gestellt. Die zahlte sich tags darauf besonders für ein Paar aus.
Schalker Fußball-Fans nutzen viel stärker das ÖPNV-Angebot als Konzertbesucher
Die Arena im Berger Feld ist regelmäßig bei Großveranstaltungen bis unters Dach gefüllt. So auch am Donnerstag, als 64.000 Besucher zum ersten von drei Konzerten des britischen Musikers angereist waren. Die meisten taten das allerdings per Pkw. Und das sorgte schon ab dem frühen Nachmittag für verstopfte Zufahrtswege. Das galt sowohl für die umliegenden Autobahnen, aber auch für die innerstädtischen Hauptverkehrsadern.
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Der Hauptunterschied zwischen Konzertabenden und Schalke-Heimspielen: Ein nicht unerheblicher Teil der Fußball-Fans reist stets per ÖPNV an. Denn wer beim blau-weißen Anfeuern auch mal mehr als nur ein Pilschen trinken will, der nutzt freiwillig Zug, Bus und Bahn. Die Ed-Sheeran-Fans kommen aber nicht nur aus ganz Deutschland, sondern auch aus dem benachbarten Ausland. Und genau deshalb war die Auto-Dichte eine so viel höhere. Die Empfehlung von Veranstalter und Polizei lautet daher nun für alle, die zumindest in der näheren Umgebung wohnen: bitte per ÖPNV anreisen!
Vorwurf eines ÖPNV-Nutzers: Zu wenige Straßenbahnen im Einsatz
Doch auch dort hakte es nach dem Konzert gewaltig, kam es vor der Straßenbahnhaltestelle der Arena doch ebenfalls zu riesigen Warteschlangen. Es sei gefühlt nur alle zehn Minuten eine Bahn in Richtung Hauptbahnhof gefahren, kritisiert Michael Heyenbruch, ein Konzertbesucher aus Wuppertal. Aus Düsseldorf kenne er das anders. Dort stünden stets zahlreiche Bahnen bereit, um nach Veranstaltungsschluss die Abreise zügig voranzubringen.
Seine Frau und er hätten letztlich zu Fuß, mit Bussen und Zügen rund viereinhalb Stunden benötigt, um in der Nacht von der Arena wieder nach Hause zu kommen. Sein verbittertes Fazit: „Nie mehr Veltins-Arena mit überforderter Bogestra.“
Gefühlt trug nur noch einer von 1000 Besuchern eine Atemschutzmaske
Viele der Besucherinnen (Ja, ein Riesen-Anteil des Publikums war weiblich) wunderten sich, dass am Donnerstag das Arena-Dach die gesamte Zeit verschlossen blieb. Der positive Effekt: Der imposante Bühnenaufbau in der Arena-Mitte konnte so schon gleich zu Beginn seine volle Wirkung entfalten, weil das verbliebene Tageslicht dieses sommerlichen Juli-Abends von vornherein gedimmt wurde. Der Nachteil: Das Konzert könnte sich mit Blick auf das Corona-Virus im Nachhinein als Superspreader-Event herausstellen. Denn gefühlt trug im prall gefüllten Rund während des Gigs höchstens noch einer von 1000 eine Atemschutzmaske.
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Wegen der großen Anzahl an Besuchern, die zum ersten Mal in der Arena waren, hatten auch die vielen Helferinnen und Helfer in ihren leuchtend grünen Jacken jede Menge zu tun. Die meistgestellte Frage, so erzählte es eine der Ordnerinnen, lautete: „Wo finde ich den Block, in dem ich sitze?“ Und direkt danach auf Rang zwei folgte: „Wo ist denn die Damen-Toilette?“ Vor diesen bildeten sich vor Konzertbeginn ähnlich lange Warteschlangen wie vorher auf der Autobahn.
Die Pommes sind vor der Arena inzwischen teurer als eine Bratwurst
Anstehen mussten alle hungrigen Gäste auch an den Verpflegungsständen vor dem Arena-Einlass. Interessante Preisentwicklung: Eine Pommes-Mayo kostet dort nun 4,80 Euro. Eine Bratwurst im Brötchen 3,50 Euro. Früher war eigentlich immer die Wurst die teuerere Komponente, wenn man beides essenstechnisch kombinieren wollte.
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Wer schon seit Jahrzehnten Konzerte besucht, dem muss zwangsläufig auch auffallen, dass das gute alte Feuerzeug als Illuminationshilfe bei Balladen längst ausgedient hat. Wenn Fans nun ein Leuchtfeuer auf den Rängen entfachen wollen, dann zücken sie einfach ihr Handy. Und schalten die Taschenlampe des Geräts ein. Das sieht zugegebenermaßen auch imposant aus. Die emotionale Wärme der alten, echten Flammen verströmen sie aber nicht.
Rückfahrt mit dem Auto aus Gelsenkirchen nach Bochum dauerte zwei Stunden
Und wie klappte dann am Donnerstag nach Konzertende um 22.30 Uhr die Abreise? Für die Autofahrer lautete die Antwort: Fast ebenso schlecht wie die Hinfahrt! „Wir haben eine Stunde gebraucht, um überhaupt vom Parkplatz runterzukommen. Und zu Hause in Bochum waren wir erst nach zwei Stunden“, schilderte eine junge Frau am Morgen danach. In dieser Zeit hätte sie es fast auch zu Fuß in die südliche Nachbarstadt geschafft ...
>>> Sheerans Blick zurück auf die Anfangszeiten
Sein erstes Konzert in Deutschland habe er vor elf Jahren gespielt, erzählte der Entertainer in einer Pause zwischen zwei Songs. Das sei in einem Club in Hamburg gewesen. „Da waren 20 Zuschauer. Und interessiert hat’s damals keinen so wirklich“, so Sheeran.
Beim Konzert am Freitag brach gegen 21 Uhr mitten in einem Song plötzlich lautstarker Jubel aus. Im Block S 5 in der Südkurve hatte ein Gast seiner Herzdame einen Heiratsantrag gemacht – Kniefall inklusive. Immer mehr Gäste bemerkten das, bis am Ende laut applaudierend die ganze Tribüne stand.