Gelsenkirchen. Eine Reduzierung der Pflichtstunden würde Gelsenkirchens Kinder benachteiligen, meint unsere Autorin. Es braucht dringend eine bessere Lösung.
Alle Jahre wieder die gleiche Nachricht: In Gelsenkirchen gibt’s zu wenige Grund- und Förderschullehrer; es müssen erneut Pädagogen irgendwo abgezogen werden, um woanders größere Löcher zu stopfen. Dass dieses Problem landesweit herrsche, wie die Bezirksregierung betont, relativiert die Dramatik der Situation allerdings kein bisschen.
Ja, Münster bemüht sich, etwa mit dem „Münsteraner Modell“, bei dem Lehrer aus dem Münsterland für zwei Jahre an einer Bedarfsschule aushelfen, mit Vorgriffsstellen oder eben den ungeliebten Abordnungen. Aber es reicht nicht: Die Personaldecke bleibt zu kurz, egal, an welcher Seite man zieht.
Schulbehörden haben in Sachen Gelsenkirchener Lehrermangel offenbar resigniert
Nun aber womöglich die Pflichtstundenzahl für Grundschüler zu kürzen ausgerechnet in einer Stadt, in der 40 Prozent der Kinder in Hartz-IV-Familien aufwachsen und in der mehr als jeder zweite Schüler eine Migrationsgeschichte hat? Das wäre nichts anderes als eine Kapitulation!
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Offenbar haben die Schulbehörden resigniert, sie finden sich mit der Personalnot ab und würden nun in Kauf nehmen, dass Kinder aus prekären Verhältnissen im Vergleich zu „gutbürgerlichen“ Familien weniger Bildung erhalten.
Wenn Lehrer landesweit fehlen, warum drohen dann Kürzungen nur in Gelsenkirchen?
Dass alle Gelsenkirchener Grundschüler im gleichen Maße von den Kürzungen betroffen wären, macht die Sache auch nicht besser. Im Gegenteil: Wenn es überall in NRW an entsprechenden Lehrkräften fehlt, warum, bitteschön, soll dann nur in der Emscherstadt die Pflichtstundenzahl gekürzt werden? Das hieße, Gelsenkirchener Kinder im Vergleich zu denen in Gladbeck oder Düsseldorf zu benachteiligen. Mehr kann man zuzugswilligen Familien und Lehrer kaum abschrecken. Zum Thema:Realität in Gelsenkirchener Schulen: Rektor schlägt Alarm
Kurz: Es muss eine landesweite Lösung her. Es kann nicht sein, dass jede Bezirksregierung für sich den Mangel verwaltet und Städte wie Gelsenkirchen das Nachsehen haben. Wer den Anspruch auf Chancengleichheit ernst meint, muss aktiv werden. Jetzt!