Gelsenkirchen-Ückendorf. Ärger im Verzug: Der Stadtumbau Gelsenkirchen kommt mit mehr Platz für Fußgänger und Radler. Dafür fallen etliche Parkplätze in Ückendorf weg.
Der Umbau der Bochumer Straße bot lange viel Diskussionsstoff in den politischen Gremien, die einstige Prachtstraße war über Jahre eher ein Schandfleck denn ein Vorzeigeviertel. Jetzt, wo es endlich ganz praktisch an die Aufwertung der Ückendorfer Meile geht, staut sich neuer Ärger auf Bürgerseite auf. Der Grund: Durch den Umbau auf gerade einmal 550 Metern fallen auf einen Schlag 51 Parkplätze weg.
51 Parkplätze fallen durch Umbau weg – Anwohner beklagt Wertminderung
Ein Hausbesitzer und Anwohner der Bochumer Straße haben sich bei der WAZ beklagt, nachdem ihm jüngst in einem Info-Schreiben mitgeteilt worden sei, dass „künftig zwischen Wissenschaftspark und Virchowstraße praktisch kein Halten oder Parken mehr möglich ist“ durch den bald bevorstehenden Umbau. Der Immobilienbesitzer fragt sich, „wo denn die vielen Anwohner künftig parken sollen, wo doch schon jetzt akuter Parkplatzmangel vorherrscht“. Er sieht auf Dauer seine Mietwohnungen „entwertet“ ohne Stellplätze, dadurch gehe dem Quartier mit seinen niedrigen Mieten noch ein Stück Attraktivität verloren.
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Die Stadt argumentiert in dem Punkt genau andersherum und stellt über ihren Sprecher Martin Schulmann heraus, dass gerade dadurch, dass den Fußgängern, Radfahrenden und dem öffentlichen Nahverkehr mehr Raum durch den Umbau zur Verfügung gestellt werde, sich die Lebensqualität wesentlich erhöhe. Schulmann verwies zudem darauf, dass der Beschluss zum Umbau im Mai 2021 im Rat der Stadt gefällt worden sei und Anwohner etwaige Beschwerden bei den Anwohneranhörungen in 2019 hätten vortragen können.
„An reinen Wohnhäusern wird es künftig keine Parkplätze mehr geben“, schilderte der Stadtsprecher die Auswirkungen des für den Herbst geplanten Starts des Umbaus des Teilstücks der Bochumer Straße zwischen Justizzentrum Gelsenkirchen und der zu einer Kulturspielstätte umgebauten Heilig Kreuz-Kirche. Lediglich an Ladenlokalen und Geschäften würden Parkplätze erhalten, um das Be- und Entladen weiter zu ermöglichen. Schulmann: „Auf dem Stück reduziert sich die Zahl der Stellplätze von 73 auf 22“. Damit sind alsbald 51 Parkplätze Geschichte.
Cranger Straße als Vorbild: Breite Fuß- und Radwege, mehr Platz Gastronomie
Fuß- und Radwege werden im Zuge des Umbaus deutlich verbreitert, dazu fährt die Straßenbahn künftig in der Mitte der Fahrbahn und nicht wie bisher seitlich versetzt. Die „breiten Geh- und Radwege laden zum Verweilen ein und es entsteht zukünftig Platz für Außengastronomie, mobiles Grün und Radabstellanlagen“ heißt es dazu in den Verwaltungsunterlagen. Ähnlich wie an der Cranger Straße, soll auch an der Bochumer Straße Zug um Zug ein pulsierendes Nebenzentrum mit Geschäften und Lokalen entstehen. Tempo 30 soll parallel dazu den Lärmpegel deutlich senken. Von dieser Maßnahme verspricht sich die Stadt außerdem „positive Auswirkungen auf das Mikroklima“.
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Und wo gibt es Alternativen zu den wegfallenden Parkflächen? An gleicher Stelle jedenfalls nicht. Die Verwaltung sieht es „als unproblematisch an, wenn Anwohner künftig nicht direkt vor ihrem Haus und stattdessen in einer der Nebenstraßen parken“. Außerdem, so Schulmann weiter, gebe es noch die Option am Cramer Weg eine Tiefgarage oder ein Parkhaus zu errichten. Mehr als eine Idee ist das aber bislang nicht. Und die Nebenstraßen sind im Prinzip ebenso verstopft wie die Bochumer Straße bis dato jeden Tag.