Gelsenkirchen. Die AfD zeigt die Kirchen an, weil sie während einer Wahlkampfveranstaltung Glocken läuteten. Nun äußern sich auch die Protestanten zu dem Fall.

Im Streit um das Glockengeläut seitens der evangelischen und katholischen Kirche während der AfD-Wahlkampfveranstaltung am 9. April meldet sich AfD-Kreissprecher Jörg Schneider erneut zu Wort – und hinterfragt, ob Propst Markus Pottbäcker die Wahrheit sagt. Erstmalig äußert sich auch die evangelische Kirche zu den Vorwürfen und unterstützt damit Pottbäckers Darstellung.

Nachdem die AfD beide Kirchengemeinden unmittelbar vor Ostern angezeigt hatte, weil sie sich durch das aus ihrer Sicht übermäßig lange Läuten der Glocken bei der Wahlkampfveranstaltung mit Bundesfraktionschefin Alice Weidel gestört fühlte, erklärte sich Propst Markus Pottbäcker in der WAZ. Er bezeichnete die Vorwürfe als „hasserfüllt“ und „falsch.“ Die AfD habe sich den Kundgebungsort zwischen zwei großen Kirchen, in denen nicht nur jeden Samstag zum Friedensgebet geläutet wird, sondern auch Hochzeiten oder Taufen mit Geläut stattfinden können, selber ausgesucht.

Pottbäcker: „Am Samstag gab es das Friedensgebet und das Angelusläuten - das war es“

Die AfD macht nun darauf aufmerksam, dass am 9. April keine Hochzeiten und Taufen stattfanden. Dompropst Pottbäcker „fabuliert über Gottesdienste, die gar nicht stattfanden“, meint nun der Gelsenkirchener Parteichef Jörg Schneider. Seine Partei lasse nun den Mitschnitt der Veranstaltung in Hinblick auf das Läuten genau analysieren.

„Ich habe keineswegs behauptet, dass Taufen oder Hochzeiten stattgefunden haben. Ich habe nur gesagt, dass es sein kann, dass sie stattfinden“, teilt Pottbäcker als Antwort auf Schneiders Vorwurf mit und unterstreicht damit eine Aussage, die er auch gegenüber unserer Redaktion so zuvor getätigt hatte. Darauf müsse man sich einstellen, wenn man, wie die AfD, eine Veranstaltung zwischen zwei Kirchen stattfinden lässt. „Am Samstag gab es das Friedensgebet und das Angelusläuten - das war es“, so Pottbäcker.

Superintendent Montanus äußert sich erstmals zu AfD-Anzeige

Erstmalig hat sich nun auch die evangelische Kirche zu der AfD-Anzeige geäußert. „Wir haben die Glocken läuten lassen, weil es Gottesdienste gab. Dies entspricht den (kirchen-)rechtlichen Vorgaben: Das Glockengeläut lädt ein zu Gottesdienst und Gebet“, teilte Heiner Montanus, Superintendent des Ev. Kirchenkreises Gelsenkirchen und Wattenscheid, auf Nachfrage mit. „In den konkreten Gottesdiensten ging es um die Themen Feindesliebe, Klima und Demokratie. Damit verbunden waren biblische Impulse.“ Mit diesen Impulsen sei sich dann auch auf Positionierungen der AfD bezogen worden, führt Montanus weiter aus.