Gelsenkirchen-Heßler. Komplex in Gelsenkirchen gehörte zu den modernsten Schlachthöfen Deutschlands. Die Westfleisch-Gruppe schloss den Standort 2021. Er steht leer.

Fünf Jahre lang hat die Westfleisch-Gruppe ab 2016 den Schlachthof in Gelsenkirchen betrieben. Nach dem Großbrand am Standort Paderborn suchte die Genossenschaft eine Standortalternative und übernahm im Juni 2016 den Betrieb an der Grothusstraße vom damaligen Eigentümer, der FVG, der Fleischversorgung Gelsenkirchen.

Gelsenkirchener Beschäftigte fanden Stellen an anderen Westfleisch-Standorten

2021 im Oktober dann das Aus. Der Schlachthof wurde geschlossen. 140 Beschäftigten des Schlachtbetriebs und 42 städtischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die in der Fleischkontrolle am Schlachthof tätig waren, drohte der plötzliche Jobverlust. Für fast alle hat sich eine Lösung gefunden. „Tatsächlich hatten bis auf zwei Kollegen alle Beschäftigten unseres Standortes Gelsenkirchen Stellenangebote von unseren anderen Fleischcentern angenommen oder eigeninitiativ einen neuen Arbeitsplatz gefunden“, teilt Westfleisch-Pressesprecher Carlo Teichmann auf Anfrage der WAZ mit. Sieben Monate später hat sich am Ist-Zustand des Betriebs dagegen noch nichts geändert. Teichmann: „Aktuell prüfen wir unterschiedliche Optionen der Vermarktung der Liegenschaft.“

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Noch ist der Schlachthof voll eingerichtet. 1991 wurde der Komplex errichtet. Laut Westfleisch zählte er als „drittjüngster Betrieb zu den modernsten Schlachtstätten in Deutschland“. Er umfasst insgesamt 36.5000 Quadratmeter Betriebsfläche, davon wurden rund 11.000 Quadratmeter für Produktion und Verwaltung genutzt. Weiteres Thema: Westfleisch fährt Schlachthofbetrieb in Gelsenkirchen hoch

In Gelsenkirchen wurden zuletzt 970.000 Schweine geschlachtet

Knapp 970.000 Schweine wurden 2020, dem letzten vollen Betriebsjahr, in Gelsenkirchen geschlachtet.
Knapp 970.000 Schweine wurden 2020, dem letzten vollen Betriebsjahr, in Gelsenkirchen geschlachtet. © dpa | Jan Woitas

In Gelsenkirchen wurden 2020, dem letzten vollen Betriebsjahr, knapp 970.000 Schweine geschlachtet. Das entsprach gut zwölf Prozent aller Schweineschlachtungen der Genossenschaft. Statt nach Gelsenkirchen werden die Schlachtschweine seither an die Westfleisch-Standorte Hamm, Oer-Erkenschwick und Coesfeld geliefert. Eigentümer der 1928 gegründeten Genossenschaft mit Sitz in Münster sind über 4700 Landwirte. Weiteres Thema:Tierschützer demonstrieren vor Gelsenkirchener Schlachthof

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2021 war für die Fleischwirtschaft ein wirtschaftlich schwaches (Corona)-Jahr mit fordernden Rahmenbedingungen, extrem niedrigen Schweinepreisen und hohem Preisdruck. Entsprechen ging der Westfleisch-Konzernumsatz 2021 im Vergleich zum Vorjahr trotz nur leichtrückläufiger Schlachtzahlen (7,26 Millionen Schweine, 392.000 Rinder und Kälber) um gut neun Prozent auf 2,56 Milliarden Euro zurück. Die Zeichen stehen auf Konsolidierung, verschärft wird auch in der Fleischbranche die Situation durch den Krieg gegen die Ukraine. Die Rohstoffpreise zogen laut Carsten Schruck in nie gekannter Größenordnung an. „Sie werden sich entlang der gesamten Wertschöpfungskette negativ niederschlagen und die endgültigen Konsequenzen hieraus sind heute noch nicht abschätzbar“, so der Finanzvorstand.