Gelsenkirchen.. 2016 stieg Deutschlands drittgrößter Fleischproduzent beim Schlachthof in Heßler ein. Der Betrieb wurde erweitert, alte Probleme blieben.

Der Schlachthof Gelsenkirchen hat wechselhafte Zeiten hinter sich. 2006 stand der Betrieb fast vor dem Aus, zehn Jahre später wurde er Standort einer Branchengröße. Westfleisch übernahm.

Im Dezember 2011 verlegte zunächst die Kurt Heinrich Kemink GmbH & Co KG einen Großteil ihrer geschäftlichen Aktivitäten von Duisburg nach Heßler. An der Straße Am Schlachthof sah das Unternehmen den gewünschten Raum zur geplanten Expansion, hegte zusätzlich Ausbaupläne, die allerdings nicht umgesetzt wurden.

Ersatz für abgebrannten Betrieb in Paderborn

Im Juli 2016 stieg dann Deutschlands drittgrößter Fleischproduzent ein: Westfleisch, ein Konzern mit 2,5 Milliarden Euro Jahresumsatz (2015), setzte auf Gelsenkirchen. Das Interesse resultierte auch aus einer Notlage: Nach dem Ausfall von Schlachtkapazitäten durch ein Großfeuer am Standort Paderborn am Rosenmontag 2016 sah sich Westfleisch in Zugzwang, ließ damals bereits im Auftrag in Gelsenkirchen rund 10.000 Schweine schlachten, ehe im Juni vergangenen Jahres der Übernahmevertrag mit der Fleischversorgung Gelsenkirchen (FVG) unterschrieben wurde. Das Kartellamt erteilte seinen Segen.

11.500 Quadratmeter großer Produktionsbereich

Westfleisch schlachtet seither bis zu 30.000 Schweine in Heßler. Pro Woche. Aufgestockt wurde auch das Personal. 75 Mitarbeiter hatte der Betrieb bei der Übernahme. 250 Arbeitsplätze sind es aktuell, so ein Firmensprecher. Und: Westfleisch plant langfristig. Investiert wurden in den 11.500 Quadratmeter großen Produktionsbereich bereits 1 Million Euro.

Der Standort soll in den nächsten Monaten weiter optimiert und an den Westfleisch-Standard angepasst werden. „Der Zukauf im Ruhrgebiet ist nicht verbunden mit einer Entscheidung über einen Neubau in Paderborn, der frühestens 2019 fertig wäre“, machte Westfleisch bereits im Zuge der Übernahme deutlich. Zum Münsteraner Konzern zählen die Schlachthöfe in Coesfeld und Erkenschwick mit Maximal-Kapazitäten von jeweils 60- bis 70.000 Tieren pro Woche. In der Größenordnung von Gelsenkirchen wird ein weiterer Schlachthof in Hamm betrieben.

Heßler wird ab dem zweiten Quartal 2017 ein reiner Westfleisch-Standort. „Bis zu diesem Zeitpunkt“, so ein Sprecher, „schlachten wir noch für zwei weitere Unternehmen. Den „Nordrhein-Westfälischen Raum und Teilbereiche von Holland“ sieht der Konzern als Einzugsbereich für den lokalen Schlachthof. Beliefert werden die Standorte fest von 4500 Vertragslandwirten.

Eine Altlast wird Westfleisch in den nächsten Monaten ebenfalls noch abarbeiten müssen. Denn der Konzern hat mit dem Betrieb auch ein Geruchsproblem übernommen. Immer wieder gibt es Beschwerden über Geruchsimmissionen im Bereich der Wohnbebauung an der Hackhorststraße.

Umfangreicher Maßnahmenkatalog seit 2014

Das Umweltreferat hat bereits 2014 bei einer Begehung mit dem damaligen Betreiber Gerüche festgestellt, die offensichtlich aus dem zum Schlachthof gehörenden Kutteleibetrieb stammten. Betroffen war vor allem der Bereich Hackhorststraße.

Die Ursachenforschung ergab eine „undichte Stelle“ am Verschluss eines Silos in rund zehn Metern Höhe. „Dieser wurde umgehend in Stand gesetzt“, so die Stadtverwaltung, zudem wurden die Kontrollen intensiviert. Gelsendienste spülte wiederholt die Kanalisation im Umfeld, stellte allerdings keine nennenswerten Ablagerungen fest. Gelsenkanal setzte zusätzliche Geruchsverschlüsse und Gelplatten zur Geruchsneutralisation ein. Westfleisch will zudem einen Abluftkamin umbauen und prüft den Einsatz einer Abwasserbehandlungsanlage.

Eine unentgeltliche Abwasserberatung angeboten

Gelsenkanal hat zwischenzeitlich ein Geruchsgutachten in Auftrag gegeben. Die erforderlichen Begehungen sollen von Februar bis Juli 2017 laufen. Eingebunden wird laut Stadtsprecher Martin Schulmann damit die „geruchsproblematische heiße Jahreszeit“.

Die „Beschwerdeführer“, so Schulmann, wurden gebeten, sofern sie erneut Schlachthofgerüche bemerken, das Referat zu informieren. „Bisher wurde kaum Gebrauch von diesem Angebot gemacht.“ Auch sei eine entsprechende Kontaktaufnahme zu Gelsenkanal bislang unterblieben, da für die Kanalisation in der Hackhorststraß Gelsenkanal zuständig sei. Das Angebot von Gelsenkanal, bei Geruchsproblemen im Haus eine unentgeltliche Abwasserberatung durchzuführen, hat bislang laut Verwaltung nur ein Anwohner wahrgenommen. „In dem besagten Fall kann ein Geruchsverschluss in einem Kellerablauf für Abhilfe sorgen“, betont man im Umweltreferat.

Um Geruchsprobleme zeitnah prüfen zu können, gibt es dort mit Ludger Hymmen einen direkten Ansprechpartner: T. 0209 1 69-28 80