Gelsenkirchen. Die Stadt versucht seit Wochen, Kontakt zur Plaza-Leitung aufzunehmen. Nun ist es gelungen, das Hotel für Flüchtlinge zu buchen. Wie kam es dazu?

  • Keine neuen Pläne am Plaza: Die bei der Übernahme angekündigte Renovierung des in die Jahre gekommenen, ehemaligen Maritim-Hotels kommt weiterhin nicht in Fahrt.
  • Auch die Stadt tut sich schwer, Auskünfte von Plaza zu erhalten. Nun aber ist es gelungen, das Hotel als vorübergehende Flüchtlingsunterkunft zu buchen.
  • Nicht nur der Betriebsrat von Plaza wurde von den Plänen überrascht. Auch in der Lokalpolitik gibt es viele Fragen.

Das Plaza-Hotel ist seit Montag (14. März) eine vorübergehende Flüchtlingsunterkunft. Mittlerweile sind laut der Stadt Gelsenkirchen dort 76 von den mittlerweile 230 erfassten ukrainischen Flüchtlingen untergebracht. Zwar findet dieser Schritt in der Politik breite Unterstützung, sorgt allerdings auch für Irritationen. Das zeigte sich im vergangenen Wirtschaftsausschuss.

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Keine große Überraschung war es, dass das Management des Plaza-Hotels nicht der Einladung des Ausschusses gefolgt war, um den Politikern am Dienstag einen aktuellen Sachstand zur weiter ausbleibenden Modernisierung des ehemaligen Maritim-Hotels zu liefern. „Die Geschäftsführung von Plaza hat die Kontaktaufnahme seit sechs Wochen negiert“, musste Bernd Gebert von der Wirtschaftsförderung mitteilen. Auch auf Anfragen der WAZ reagiert man bei Plaza seit Monaten nicht.

Gerade deshalb sorgte für Erstaunen, wie das Plaza trotz der schwierigen Erreichbarkeit der Verantwortlichen nun so kurzfristig zur Unterkunft für ukrainische Flüchtlinge werden konnte. Ist so viel Geld im Spiel, dass das Plaza nicht anders konnte, als sich ungewohnt flexibel zu zeigen?

Von AfD bis Linken fragt man sich: Geht es Plaza bei der Flüchtlingsunterbringung nur um schnelles Geld?

Vom linken bis rechten politischen Spektrum werden entsprechende Sorgen geteilt: „Geht es darum, Geld zu kassieren für die Flüchtlinge und dann etwas ganz anderes aus dem Hotel zu machen?“, fragte Robert Sadowsky von der Linken. „Es scheint die Absicht zu bestehen, auf Kosten der Menschen ein Geschäft machen zu wollen“, ergänzte AfD-Ratsherr Thorsten Pfeil.

Zur Aufklärung beitragen konnte die Verwaltung im Gremium nicht – wohl aber in einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz zum aktuellen Ukraine-Krisenmanagement am Mittwochnachmittag. „Wir waren da schon sehr hartnäckig“, sagte Krisenstabsleiter Luidger Wolterhoff auf die Frage, wie denn der Kontakt mit Plaza zustande gekommen sei. Im Zuge des geglückten Kontakts auch Fragen zur Zukunft des Hotels zu stellen, sei in der aktuellen Situation allerdings keine Priorität gewesen. „Aber den Kanal, den wir aufgebaut haben, können wir an die Wirtschaftsförderung weitergeben.“

Zu den Kosten sagte Wolterhoff, der auch Kämmerer der Stadt ist, dass die Preise für die gebuchten Zimmer „gut vertretbar“ seien und „keine wirklich andere Dimension als ein Bett in einer Flüchtlingsunterkunft“ hätten. Weitere Details zu den Preisen nannte Wolterhoff auf Nachfrage nicht. Bei Plaza selbst sind Standard-Einzelzimmer online für 92 Euro pro Nacht buchbar. Ein Doppelzimmer ist dort aktuell nicht verfügbar – also offenbar für die Geflüchteten geblockt.

Die Stadt befindet sich derzeit auch in Gesprächen mit weiteren Hotels, um für den Notfall mehr Platz für Flüchtlinge zu haben. Laut Sozialdezernentin Andrea Henze geht es um das Good Morning Hotel in der City und das Stay By Friends auf Schalke. Ebenfalls sind aktuell 33 Flüchtlinge im Ambient-Hotel Zum Schwan auf Privatinitiative untergebracht. Künftig sollen in Hotels vor allem jene Ukrainer Ruhe finden, die etwa aufgrund psychischer Belastung keinen Tumult in großen Gemeinschaftsunterkünften verkraften.

Zukunft des Plaza-Hotels: Betriebsrat wird weiterhin im Dunkeln stehen gelassen

Gefolgt war der Einladung des Wirtschaftsausschusses im Gegensatz zum Hotelmanagement übrigens Peter Brumann, stellvertretender Vorsitzender des Plaza-Betriebsrats. Mit knappen, aber vielsagenden Sätzen stellte er die missliche Lage der Beschäftigten dar. „Wir waren mal 180 Mitarbeiter, jetzt sind wir nur noch 50. Alle sind nach und nach gegangen, von alleine aus, aufgrund der bestehenden Situation.“ Was Brumann meinte: Selbst die Angestellten würden keine Auskunft darüber erhalten, was mit dem Hotel passieren soll.

Überfallen worden seien die Beschäftigten demnach auch mit der Nachricht, dass das Plaza nun für die Flüchtlingsunterbringung bereitstehen soll. „Die Gastronomie war geschlossen, nur Frühstück war möglich. Aber „jetzt“, erzählte Brumann, „soll sie kurzfristig wieder geöffnet werden, damit die Flüchtlinge drei Mahlzeiten am Tag bekommen.“