Gelsenkirchen. Auch in Gelsenkirchen sind viele Geflüchtete aus der Ukraine angekommen. Vor der Ausländerbehörde müssen sie lange warten: Das ist der Grund.

Fast schon drei Wochen dauert der Krieg in der Ukraine an, am 24. Februar hatte Russland das Nachbarland überfallen. Seitdem sind Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer auf der Flucht, viele von ihnen sind auch in Gelsenkirchen gelandet. Und machen hier ihre Erfahrungen mit der deutschen Bürokratie.

Dienstagnachmittag, gegen 14 Uhr, vor der Ausländerbehörde an der Zeppelinallee. Eine große Menschentraube hat sich vor dem Eingang gebildet, gut und gerne 100 Menschen stehen hier an. Ihr Ziel: zwei provisorische Schalter an Fenstern im Erdgeschoss, hinter denen zwei Mitarbeiter der Stadt Gelsenkirchen sitzen und sich um die Anliegen der Menschen kümmern. Das tun sie an diesem Dienstag ganze zwei Stunden lang: von 13 bis 15 Uhr.

Zwei Stunden am Tag hat die Gelsenkirchener Behörde geöffnet

Eine Gelsenkirchenerin mit ukrainischen Wurzeln, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, steht schon seit dem frühen Morgen hier. Sie ist mit einer fünfköpfigen Familie gekommen, Freunde von ihr, die aus der schwer umkämpften Stadt Charkow Richtung Westen geflohen sind. In Gelsenkirchen haben die Menschen zunächst Unterkunft im Plaza-Hotel gefunden. „Wir haben beim Bürgercenter angerufen und gefragt, wie es jetzt weitergeht“, berichtete die Gelsenkirchenerin. „Dort hat man uns gesagt, dass wir zur Ausländerbehörde müssten.“

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Bereits früh am Morgen sei sie mit den Geflüchteten vor Ort gewesen – genauso wie viele andere Menschen aus der Ukraine. Erst dort hätten sie erfahren, dass die beiden Schalter, an denen sich die Geflüchteten registrieren sollen, erst um 13 Uhr öffnen würden – und dann lediglich für zwei Stunden. Um kurz nach 14 Uhr standen sie noch immer in der Schlange. „Wir werden wohl morgen früh wiederkommen müssen“, sagt die Gelsenkirchenerin.

So reagiert die Stadt Gelsenkirchen auf die Kritik

Eine ähnliche Erfahrung hat auch die Bueranerin Tatjana Michajlova gemacht. Sie hatte ihre Eltern aus der Ukraine geholt. „Mein Mann hat mit meinem 81-jährigen Vater seit 8.30 Uhr vor der Behörde gewartet“, sagt sie. „Es ging dort nur sehr langsam voran, viele mussten unverrichteter Dinge wieder abziehen.“

Stadtsprecher Martin Schulmann weist die Kritik zum Teil zurück. „Zunächst einmal ist es nicht zwingend notwendig, dass die Leute sofort zur Ausländerbehörde gehen“, sagte er. Es sei richtig, dass zwei Mitarbeiter für jeweils zwei Stunden am Tag zur Verfügung stünden – mehr Personal sei derzeit nicht vorhanden. „Am Montag haben wir aber in dieser Zeit etwa 60 Personen registriert“, sagte er.

Der Sprecher räumte ein, dass die Mitarbeiter an der Telefonhotline nicht hinreichend über die Öffnungszeiten bei der Ausländerbehörde Bescheid wüssten – „das werden wir nachbessern“, so Schulmann. Außerdem solle in der Emscher-Lippe-Halle, die zurzeit zur Flüchtlingsunterkunft umgebaut wird, demnächst eine Außenstelle der Behörde ihren Dienst aufnehmen.