Gelsenkirchen. Die Lothringer Straße in Gelsenkirchen soll grün und familienfreundlich umgestaltet werden. Dafür gibt es 3,7 Millionen Euro Landesförderung.

3,7 Millionen Euro vom Land NRW bekommt Gelsenkirchen für die mit insgesamt fünf Millionen Euro veranschlagte „stadtökologische Umgestaltung“ der Lothringer Straße in Gelsenkirchen-Rotthausen zu einer lebenswerten Familienstraße. Diese 80-prozentige Förderung der Umgestaltung hat die kleine, derzeit unauffällig graue Straße dem Gewinn des NRW-Wettbewerbs „Zukunft Stadtraum“ zu verdanken, bei dem insgesamt acht Projekte die zweite Stufe nehmen konnten. Bedingung dafür, dass das Geld fließt, ist eine rechtzeitige Einreichung des Förderantrags bis zum 31. März, wie NRW-Heimat-Ministerin Ina Scharrenbach bei der Übergabe der entsprechenden Urkunde im Familienzentrum an der Lothringer Straße betonte. [Zum Thema: Wie Visionen die Lothringer Straße wieder beleben sollen]

Starke Bürgerbeteiligung bei den Planungen

Dass die Übergabe der Siegerurkunde in einer Bewegungs-Kita stattfand, ist kein Zufall. Leiterin Petra Müller – eine Institution im Stadtteil – arbeitete schließlich gemeinsam mit den Kindern sehr aktiv an den Vorschlägen mit, um das Kita-Umfeld bewegungs- und familienfreundlicher zu machen. Ohnehin entstand das Konzept unter starker Bürgerbeteiligung. Kita, Anwohner, Nachbarn waren eingeladen, ihre Ideen einzubringen. Auch diese intensive Beteiligung trug zur Auszeichnung bei.

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Begleitet wurde die Ideensammlung als Forschungsprojekt „Lebenswerte Straßen, Orte und Nachbarschaften“ von der Masterstudentin Linda Stamm am Wuppertal Institut. Sie vergleicht den Wandel der Straße mit einem ähnlichen – ebenfalls vom Land geförderten – Projekt in Dortmund im Rahmen ihrer Masterarbeit. In Rotthausen sammelte sie im Rahmen der „Möblierungstage“ Stimmen von Anwohnern und Nachbarn zu den Plänen, notierte Einwände gegen den Rückbau von Parkraum, Ängste vor steigender Lärmbelastung durch mehr Treffpunkte unter dem Fenster, Klagen über Müll auf dem Spielplatz.

Aus allen drei Vorschlägen das Beste ausgewählt zur Umsetzung

Stadtbaurat Christoph Heidenreich, Kita-Leiterin Petra Müller, OB Karin Welge, Heimat-Ministerin Ina Scharrenbach und Jury-Vorsitzender Prof. Rolf Westerheide (v.l.n.r.) von der Architektenkammer NRW bei der Übergabe der Siegerurkunde auf der Lothringer Straße.
Stadtbaurat Christoph Heidenreich, Kita-Leiterin Petra Müller, OB Karin Welge, Heimat-Ministerin Ina Scharrenbach und Jury-Vorsitzender Prof. Rolf Westerheide (v.l.n.r.) von der Architektenkammer NRW bei der Übergabe der Siegerurkunde auf der Lothringer Straße. © Stadt Gelsenkirchen | Gerd Kämper

Am Ende der Ideensammlungen und der Wettbewerbsphase eins standen drei grundlegende Varianten zur Umgestaltung der Straße. 10.000 Euro hatte es in der ersten Wettbewerbsrunde bereits für die Entwicklung dieser drei Varianten gegeben. Zum Ende dieser Phase im August 2021 konnten Anwohner und Quartiersnachbarn vor Ort unter Realbedingungen testen, was genau umgesetzt werden könnte. Liegestühle, Blumenkübel und Infostände luden zur Begegnung und Beurteilung. [Zum Thema: 21 Millionen Euro gehen insgesamt nach Rotthausen]

Spielangebote, Anpassung an Klimawandel mit mehr Grün und Platz für Begegnung

Die drei Schwerpunktvorschläge hatten jeweils einen unterschiedlichen Fokus. Variante eins strebte eine bunte Spielstraße mit Angeboten für jedes Alter, also auch Erwachsene, an. Variante zwei setzte auf eine klimawandelgerechte Umgestaltung mit mehr Grünflächen, Beeten und Gehölzen. Variante drei plante mit weniger Platz für parkende Autos und mehr Platz für Begegnung von Menschen, der Schaffung von Treffpunkten.

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Man habe festgestellt, dass der eigentliche Parkraumbedarf für die Anwohner der Lothringer Straße deutlich geringer sei, versicherte Oberbürgermeisterin Karin Welge beim Ortstermin. Rund ein Drittel der geparkten Fahrzeuge stammten von Externen, die die ruhige Straße gern auch für langfristiges unkompliziertes Parken nutzten. „Wir müssen einen Kompromiss finden, der die Bedürfnisse älterer Anwohner, die auf Lieferdienste und gute Erreichbarkeit angewiesen sind, die Familienfreundlichkeit und die veränderten Anforderungen durch den Klimawandel im Blick behält“, erklärte die OB den nun gefundenen Kompromiss, in den die prämierte Planung mündete.

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Der nun ausgezeichnete Entwurf setzt auf eine Kombination der drei Schwerpunkte. Bis Ende 2024 soll das Fünf-Millionen-Euro-Projekt fertiggestellt sein. Auch diese zügige Umsetzung zähle zu den Fördervoraussetzungen, betonte die Ministerin. Angesichts der nun drängenden Umbauten für Flüchtlinge sei das zwar eine besondere Herausforderung, die man dennoch freilich annehme, versicherte Karin Welge dem Gast aus Düsseldorf.