Gelsenkirchen. Mit ökologisch-nachhaltigen Produkten setzte Spinnrad-Gründer Peter Krämer einen Trend. Jetzt ist der Unternehmer aus Gelsenkirchen gestorben.
- Peter Krämer ist gestorben: Der Gelsenkirchener zählte einst zu den erfolgreichsten Unternehmern der Stadt.
- Mit dem Unternehmen Spinnrad startete Peter Krämer aus Gelsenkirchen eine deutschland- und europaweite Erfolgsgeschichte.
- Am 7. Februar ist der Unternehmer im Alter von 75 Jahren in seiner Heimatstadt Gelsenkirchen gestorben.
Er zählte einst zu den erfolgreichsten Unternehmern in Gelsenkirchen, setzte schon in den 70er- und 80er-Jahren auf Nachhaltigkeit und ökologische Prinzipien. Peter Krämer, der 1970 mit der Gründung des Unternehmens Spinnrad deutschland- und europaweit auf Erfolgskurs steuerte, ist am 7. Februar in Alter von 75 Jahren in seiner Heimatstadt Gelsenkirchen gestorben.
Außergewöhnliche Geschenkartikel bot Spinnrad zunächst in der Weber-, dann in der Besken- und schließlich im Geschäft an der Klosterstraße an. Immer auf der Suche nach Waren, die es woanders nicht gibt, war Krämer auf Einkaufstouren in Asien und Europa unterwegs. Er erweiterte sein Sortiment um kosmetische Artikel, Wohnzubehör, Kunstgewerbe, Schmuck und ausgefallene modische Accessoires.
Initialzündung Hobbythek-Sendung: Gelsenkirchener arbeitete mit Jean Pütz zusammen
Die eigentliche Erfolgsgeschichte seines Unternehmens begann 1986 durch die Zusammenarbeit mit dem TV-Moderator und Wissenschaftsjournalisten Jean Pütz. Der hatte in seiner Hobbythek-Sendung Kosmetik zum Selbstmischen vorgestellt. Vertrieben wurden die Produkte aber nirgendwo. Sohn Daniel (45) weiß, dass sein Vater erst gezögert hatte, die Sachen anzubieten, sich dann aber für den Vertrieb entschied. Er sollte es nicht bereuen. Krämers Schwester Brigitte (66), die mit ihrem Bruder das Geschäft führte, erinnert sich an die Reaktionen der Kunden. „Das Telefon stand nicht mehr still. Alle wollten die Produkte, wollten Hautcremes und Shampoos selbst herstellen.“
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Der Aufstieg erfolgte in rasantem Tempo. In Ückendorf Am Luftschacht entstand die Zentrale. Spinnrad wurde mehr und mehr zum Begriff. Bis zu 230 Spinnrad Franchise-Betriebe, darunter auch Filialen, entstanden bundesweit. „In Spitzenzeiten“, weiß Brigitte Krämer, „erreichte der Umsatz 140 Millionen DM.“
Daniel Krämer: Vater war von Visionen getrieben, hatte keine Grenzen gesehen
Schließlich wurde auch das Gebäude in Ückendorf zu klein. Im Bugapark baute Krämer 1998 die neue Firmenzentrale als Produktions- und Lagerstätte auf. Weltweit waren 1000 Mitarbeiter mit Spinnrad-Produkten beschäftigt. In China, Indonesien, Bali oder den Philippinen gründete Peter Krämer Spinnrad-Büros. In Gelsenkirchen wuchs die Zahl der Mitarbeiter auf über 200. Der Gelsenkirchener wurde unter anderem als Unternehmer des Jahres ausgezeichnet, Krämer war über Jahre Gründungspräsident von Europe’s 500, der Organisation der am schnellsten wachsenden Unternehmen Europas.
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Um an frisches Kapital zu kommen, verkaufte Krämer Anteile. Den Mitteilhaber zahlte er später zu schlechteren Konditionen im Vergleich zu dessen Einstiegspreis wieder aus.
Auszahlung des Teilhabers belastete das Gelsenkirchener Unternehmen maßgeblich
„Mein Vater war der Pionier in Sachen Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung“, sagt Daniel Krämer. Immer wieder sei er von Visionen getrieben gewesen. Allerdings, so glaubt der Sohn, habe der Vater allzu tollkühn die ständige Erweiterung seines Unternehmens angestrebt. Er habe keine Grenzen gesehen. Der zusätzliche Kapitaldienst nach der Auszahlung an den früheren Teilhaber belastete das Unternehmen. Spinnrad geriet ins Trudeln, Banken wollten den Wachstumskurs nicht mehr mittragen.
Ehrung: Franchisepreis des Wirtschaftsmagazins Impulse
Peter Krämer hat Spinnrad als Marke für nachhaltige und ökologisch orientierte Produkte entwickelt. 1989 wurde Krämer mit dem Deutschen Franchisepreis des Wirtschaftsmagazins Impulse geehrt.
Ende 2009 hatte der Gelsenkirchener die RuhrStadt Netzwerk GmbH aufgebaut. Krämer machte sein Abitur auf dem Abendgymnasium, studierte Jura und absolvierte gemeinsam mit seiner Schwester das Unternehmerprogramm OPM der Harvard Business School.
Brigitte Krämer ist überzeugt, dass man vieles hätte retten können, wenn die Banken mitgespielt hätten. Ihr Bruder habe bis zum Schluss gedacht, die Kurve zu kriegen. So aber folgte 2002 die Insolvenz. Für 100.000 Euro wurde das einst erfolgreiche Unternehmen verkauft. Heute vertreibt die Spinnrad GmbH in Bad Segeberg die Produkte. Zu kaufen sind sie in Apotheken und Reformhäusern.