Gelsenkirchen-Buer. Seit Januar ist der Gelsenkirchener Pizzeria-Betreiber Özcan Benzer Kunde der ELE. Jetzt soll er knapp 3900 Euro monatlichen Abschlag zahlen.

Als Özcan Benzer den Brief von der ELE öffnete, verschlug es ihm die Sprache. Der Betreiber der „Holzofenpizzeria“ am Goldbergplatz in Buer hatte eine Stromrechnung bekommen, wie er sie noch nicht zuvor gesehen hatte. Knapp 3900 Euro monatlichen Abschlag sollte Benzer zahlen – mehr als zehnmal so viel wie noch im vergangenen Jahr. Und nein: Es handelt sich nicht um einen Schreibfehler.

Bis Ende Dezember hatte Özcan Benzer seinen Strom von einem anderen Anbieter bezogen. Als der wie viele andere Energieanbieter pleite ging und den Vertrag mit Benzer kündigte, sprang die ELE im Rahmen der Ersatz- und Grundversorgung ein. „Ich habe dann Ende des Jahres meinen Zählerstand übermittelt und an die ELE geschickt“, berichtet Benzer. In einem ersten Schreiben teilte die ELE ihm mit, dass er mit einer monatlichen Abschlagszahlung von 287 Euro zu rechnen habe – „Das ist etwas mehr als zuvor, aber insgesamt okay“, so Özcan Benzer.

Gelsenkirchener will sich gegen die Rechnung wehren

Der Schock kam einige Wochen später: In einem Schreiben vom 12. Januar meldete sich die ELE mit einer neuen Abschlagssumme. Ab dem 12. Februar sollte der Pizzeria-Betreiber monatlich nicht mehr 287 Euro, sondern 3885 Euro zahlen. „Das sind glatt 1000 Euro mehr als ich im vergangenen Jahr insgesamt für Strom bezahlt habe“, sagt Benzer ungläubig.

Er kündigt an, sich gegen die Rechnung wehren zu wollen. „Ich habe mich schon an die Gelsenkirchener Wirtschaftsförderung gewandt, einen Termin bei einem Rechtsanwalt habe ich auch schon“, sagt er. „Ich bin schließlich auf den Strom angewiesen“, sagt er. „Genauso wie auf den Käse für meine Pizza.“ Wenigstens betreibe er seinen Ofen mit Holzkohle und nicht mit Strom – „sonst wäre die Rechnung ja noch höher“.

So begründet die ELE die Rechnung

Peter Efing, Unternehmenssprecher der ELE, bestätigte, dass es sich bei den 3885 Euro keineswegs um einen Schreibfehler handele – und erklärt, wie es zu dieser Summe kommen konnte. „Die Preise am Strommarkt sind zurzeit verrückt“, sagt er. Da Özcan Benzer erst im Januar im Rahmen der Ersatz- und Grundversorgung zu dem Gelsenkirchener Stromanbieter gekommen sei, müsste die ELE den Strom, den Benzer verbraucht, zu den aktuellen Preisen einkaufen – und die seien zurzeit eben astronomisch.

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„Für unsere Bestandskunden kaufen wir den Strom teilweise zwei oder drei Jahre im Voraus ein und können so mit vernünftigen Preisen kalkulieren“, sagt Efing. „In diesem Fall ist das leider anders.“ Darüber hinaus habe man in dem konkreten Fall auch einen höheren Verbrauch ermittelt, als zuvor angegeben, so der Unternehmenssprecher.

Für Gewerbekunden gelten andere Konditionen als für Privatkunden

„Wir können den Strom auch nur zu den Konditionen abgeben, dass es für uns kostendeckend ist“, so Efing. „Ich hoffe und glaube, dass die Preise am Strommarkt nicht das ganze Jahr über so bleiben, wie sie jetzt sind, aktuell haben wir aber keine anderen Möglichkeiten.“ Aktuell würden Energiepreise aufgerufen, „wie ich sie auch noch nicht gesehen habe“, so Peter Efing.

Er wies allerdings auch darauf hin, dass für Özcan Benzer als gewerblichen Kunden andere Konditionen gälten, als für Privatkunden – unter anderem könne der Pizzeria-Betreiber täglich und ohne Frist den Stromanbieter wechseln. „Zurzeit dürfte es aber schwierig sein, jemanden zu finden, der günstige Konditionen anbietet“, so Efing. Er wies darauf hin, dass viele Stromanbieter in den vergangenen Jahren deswegen so niedrige Preise angeboten hätten, weil sie auf sinkende Preise gesetzt hätten – als die Preise dann stiegen, seien viele Unternehmen pleite gegangen.

Ganz aktuell biete die ELE aber neu hinzugekommenen Gewerbekunden Verträge an, die zwar preislich über dem lägen, was sie vorher gezahlt hätten, aber deutlich unter dem, wovon Özcan Benzer berichtet. „Auch Herr Benzer müsste bald von uns hören“, so Peter Efing.