Gelsenkirchen. Auch das Gelsenkirchener Energieunternehmen ELE ändert seine Preise als Folge eine Pleitewelle bei Strom-Discountern. Die Hintergründe.

Das Aus vieler Strom-Discounter hat auf dem Energiemarkt für ein kleines Beben gesorgt. Viele Grundversorger in NRW haben einen Neukundentarif in der Stromversorgung eingeführt, weil sie ihre Preisstruktur für ihre Stammkunden schützen und vermeiden wollen, aufgrund des unkalkulierbaren hohen Zustroms neuer Kunden und des dadurch erhöhten Verbrauchs die Preise nicht mehr halten zu können – da droht eine wirtschaftliche Schieflage. Auch in Gelsenkirchen sind mehrere Tausend Kundinnen und Kunden von Pleiten der Billiganbieter betroffen.

Verbraucherzentrale: Gelsenkirchener ELE unterscheidet nicht zwischen Alt- und Neuverträgen

Heike Higgen von der Verbraucherzentrale Gelsenkirchen.
Heike Higgen von der Verbraucherzentrale Gelsenkirchen. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Die Verbraucherzentrale hat daher mit einer Stichprobe am 10. und 11. Januar 2022 die Preise für die Grundversorgung bei 23 Stromanbietern verglichen. „Dabei unterschieden nur fünf Anbieter nicht zwischen Bestands- und Neuverträgen“, sagt Verbraucherberaterin Heike Higgen. Ihr zufolge gehört der Gelsenkirchener Energieversorger ELE zu den positiven Ausnahmefällen. Das zeigt diese Tabelle:

Das ist zunächst einmal gut, hat aber auch einen Haken, wie eine Nachfrage beim Unternehmen ergab: Neukunden außerhalb des firmeneigenen Netzgebietes werden nach wie vor von der ELE abgewiesen. Das bestätigte ELE-Sprecherin Stefanie Genthe und sie nannte auch die Gründe dafür.

„Wir berechnen gerade die Preise sowohl für unsere externen Akquisegebiete als auch für die Sondervertragstarife in unserem Netzgebiet neu“, sagte die Sprecherin. Wer also den Stromrechner auf der ELE-Homepage bemüht, erhält die Nachricht: „Die gesuchte Seite gilt nicht mehr und ist vom Netz gegangen“.

Haken: Gelsenkirchener Energieversorger passt Preisstruktur gerade neu an

Und: Das gilt im Moment sowohl für Interessierte außer- als auch innerhalb des firmeneigenen Netzgebietes. Wer als „heimischer Neukunde“ in die Grundversorgung will, zahlt mehr als in den Sondertarifen. „Das ist generell üblich und bei allen Grundversorgern so“, sagte Genthe. Am Preis der ELE-Grundversorgung ändere sich nichts. „In 14 Tagen steht die neue Preisstruktur“, kündigte die Sprecherin an..

Für Betroffene der Discounter-Pleiten, die in eine neue Strom-Grundversorgung gehen wollen und nicht im Gebiet der ELE wohnen, kann es mitunter sehr teuer werden. Die Aufschläge auf Grundlage der Stichprobe der Verbraucherschützer schwanken zwischen 39 und satten 172 Prozent. Drei Anbieter nahmen laut Verbraucherzentrale einen Neukundenpreis von mehr als 90 Cent pro Kilowattstunde. Die komplette Tabelle ist bei der Verbraucherzentrale hier einsehbar.