Gelsenkirchen. Mit elf schrieb Gelsenkirchener Delil Certel seinen ersten Song über Rassismus. Mittlerweile werden seine Youtube-Videos millionenfach geklickt.
„Alles begann damals im Ücky“, sagt Delil Certel. Der Musiker, der sich als Künstler lediglich Delil nennt, kam durch das Jugendzentrum in Gelsenkirchen-Ückendorf zur Musik. Im Rahmen eines Hip-Hop-Projekts schrieb er dort seinen ersten Song und nahm ihn auch auf. Zwar ist ihm der Name des Stücks mittlerweile entfallen, aber die Message hat er dennoch im Kopf. „Es ging um das perfekte Weltbild eines Elfjährigen. Darin habe ich den Zusammenhalt von Menschen ohne Rassismus thematisiert“, erinnert sich der mittlerweile 20-Jährige. Auch die WAZ berichtete damals.
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Im Stadtteil Ückendorf und im Ücky verbrachte er in seiner Kindheit und Jugend viel Zeit. Besonders dankbar ist er dem Mitarbeiter Erkan Öztürk, der viel Herzblut in die musikalische Jugendarbeit steckte und ihn damals unterstützte. Auch seinen zweiten Song „Nazar“ nahm er im Alter von 14 Jahren dort auf. Freunde halfen ihm anschließend, Geld für den Videodreh zusammenzukratzen. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg!
27 Millionen Aufrufe auf Spotify und zehn Millionen Klicks auf Youtube für „C’est la Vie“
Ein paar Wochen nach der Online-Veröffentlichung stiegen die Aufrufe rasant an. Delil entschied sich, direkt weiterzumachen. Anfang 2018 folgte sein bisher erfolgreichster Song „C’est la Vie“, den er professionell in einem Studio aufnahm. Das Video dazu entstand in Hamburg. „Der Song ging bisher am meisten durch die Decke“, so der Musiker, der singen und rappen kann. Das Resultat: 27 Millionen Aufrufe auf Spotify und fast zehn Millionen Klicks auf YouTube.
Aufgrund der wachsenden Reichweite wurden mehrere Major-Labels auf den jungen Künstler aufmerksam. Er entschied sich, bei Sony Music einen Vertrag für vier Songs („Nur für dich“, „Money“, „Au Revoir“ und „1A“) zu unterschreiben. Die Texte schrieb er selbst. Alex Dehn produzierte drei der Aufnahmen im Gelsenkirchener Tonstudio Amaterasu.
Gelsenkirchener Musiker Delil: „Ich wollte nie die typischen Gangster-Klischees bedienen“
Aber viel Trubel und ein familiärer Schicksalsschlag stoppten den musikalischen Weg von Delil Certel dann. Gerade der Tod seiner Mutter brachte ihn zum Nachdenken. Erst nach anderthalb Jahren widmete er sich wieder der Musik. Mit neuer Kraft nahm er 2021 in Berlin gleich ein ganzes Album auf. „Nujin“ der Name, die Bedeutung „Zweites neues Leben“.
14 Songs – größtenteils Uptempo-Songs – sind darauf zu hören. Fünf Videoclips entstanden parallel. Generell schlängelt sich ein roter Faden durch das Liedgut des Künstlers. „Ich wollte immer bescheiden unterwegs sein, war immer gegen Drogen und wollte nie die typischen Gangster-Klischees bedienen. Mir war es stattdessen wichtig, positive Werte zu vermitteln. Wenn keine Message, dann zumindest melancholische Atmosphäre“, so der gebürtige Gelsenkirchener mit kurdischen Wurzeln, der zusammen mit zwei Schwestern und einem Bruder aufwuchs. Inspirationen holt er sich durch Erlebtes und andere Musik. Mit Straßen-Rap konnte er sich nach eigener Aussage nie identifizieren. Trotzdem sagt er, sei es mit dem falschen Background und Leuten einfach, schnell dahin abzudriften.
Delil tourte mit Essener Rapper Veysel durch Deutschland
Sein Lieblingssong
Zu finden ist Delil Certel auf Instagram (@delilcertel), Youtube (Beatyourself) und Spotify.Als seinen persönlichen Lieblingssong bezeichnet er „Au Revoir“. Folgend der Link zum Videoclip: www.youtube.com/watch?v=5vA11-OGBmg
Seinen Schulwechsel von der Lessing-Realschule zur Gesamtschule Ückendorf bleibt für ihn unvergesslich. „Von jüngeren Schülern wurde ich als Vorbild gefeiert, nachdem ich frisch an die Schule gewechselt war. Einige hatten mich damals gefragt, ob ich mit ihnen Fotos mache“, sagt er. Mit dem Abschluss der zehnten Klasse strebte er noch das Abi an. Zu seinen musikalisch prägendsten Momenten zählt eine Tour quer durch Deutschland. Als Support-Act des Essener Rappers Veysel stand er auf der Bühne. Sein erstes eigenes Clubkonzert hatte er übrigens in Bayern. Vorstellen kann er sich aber auch, wenn es wieder möglich ist, live in seiner Heimatstadt Gelsenkirchen aufzutreten.