Gelsenkirchen-Ückendorf. Die Talent-Metropole Ruhr schiebt per Fortbildung einen Podcast an der Gesamtschule Ückendorf an. Neuntklässler dokumentieren ihre Erfahrungen.
Eine Menge Stolz sprüht geradezu bei den Teenagern, die heute ihr Zertifikat auf Papier und live statt digital in die Hand gedrückt bekommen. Es ist eine Auszeichnung für die neunte Klasse der Gesamtschule Ückendorf im Projekt „CoroCast“. Sie hat es als erste von insgesamt sieben abgeschlossen. Ob es damit auch beendet ist, darf bei der Energie, die sich heute noch einmal zeigt, bezweifelt werden.
Nicht von ungefähr stehen sie am Stadtteilbüro an der Bochumer Straße, das als Kontaktstelle vor Ort gewonnen wurde. Außerdem macht dieser Platz vor der Heilig-Kreuz-Kirche klar: Hier geht noch was. Angestoßen wurde das Projekt von Sabine Koch und Rebecca Reichelt, zwei Klassenlehrerinnen, die am Projekt #netzTalente Ruhr der Talent-Metropole Ruhr teilgenommen haben.
Die Zeit im Lockdown in Gelsenkirchen in sieben Podcasts
Das Ziel war, Schülern einen kompetenten Umgang mit digitalen Herausforderungen zu vermitteln und so fit für die Arbeitswelt von morgen zu machen. Herausgekommen sind sieben beachtliche Podcasts, für die sich die Teenager nach eigenen Schwerpunkten um die Technik, Fotos oder den Text kümmerten. Die Talent-Metropole steuerte die Flyer und den Fotografen für die Dokumentation dazu.
Etwas über 20 Minuten lang ist jeder Beitrag, und alle zeigen sehr persönliche Sichten auf die vergangenen 17 Monate im Zeichen der Pandemie. Themen sind unter anderen Schule, Familie, Feiern und digitales Arbeiten.
„Sie haben sich sehr gut angestellt“, unterstreicht Sabine Koch gleich zu Anfang, „und können wirklich stolz sein. Hier kommen auch einmal Schüler zu Wort, nicht wie sonst Eltern, Lehrer oder Politiker. Die Jugendlichen haben auch etwas zu erzählen und zeigen, dass sie sich an mancher Stelle ganz schön durchkämpfen mussten.“
Hausaufgaben und Hausarbeit
Das Corona-gerechte Format des Podcasts steht denn auch dafür, dass das Chaos in der Pandemie seine speziellen Chancen und Herausforderungen brachte. Manche der Teilnehmer waren lediglich auf das Handy angewiesen.
Schulleiter Achim Elvert berichtet mit einem Lächeln, „da musste man schlicht mitbekommen, dass es nicht damit getan ist, einfach ein paar Arbeitsblätter herumzuschicken. Oder dass die Jugendlichen zuhause neben den Schularbeiten auch die Betreuung der kleinen Geschwister leisten mussten.“
Joyce als Sprecherin ihrer Gruppe erzählt: „Wir haben viele Behauptungen zu den Impfungen und von den Gegnern abgeklopft. Und es war wichtig zu zeigen, dass wir im Lockdown nicht einfach zu Hause rumgesessen haben, wie viele gemeint haben.“ Vielen sei es „echt schlecht gegangen“, sie hätten jemanden im echten Gespräch gebraucht, gerade vor einer Ausbildung oder einem Praktikum. „Viele hatten auch gar nicht die technische Ausstattung.“
Start ohne eine digitale Plattform
Bernd Kreuzinger, Geschäftsführer der Stiftung Talent-Metropole Ruhr, die ihren Sitz ganz in der Nähe an neben dem Justizgebäude hat, lobte bei der Übergabe der Zertifikate: „Das ist total stark, was ihr in kurzer Zeit auf die Beine gestellt habt, welches Engagement ihr in dieser wirklich schwierigen Phase aufgebracht habt. Respekt: Ihr wart die Entwickler, habt euch schwer ins Zeug gelegt. Das sollte sicherlich fortgesetzt werden.“
Gemeinnützige Gesellschaft
Die Stiftung Talent-Metropole Ruhr ist eine gemeinnützige Gesellschaft, die mit ihrer Bildungsinitiative junge Menschen im Ruhrgebiet fördert; nach eigenen Angaben als die einzige ganzheitliche Initiative zur Talentförderung in Deutschland.
Die Ausstellung zum Projekt #netzTalente Ruhr läuft noch bis zum 21. November im Stadtteilbüro an der Bochumer Straße 109 in Gelsenkirchen. Alle Folgen des Podcasts werden auf NRWision veröffentlicht. Mehr auf talentmetropoleruhr.de/de/aktuelles
Auch Achim Elvert ist deutlich zufrieden mit der Leistung. „Sie haben viel erlebt, viel davon mitgenommen und eine sicherlich ungewöhnliche Reife gezeigt. Dazu kommt, dass alle ohne eine echte digitale Plattform zurecht kommen mussten, denn die war erst später geplant, als die Pandemie kam. Es gab keine Struktur für die nötigen Kontakte.“
Dafür hätten sich dann nach den letzten Osterferien alle erst wieder neu aneinander gewöhnen müssen. Durch die Pandemie habe auch an der GSÜ ein komplett anderes Schulsystem aufgelegt werden müssen, in dem möglichst nur die Klassen zusammenblieben, um die Kontakte einzugrenzen. „Wir haben auf Distanz eine Menge hinbekommen“, zieht er Bilanz.