Gelsenkirchen. Frust wegen der verfehlten Pool-Test-Strategie? An der Gelsenkirchener Mechtenbergschule hat man die Sache nun selbst in die Hand genommen.

Als „katastrophal“ kommentierten Elternvertreter aus Gelsenkirchen die plötzliche Änderung der Corona-Teststrategie der Landesregierung an den Grundschulen. Dass man trotz der Schwierigkeiten unter gemeinsamer Anstrengung eine gute Lösung finden kann, hat man jetzt in Rotthausen bewiesen: In Form eines offenen Briefes hat sich die Schulpflegschaft der Mechtenbergschule nun zu Wort gemeldet – und das gesamte Lehrerkollegium der Schule groß gelobt.

„Dem aktuellen Aufschrei über das vermeintliche Chaos nach dem Aussetzen der PCR-Einzeltestpflicht an Grundschulen vermag sich die Schulpflegschaft der Mechtenbergschule ausdrücklich nicht anschließen. Ganz im Gegenteil!“, schreibt Henning Voß, Vorsitzender der Schulpflegschaft. Denn die Schule hat kurzerhand ein eigenes Testkonzept auf die Beine gestellt.

Kein Test-Frust: Gelsenkirchener Grundschule stellt eigenhändig sieben Teststationen auf

Bereits am späten Dienstagabend stand der Plan. Am Mittwochmorgen dann seien die Schüler schon am Schultor kontrolliert worden. „Wer keinen Bürgertest vom Testzentrum vorweisen konnte, wurde ab 7:45 Uhr auf dem Schulhof an insgesamt sieben Teststationen getestet“, berichtet Voß. Die Lehrer hätten mit Unterstützung von Eltern die Selbsttests beaufsichtigt. Danach konnten laut Voß die negativ getesteten Kinder zu ihren Mitschülern in die Klassenräume gehen, die sich zuvor an einem Testzentrum hatten testen lassen.

Die Kinder, die positiv getestet wurden, konnten von ihren wartenden Eltern unmittelbar wieder nach Hause gebracht werden.

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„Um Viertel nach acht war der Spuk nahezu vorbei, die Kinder sicher in den Klassen, die Eltern auf dem Weg zur Arbeit und die Lehrkräfte mit dem Respekt aller Beteiligten auf dem Weg zu ihren Schützlingen“, schreibt der Schulpflegschaftsvorsitzende. „Erstaunlich, was sieben Tische, ein wenig Geduld und viel persönliche Hingabe bewirken können. So trotzt man dem Chaos. Wir sagen: Danke!“

Zudem sorge die neue Test-Strategie für mehr Beruhigung: „Uns gibt das jetzt ein deutlich besseres Gefühl“, sagt Voß. Natürlich hätten die PCR-Tests ein saubereres und präziseres Ergebnis geliefert, die Ergebnisse würden aber viel zu lange auf sich warten lassen und man sei abhängig vom Labor. „Dabei wurde immer völlig ignoriert, dass die Kinder einen ganzen Tag mit einem möglicherweise später positiv getesteten Fall verbracht haben.“

Die Planungen zu den Teststationen nahmen schnell an Fahrt auf

Innerhalb des Lehrerkollegiums der Mechtenbergschule herrschte Freude über das Lob: „Jede Form von Wertschätzung in dieser herausfordernden Lage ist einfach wohltuend und tut gut zu hören“, berichtet Isabell Scharfenstein, Teil des Schulleitungsteams, am Donnerstagnachmittag im Gespräch mit der Redaktion.

Die Planungen zu den Teststationen nahmen – auch aufgrund der drängenden Zeit – schnell an Fahrt auf, die Fragestellung zunächst: „Ist das überhaupt machbar?“, so Isabell Scharfenstein weiter. Denn eigentlich schlägt das Land vor, die Testungen der Kinder jeweils in den Klassenräumen zu machen. So wurde es zu einem Projekt der ganzen Schule, bei dem nicht zuletzt auch die Eltern und das gesamte Lehrerkollegium tatkräftig mithalfen. Im Vordergrund der Gedanke: „Die Kinder haben schon genug unter der Situation gelitten.“

Corona-Tests an Gelsenkirchener Grundschule: so wenig Unterrichtsausfall wie möglich

Doch die Frage nach der Organisation blieb. „Uns war klar, dass die Eltern eine Handlungsfolge für den Schulstart brauchten“, erzählt Isabell Scharfenstein. Die Idee, die Teststationen auf den Schulhof zu bringen, sei aber auch eine „personelle Herausforderung“ gewesen. Schließlich ging es dem Team der Mechtenbergschule auch darum: so wenig Unterrichtsausfall wie möglich zu haben.

Dank und Lob gibt Isabell Scharfenstein auch an die Eltern zurück: „Wir hatten eine Riesen-Entlastung durch die Eltern, sie haben uns in jeglicher Hinsicht unterstützt.“ Auf dem Schulhof und auch davor, bei den wartenden Eltern, sei alles reibungslos und ruhig abgelaufen. An der schuleigenen Teststrategie wollen sie nun so lange festhalten, bis der nächste Pool wieder negativ ist. Und wenn es regnet? Da sei genug Platz unter dem Turnhallenvordach.

Der offene Brief schließt übrigens mit den Worten: „Schutzhandschuhe und Face-Shields wären kurzfristig eine feine Sache.“ Bleibt abzuwarten, wie lange es nun dauert, bis die tatsächlich eingetroffen sind.

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