Gelsenkirchen-Resse. Ein Gelsenkirchener Ehepaar hatte sich für ein Grundstück am Buerschen Waldbogen interessiert. Die Vergaberegeln haben sich aber geändert.
Es ist und bleibt eines der beliebtesten Neubaugebiete in Gelsenkirchen: Der „Buersche Waldbogen“, der trotz seines Namens zum größten Teil auf Resser Gebiet liegt. Die Nachfrage nach Baugrundstücken übersteigt das Angebot bei Weitem, die Gelsenkirchener Stadtentwicklungsgesellschaft (SEG), die die Vermarktung des Gebietes betreibt, musste sich zu keinem Zeitpunkt Sorgen machen, auf den Grundstücken sitzen zu bleiben. Jetzt ist die SEG sogar von ihrer Vergabepolitik abgerückt – und das sorgt für Unmut.
Eine Leserin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, hatte sich an die Redaktion gewandt und ihre Geschichte erzählt. Ihr Mann und sie hatten sich im vergangenen Jahr auf eines der verbliebenen Grundstücke beworben. Auch damals gab es mehr Anfragen als zu vergebene Grundstücke – wie bislang üblich, wurde gelost. Die Leserin hatte kein Losglück – lobte aber das ihrer Meinung nach gerechte Verfahren. „Positiv fanden wir, dass scheinbar jeder die gleiche Chance auf ein Grundstück hatte, da letztendlich das Los entschieden hat und nicht die ,richtigen’ Beziehungen“, sagte sie. [Lesen Sie auch:GGW Chef und CDU-Ratsherr treten Kungelei-Gerüchten entgegen]
So begründet die Gelsenkirchener SEG den Schritt
Das Paar wollte den Traum vom Haus am Waldbogen aber nicht aufgeben. „Da am Buerschen Waldbogen innerhalb von sechs Monaten ein Gestaltungsentwurf vorliegen musste, hegten wir immer noch die Hoffnung, dass Grundstücke angesichts der gestiegenen Baukosten zurück in den Verkauf gehen würden“, berichtet sie. Tatsächlich: Kurz vor Weihnachten bekam das Ehepaar die Nachricht, dass es wieder freie Grundstücke gebe, und dass die beiden zu einem „geschlossenen Bewerberkreis“ gehörten, die sich bewerben könnten. [Lesen Sie auch:Buerscher Waldbogen: Warum die Eigentümer protestieren]
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„Der anfänglichen Freude folgte aber Enttäuschung und Wut“, so die Leserin. Der Grund: Die Baugrundstücke wurden nicht mehr verlost, sondern in einem Bieterverfahren vergeben. „Der Mindestpreis entspricht dem Verkaufswert der letzten Vermarktungsphase und die Höchstbietenden erhalten den Zuschlag für das Grundstück“, berichtet die Leserin. Die Mindestpreise bewegten sich zwischen 300 und 360 Euro pro Quadratmeter – und dürften am Ende wegen der hohen Nachfrage deutlich höher liegen. Die Leserin und ihr Mann verzichteten auf eine Teilnahme: „Dass die Stadt Gelsenkirchen jetzt solche Verfahren einführt, finde ich ehrlich gesagt skandalös“, sagt sie.
Helga Sander, Geschäftsführerin der SEG, will das nicht so stehen lassen. „Der Aufsichtsrat der SEG hat im letzten Herbst für die Vergabe der letzten sechs Grundstücke das Bieterverfahren vorgegeben“, begründet sie die Änderung der Regeln. Dies sei „gängige Praxis bei öffentlichen Grundstücksvergaben (Land, Kommunen) sowie Wohnungsbaugesellschaften.“ Auch in der letzten Runde hätten sich wieder sehr viele Menschen für ein Grundstück interessiert, so die SEG-Chefin. Anfang der Woche wurde das Bieterverfahren beendet – „jetzt werten wir sie Angebote aus“, so Helga Sander. Für wie viel Geld die Grundstücke am Ende an die Frau oder an den Mann gebracht wurden, konnte Sander noch nicht sagen.
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