Gelsenkirchen. In Gelsenkirchen laufen wieder Schuleingangsuntersuchungen. Wie sie trotz Omikron fortgesetzt werden, so viele Kinder wurden bereits untersucht.

Dass dieser Termin gesetzt ist, wissen viele Eltern von Kindern, die im Sommer in die Grundschule starten: die Schuleingangsuntersuchung. Ein großer Teil der Untersuchungen fiel im vergangenen Jahr in Gelsenkirchen aus – coronabedingt und begleitet von Kritik aus der Elternschaft. Doch wie ist es in diesem Jahr, im dritten Jahr in der Pandemie? Es gibt gute Nachrichten: Bislang konnte ein Viertel der neuen Grundschüler für das Schuljahr 2022/23 bereits untersucht werden.

Schuleingangsuntersuchungen: So viele Grundschüler konnten schon untersucht werden

„Wir sind sehr froh, dass wir die Untersuchungen wieder aufnehmen konnten“, berichtet Emilia Liebers, Leiterin der Gesundheitsamtes. „Uns ist es sehr schwer gefallen und es war eine ganz schwierige Entscheidung“, so Gelsenkirchens Amtsärztin in der Retrospektive. Auch die Schulen würden „heilfroh“ sein, dass die Untersuchungen wieder in vollem Umfang laufen.

Zum Hintergrund: Bis auf eine Ärztin waren in der Vergangenheit alle anderen Kräfte in das Corona-Geschehen eingebunden – so war der Stand noch im Juni 2021. „Ich habe keinen, der das machen kann“, hatte Emilia Liebers damals im Gespräch mit dieser Zeitung gesagt. All die Mediziner und Fachkräfte, die sonst eben prüfen, ob die Kinder auch ihre Schullaufbahn beginnen können, ob besonderer Förderbedarf besteht, wo Lücken sind, waren eingebunden in die Pandemie-Bekämpfung.

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Elternvertreter hatten das Mitte des vergangenen Jahres stark kritisiert: „Unabhängig von der Möglichkeit, Eltern frühzeitig noch auf Unterstützungs- und Förderangebote hinsichtlich der Schulreife hinzuweisen, ist die Aussetzung der bis dato verpflichtenden Schuleingangsuntersuchung aus Gründen des Kinderschutzes höchst bedenklich“, so die Stellungnahme des Jugendamtselternbeirats.

„Jedes einzelne Kind hat es verdient gesehen zu werden!“, sagt die ehemalige Vorsitzende des Jugendamtelternbeirates, Svenja Streich. Es müsse, so ihr Appell, „insbesondere aufgrund der vergangenen Pandemiezeit, alles Erdenkliche getan werden, um Kindern jetzt den bestmöglichen Schulstart zu ermöglichen.“

Aussetzung der Schuluntersuchung in Gelsenkirchen: „Keine andere Möglichkeit“

Heute sagt Emilia Liebers: „Damals gab es keine andere Möglichkeit.“ Der Schutz der Bevölkerung in der Corona-Pandemie habe vor den individuellen Untersuchungen gestanden. Es hätte keine andere Wahl gegeben, als die Teile ihres Teams, die einen medizinischen Hintergrund haben, in die Pandemie-Bekämpfung zu schicken.

„Die Kinder brauchen eine qualitativ gute Untersuchung. Es nutzt den Kindern am Ende, damit sie gut in die Schule starten“, ist Emilia Liebers überzeugt. Denn genau darum würde es ja auch gehen – den gelungenen Start in den Schulalltag und damit verbunden auch in die Zukunft.

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Insgesamt 2828 Kinder sollen bis zum Beginn des neuen Schuljahres 2022/23 bei Emilia Liebers und ihrem Team vorstellig werden. Seit der uneingeschränkten Wiederaufnahme der Untersuchungen im Oktober 2021 hat der Kinder- und Jugendmedizinische Dienst bereits 694 Kinder gesehen.

Zum Vergleich: Die Mediziner konnten vor dem Schuljahresstart 2021/22 nur etwa 160 Kinder untersuchen. Es handelte sich um priorisierte Fälle, es ging dabei beispielsweise um Zurückstellungen oder vorzeitige Einschulungen, aber auch um Kinder mit besonderem Förderbedarf.

Doch längst läuft nicht alles glatt, in der jüngsten Vergangenheit habe sich ein zusätzliches Problem offenbart: „Es gibt viele Familien, die nicht zu den Terminen erscheinen“, sagt Emilia Liebers. Man sei bemüht, die Familien zu erreichen, das Ziel sei schließlich, alle Kinder zu erfassen. „Die Untersuchung ist nicht bloß eine Untersuchung, es geht auch um das Soziale drumherum, um die Familien“, weiß Liebers. Besonders in Städten wie Gelsenkirchen.

Schuluntersuchung ist Pflicht

„Die Schuleingangsuntersuchung ist eine Pflichtuntersuchung, bei der alle Kinder im Schuleintrittsalter individuell nach schulrelevanten Gesundheitsaspekten untersucht werden“, heißt es auf der Homepage der Stadt Gelsenkirchen.

Das Ziel der Schuleingangsuntersuchungen: Auf der einen Seite geben die Ärzte eine medizinische Einschätzung zur geplanten Einschulung der Kinder ab. Auf der anderen Seite besteht durch die Untersuchung auch die Chance, mögliche Schwächen der Kinder zu entdecken und sie so durch frühe Förderung auszugleichen.

Die Stadt schreibt alle Eltern von baldigen Grundschulkindern in zeitlicher Nähe zu deren sechstem Geburtstag an, teilt ihnen so auch den Termin für die Untersuchung mit.

Dass aktuell und in den nächsten Tagen und Wochen die Corona-Zahlen stark steigen (werden), darin sieht Emilia Liebers zwar eine Herausforderung, aber keine Probleme. „Wir haben Hygienekonzepte und bei uns gilt 3G“, berichtet die Amtsärztin. Bis zum letzten Tag der Sommerferien würde immerhin Zeit sein, um auch die letzten Nachzügler noch zu sehen, trotz vieler Fragezeichen, die Omikron derzeit aufwirft. Das ausgegebene Ziel: Alle der 2828 Kinder vor ihrem ersten Schultag zu untersuchen.