Gelsenkirchen. Mildere Verläufe in der Omikron-Welle durch Impf-Booster? Warum Gelsenkirchener Experten das bestätigen können, was bislang nur Eindruck ist.
Verliert das Coronaviurs mit Omikron seinen Schrecken? Mit Absolutheit können das Wissenschaftler noch nicht sagen, ein Eindruck aber scheint sich bei vielen Menschen mittlerweile zu erhärten: Schwere Verläufe bei Geboosterten, also dreifach Geimpften, sind im eigenen, persönlichen Umfeld eher Ausnahme als Regel.
Corona in Gelsenkirchen: Werden mildere Verläufe dank Impf-Booster zur Regel?
„Diesen Eindruck kann ich absolut bestätigen“, sagt Dr. Christoph Tannhof, Leiter der Klinik für Pneumologie am Marienhospital Gelsenkirchen. Die Krankheitsverläufe, so seine Beobachtung und die seines Teams, seien bei einer Infektion mit der Omikron-Variante bei den Geboosterten „deutlich milder“. Das zeigten die aktuellen Zahlen, was die Krankenhauseinweisungen und die Intensivbettenbelegung betrifft. Vor acht Tagen habe der letzte Covid-19-Patient die Intensivstation in seinem Krankenhaus verlassen, untermauert Christoph Tannhof seine Erfahrungen.
Ein Blick auf die Zahlen zeigt: Laut dem Landeszentrum für Gesundheit lag die Hospitalisierungsrate in Nordrhein-Westfalen am Freitag, 14. Januar, bei 2,95. Die Hospitalisierungsrate misst, wie viele infizierte Personen je 100.000 Einwohner innerhalb der vergangenen sieben Tage in einem Krankenhaus aufgenommen worden sind. Und das bei einer NRW-weiten Sieben-Tage-Inzidenz von 441,6.
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Dass es trotz Impfung einen Durchbruch gibt, erstaunt die Fachleute indes nicht. „Eine Impfung verhindert Durchbruchinfektionen nicht, sie verhindert schwere Verläufe und den Tod“, betont Christoph Tannhof. Eine Impfung sei nach wie vor der richtige Weg. Man werde schneller in die so genannte endemische Lage kommen, „wenn wir impfen“, so der Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie und Schlafmedizin weiter.
„Deutlich steigende Infektionszahlen, variantenunabhängig, führen aktuell nicht zu signifikant stärkeren Behandlungszahlen von Covid-Patienten auf den Intensivstationen unserer Krankenhäuser“, erklärt auch Luidger Wolterhoff auf Nachfrage der Redaktion. Dennoch rechnet der Krisenstabsleiter bei noch weiter steigenden Infektionszahlen „auch mit mehr in den Krankenhäusern zu behandelnden Covid-Patienten, möglicherweise ohne in gleicher Relation intensivmedizinisch behandelt werden zu müssen.“
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Letzteres gelte es zu beobachten und das könnte dann ein weiteres Indiz für die oben genannte These sein. „Alles in allem lediglich Beobachtungen, die jedoch für mich zeigen: Impfen hilft, Boostern schützt in hohem Maße vor schweren Verläufen“, so Wolterhoff weiter.
Dr. Klaus Rembrink, Bezirksleiter Gelsenkirchen der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL), ist vorsichtig: Hohe Infektionszahlen würden erst noch kommen, „wir stehen eigentlich davor“, so der Mediziner. Und verweist auf Mittwoch, 12. Januar 2022, als ersten Tag, an dem mit über 80.000 ein neuer Rekord an Neuinfektionen gemeldet wurde. „Das wird nicht die Spitze bleiben“, ist Rembrink überzeugt.
Er sagt aber auch: „Bislang höre ich nichts über schwere Verläufe bei Geboosterten.“ Bei seinen Patienten, die tagtäglich seine Praxis aufsuchen, verzeichnet der Urologe eine hohe Impfquote – „das wird über 90 Prozent sein“, schätzt er. Nur ganz wenige seiner Patienten seien demnach ohne Impfschutz.
Gelsenkirchener Hausarzt: „Geboosterte scheinen eindeutig mildere Verläufe zu haben“
Dr. Hans-Bernd Tefett, niedergelassener Arzt, kann die Eindrücke teilen: „Die Geboosterten scheinen eindeutig mildere Verläufe zu haben“, berichtet auch er aus seinem Praxis-Alltag. Es gebe Patienten, da würde eine Infektion mit dem Coronavirus „nur durch Zufall auffallen“, dann gebe es Infizierte, die Erkältungssymptome aufweisen – „ganz selten etwas Schlimmeres“, so der Allgemeinmediziner weiter. „Die Impfung scheint effektiv eine Menge zu bringen“, ist Hans-Bernd Tefett genau wie seine Kollegen überzeugt. [Lesen Sie auch:Gelsenkirchens Kinderärzte: Lassen Sie Ihre Kinder gegen Corona impfen!]
Doch er berichtet auch, dass die Zahl der Erstimpfungen in seinen Praxisräumen aktuell weniger werden. „Die, die wir erstimpfen wollen, haben wir weitestgehend erreicht. Wir haben jetzt im wesentlichen die Booster-Impfungen.“ Im Moment würden Tefett und sein Team 150 bis maximal 200 Impfungen in der Woche verabreichen, seit Anfang des Jahres waren es etwa 300, schätzt er. „Im Dezember haben wir viel geimpft – etwa 300 bis 350 Impfungen pro Woche.“
Noch ist das Schlimmste nicht überstanden, sagen viele, die große Infektionswelle, sie komme mit Omikron erst noch. Christoph Tannhof gibt sich „verhalten positiv und vorsichtig optimistisch“, wie er es beschreibt. Seine besonnene Vermutung: „Wir werden dieses Jahr in die endemische Lage kommen.“ Das Virus werde zum Alltag werden, „wir werden mit Corona leben müssen“. Doch mit der Impfung und auch den mittlerweile zur Verfügung stehenden Medikamenten ist ein guter Grundstein gelegt, um das zu erfüllen, was Tannhof wie viele seiner Kollegen, vorgibt: „Wir werden damit fertig werden.“