Gelsenkirchen. Wie lange muss man als Beschäftigter, der eine Steuererklärung in Gelsenkirchen macht, auf eine Rückzahlung warten? Hier die Antwort.

Die schnellsten Finanzämter liegen alle in Nordrhein-Westfalen. Die Spitzenpositionen bei der Bearbeitung von Steuererklärungen belegt die Behörde Warburg mit einer durchschnittlichen Bearbeitungsdauer von 32,2 Tagen, auf den Plätzen dahinter folgen die Nachbarstadt Herne (32,9) und Arnsberg (33,1). Und Gelsenkirchen? Liegt nahe der Grenze zwischen gut und schlecht.

In Gelsenkirchen dauert es im Schnitt 47,2 Tage bis Arbeitnehmer ihre zu viel gezahlten Steuern zurückbekommen. Die Behörde der Emscherstadt rangiert damit auf Platz 221. Das ergibt eine aktuelle Analyse des Online-Portals www.lohnsteuer-kompakt.de. Der Berliner Dienstleister für Online-Steuererklärungen hatte dafür 300.000 über ihre Plattform im Jahr 2021 erstellten Steuererklärungen anonym ausgewertet.

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Mit knapp neuneinhalb Wochen durchschnittlicher Bearbeitungszeit ist das Finanzamt Gelsenkirchen demnach sogar noch rund einen Tag langsamer als alle NRW-Finanzämter im Schnitt zusammen. Die brauchen 46,1 Tage und belegen im Bundesvergleich den fünften Platz. Berlin hatte bundesweit die schnellsten Finanzämter. Im zweitplatzierten Hamburg betrug die Wartezeit mit 44,6 Tagen rund zwei Tage länger. Der bundesweite Schnitt lag 2021 bei 49 Tagen – das war 4,1 Tage schneller als im ersten Pandemiejahr 2020.

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Betrachtet man die früheren Vergleiche des Onlineportals, so lässt sich feststellen, dass Gelsenkirchen eine Art Achterbahnfahrt in dem Ranking der Finanzämter hinter sich hat. Nach Platz 264 im Jahr 2017 mit einer durchschnittlichen Bearbeitungszeit von 54,7 Tagen stürzte die hiesige Behörde ein Jahr später auf Rang 314 (58,3 Tage) ab. Und es kam noch schlimmer.

Denn danach begann eine Art freier Fall: Das Finanzamt wurde 2019 nur noch an Position 403 (61,7 Tage) geführt, der Tiefpunkt war 2020 erreicht mit Platz 468 von bundesweit 502 beachteten Finanzämtern. Da erhielten Bürgerinnen und Bürger im Schnitt erst nach 64,8 Tagen, also nach etwa drei Monaten, ihr Steuergeld zurück – bei vielen macht das immerhin einige hundert Euro aus.

Weitere Platzierungen aus dem Revier: Bochum (14), Duisburg-West (50), Dortmund-West (51), Essen-Nordost (137), Mülheim (184), Duisburg-Süd (354), Bottrop (371), Recklinghausen (382), Essen-Süd (436) und Dortmund-Hörde (437).

Finanzamt Gelsenkirchen: Vergleich ist nicht aussagekräftig wegen vieler Einflussgrößen

Wibke Küper vom Finanzamt Gelsenkirchen hält den Vergleich des Online-Portals „nicht für aussagekräftig.“ Die Behördensprecherin begründet das mit unterschiedlichen „Fall- und Organisationsstrukturen“ der einzelnen Behörden. Einfluss haben demnach viele Faktoren: Beispielsweise Erklärungseingänge in Stoßzeiten, etwa vor Ablauf von Abgabefristen.

Manche Finanzämter sind laut Küper zudem „arbeitnehmerlastiger“, haben weniger steuerlich beratene Fälle und könnten die in der Regel „weniger komplexen Steuererklärungen deswegen schneller“ bearbeiten.

Finanzämter bearbeiten sieben Millionen Fälle

Die Finanzämter in Nordrhein-Westfalen betreuen nach Angaben der Gelsenkirchener Behörde insgesamt rund sieben Millionen Einkommensteuerfälle. Innerhalb von fünf Monaten werden über 97 Prozent, innerhalb von sechs Monaten fast 99 Prozent der Erklärungseingänge erledigt.

Im letzten Jahr galt durch die Corona-Pandemie: Bis zum 31. Oktober 2021 musste die Steuererklärung beim Finanzamt sein. Das Finanzamt Gelsenkirchen hat seinen Sitz an der Ludwig-Erhard-Straße 7. Die Behörde war schon Ziel von Bombendrohungen. Damals gingen die Ermittler von einem möglichen rechten Hintergrund aus.

„Andere Finanzämter führen mehr Unternehmen, haben mehr steuerlich beratene Fälle mit anderen, längeren Abgabefristen, deren Bearbeitung aufgrund der Komplexität der Steuererklärungen tendenziell länger dauert“, so die Sprecherin weiter. Generell gelte: Innerhalb von zwei Wochen bis vier Monaten würden nahezu 95 Prozent aller Einkommensteuererklärungen in NRW bearbeitet.

Eigene Zahlen zur durchschnittlichen Bearbeitungsdauer der Steuererklärungen nannte das Wibke Küper auf Anfrage nicht.