Gelsenkirchen. Zur feierlichen Eröffnung des neuen Finanzamtes Gelsenkirchen zeigte sich NRW-Finanzminister Norbert Walter-Borjans (SPD) beim Rundgang gut gelaunt.
Zur feierlichen Eröffnung scheint die Sonne vom blau-weißen Himmel. NRW-Finanzminister Norbert Walter-Borjans (SPD) zeigt sich gut gelaunt beim Rundgang durch das schmucke Gebäude und Oberbürgermeister Frank Baranowski (SPD) posiert im Foyer mit Künstlerin Jenny Kastner vor einem der Bilder, die sie im neuen Gelsenkirchener Finanzamt ausstellt.
Vergessen sind in dem Moment die intensiven politischen Diskussionen aus vergangenen Jahren, die es um den Standort dieser Fusionseinheit aus den beiden Ämtern Nord und Süd gab. Verarbeitet die Enttäuschung so mancher Bürger und Kaufleute aus dem Stadtnorden darüber, dass diese neue Gelsenkirchener Verwaltungseinheit, die heute 238 Beschäftigte fasst, eben nicht im Herzen von Buer platziert werden konnte, sondern im Büropark Schloss Berge auf der grünen Wiese steht.
Von der Grundsteinlegung am 11. September 2013 über das Richtfest am 2. April 2014 bis hin zur Übergabe und Bezug im April 2015 zogen gerade einmal gut 19 Monate ins Land. Hätte es den mutwillig herbeigeführten Wasserschaden zu Jahresbeginn nicht gegeben, erinnerte Werner Brommund, Oberfinanzpräsident der Oberfinanzdirektion NRW, „wir hätten das Gebäude schon im März bezogen“.
Baukosten lagen bei rund 18,8 Millionen Euro
18,8 Millionen Euro kostete der Bau der Immobilie, die in U-Form konzipiert und deren Adresse die Ludwig-Erhard-Straße 7 ist. „Es ist das erste Amt, dass ich von der Grundsteinlegung bis zur Eröffnung als Finanzminister erlebe“, freute sich Walter-Borjans, der lobende Worte für die Struktur fand. „Es ist ein offenes Gebäude“, sagte er und meinte damit nicht nur die freundliche, lichte architektonische Gestaltung mit großzügigem Innenhof durch die „pbs architekten Gerlach Wohl Böhning Planungsgesellschaft mbH“ aus Aachen. „Durch den Neubau“, fügte der Minister an, „gehört die Aufteilung der Gelsenkirchener Bürgerinnen und Bürger auf zwei Finanzämter der Vergangenheit an.“ Das Amt sei gut erreichbar, die behindertengerechte Ausführung und das im Erdgeschoss eingerichtete Servicezentrum stünden für eine bürgernahe Verwaltung.
Dem widersprach OB Frank Baranowski bei seinen Grußworten nicht und warb für das Zusammengehörigkeitsgefühl in der Stadt. „Es tut nicht weh, über den Kanal zu fahren. Egal in welche Richtung“, sagte er mit einem Augenzwinkern und erinnerte in diesem Zusammenhang an den Umzug der städtischen Kernverwaltung aus dem Rathaus Buer ins Hans-Sachs-Haus in der Altstadt.
Ein Wirtschaftsfaktor für das Land
Auch wenn niemand gerne Steuern zahlt, das neue Finanzamt Gelsenkirchen ist ein Gebäude mit einem einladenden Charakter. Viele Fensterflächen und ein großzügiger Innenhof haben mit dem Bild von verstaubten und tageslichtfreien Amtsstuben gar nichts mehr gemein. Dazu kommt die öffentliche Kantine, deren Akzeptanz bei den Beschäftigten der umliegenden Unternehmen im Büropark Schloss Berge schon jetzt groß ist.
NRW-Minister Norbert Walter-Borjans bewegten die positiven Eindrücke, die er am Mittwoch sammelte, zu dem Satz: „Steuern zahlen macht keinen Spaß, aber Sinn.“ Das wäre auch an diesem Haus zu erkennen. Der Zusammenhang mag so manchem der rund 77 000 Steuerbürger, die Gelsenkirchen zu bieten hat, dauerhaft verborgen bleiben, doch eine echte Wirtschaftskraft stellt dieses neue Finanzamt im Land Nordrhein-Westfalen auf jeden Fall dar.
Steueraufkommen wächst
Zahlen gefällig: Das Steueraufkommen in der Bezirksdirektion Gelsenkirchen erreichte im Jahr 2014 rund 1,109 Milliarden Euro. Das Plus gegenüber dem Vorjahr betrug damit 4,2 Prozent. Dafür stehen in der Stadt (Stand 1. Januar 2015) auch 15.965 Unternehmen. Die teilen sich auf in 381 Großbetriebe, 1527 mittelständische Unternehmen sowie 4773 Klein- und 9284 Kleinstfirmen. Für das Jahr 2014 gibt die Oberfinanzdirektion NRW ein Lohnsteueraufkommen in Höhe von 485.644 Euro an. Die Einkommenssteuer erreichte 47.415 Euro, die Körperschaftssteuer 28.359 Euro und die Umsatzsteuer 499.225 Euro. Bleibt ein Rest von 49.065 Euro für sonstige Steuern.
Verwaltet wird das Aufkommen an der Ludwig-Erhardt-Straße 7 von 238 Beschäftigten. 70 Prozent sind Beamte, 30 Prozent Tarifbeschäftigte. 107 Frauen und Männer arbeiten in Teilzeit. Am Standort Gelsenkirchen gibt es zudem 24 Nachwuchsbeamte in Ausbildung.
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Das Gebäude im Büropark, das 18,8 Millionen Euro kostete, ist viergeschossig und barrierefrei errichtet; sein Grundriss entspricht einer U-Form. Kantine und Küche sind in einem eingeschossigen Trakt untergebracht, dessen Flachdach intensiv begrünt werden soll.
Die Grundstücksgröße beträgt 9500 Quadratmeter, der Anteil der Mietfläche (Eigentümerin ist der Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes NRW) liegt bei rund 6900 Quadratmetern. Dazu gehören 158 Büros, Besprechung-, Schulungs- und Lagerräume. Zur Kantine gehören eine Vollküche und ein Speisesaal mit 78 Sitzplätzen.
Interessant ist das energetische Konzept des viergeschossigen Finanzamtes: Das Gebäude wird über eine Wärmepumpenanlage mit Energie versorgt. Insgesamt 44 Erdsonden leiten die Wärme dazu aus 99 Metern Tiefe in das Finanzamt. Zusätzlich wird die Anlage mit einer konventionellen Brennwertkesselanlage gekoppelt.