Gelsenkirchen. Mit den digitalen Gelsenkirchener Stadtgutscheinen gibt es Rabatt bei lokalen Geschäftsleuten. So läuft das Bonussystem nach einem halben Jahr.
„Eine Stadt – ein Gutschein“ – das gilt seit 1. Juli 2021. Seither gibt es den Stadtgutschein Gelsenkirchen. Aus Sicht der städtischen Wirtschaftsförderer war und ist er dafür gedacht, die lokalen Dienstleister, Gastronomen und Händler in der Pandemiezeit zu stützen. Das Rabattsystem gilt als zentraler Baustein des Hilfsprogramms „Gelsenkirchen startet durch“. Trägt es auch entsprechend? Eine Bilanz.
In Gelsenkirchen gibt es bislang 74 Akzeptanzstellen für die Stadtgutscheine
74 Akzeptanz- und 24 Verkaufsstellen für den digitalen Stadtgutschein gibt es bislang. Das Spektrum von Nord bis Süd ist gehörig groß. Mit dabei sind von A bis W das AHAG Autohaus und „Wimpernwunder“ Janine, etliche Apotheken, diverse Restaurants, Eiscafés und Kneipen wie die „Destille“ und das „Altstadtcafé“, Hörakustiker, Optiker, Buchhändler, aber auch Modehäuser wie Schmitz, Strickling und – die Ausnahme unter den Filialisten – H&M, Spezialgeschäfte wie Ruhrstadt Fahrräder oder auch Orientteppiche Malyar. Weiteres Thema: Einzelhandel – so ist die Situation in Gelsenkirchen
Zur Vorweihnachtszeit stieg der Gutscheinverkauf in Gelsenkirchen deutlich an
„Nach anfänglichen Startschwierigkeiten konnten durch aktive Vor-Ort-Akquise und entsprechende Maßnahmen Gewerbetreibende für das System gewonnen werden“, stellt die Wirtschaftsförderung fest. Das zeigen auch die Zahlen: Gleich nach dem Start im Juli lag die Summe verkaufter Gutscheine in Gelsenkirchen bei 16.864 Euro, sank dann bereits im August deutlich auf 7400 Euro. Werbemaßnahmen machten sich offenbar bis November bezahlt, denn zur Vorweihnachtszeit stieg der Gutscheinverkauf in diesem Monat auf immerhin 88.706 Euro. Lesen Sie auch:Heftiger Umsatzeinbruch für den Einzelhandel in Gelsenkirchen
Stadt erhöht beim Kauf den Gutscheinwert mit einem Bonus um 15 bis 25 Prozent
Werbegemeinschaften eingebunden
74 Akzeptanzstellen tragen den „Wir sind dabei - Stadtgutschein Gelsenkirchen“-Aufkleber. Nach der Aktivierung ist der Gutschein drei Jahre gültig. Er kann auch in Teilbeträgen eingelöst werden. (www.stadtgutschein-gelsenkirchen.de)
Für den Betrieb des Stadtgutscheinsystems wurde der Verein Stadtgutschein Gelsenkirchen e.V. gegründet, dem der Handelsverband NRW Westfalen-West e.V., die Stadtmarketing Gesellschaft Gelsenkirchen und die Werbegemeinschaften Gelsenkirchen City, Buer und Horst angehören.
Entscheidend für den Erfolg bei der Kundschaft: Mit dem Erwerb der Gutscheine unterstützt sie nicht nur lokale Akteure, sondern erhält beim Kauf zusätzlich einen Bonus von 15 Prozent. Der maximale Gutscheinwert von 100 Euro steigt so beispielsweise auf 115 Euro. Die Gutscheine werden bereits ab einem Wert von zehn Euro verkauft. Die Stadt unterstützt das Bonussystem. Der Rat der Stadt hat dafür 75.000 Euro freigegeben. Was auch heißt: Das System läuft, solange der Vorrat reicht.
Im Brillenstudio Buer blieb der Gutscheineinsatz bislang überschaubar
Unter Geschäftsleuten sind die Erfahrungen bislang unterschiedlich. Die Rosen-Apotheke in der Altstadt beispielsweise zählt erst seit Herbst zum Kreis der Akzeptanzstellen. Bislang, so eine Mitarbeiterin, sei die Resonanz noch nicht sonderlich groß gewesen, doch insgesamt halte man die Rabattregelung „für eine schöne Sache“. So sieht es auch Optiker Arndt Wolter. „Ich persönlich halte das grundsätzlich für eine super Idee. Vor allem, weil die Gutscheine in unterschiedlichen Geschäften eingelöst werden können.“ Vom Start weg war Wolter mit seinem Brillenstudio Buer dabei, auch „weil die Hälfte der Menschen ja eine Brille braucht“. Allein: In seinem Geschäft an der Luciagasse blieb der Gutscheineinsatz bislang überschaubar. „Bislang haben ihn drei Kunden genutzt. Und die gehörten zu einer Familie.“
Bis Jahresende sind Gutscheine in Höhe von 146.000 Euro eingelöst worden
Die Flexibilität überzeugt auch Sabine Piechaczek. „Kunden können hier ein Buch kaufen, sparen dann vielleicht noch bei Leder Jungmann oder danach beim Kaffee im Café Faber“, sagt die Chefin der Buchhandlung Junius in der Altstadt. Die Gutscheinnachfrage sei „erst sehr verhalten gewesen“. „Das brauchte seine Anlaufzeit, hat sich aber deutlich gesteigert, auch mit der Zahl der Akzeptanzstellen“, stellt Piechaczek fest. Insgesamt begrüßt die Buchhändlerin, „dass das Geld so in Gelsenkirchen bleibt“ und nicht an anonyme Onlinehändler fließe. Und die praktische Abwicklung? „Ist unproblematisch. Das klappt gut“, sagt sie. Das findet auch Optiker Wolter: „Einmal das Programm aufrufen, abscannen, fertig.“
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„Bis Ende 2021 sind insgesamt Gutscheine in Höhe von 254.000 Euro verkauft und in Höhe von 146.000 Euro eingelöst worden. Der städtische Zuschuss betrug bis dahin 40.600 Euro. Damit stehen als Zuschuss in Höhe von 15 Prozent, bei Sonderaktionen gegebenenfalls von 25 Prozent, noch 34.400 Euro zur Verfügung“, rechnet Bernd Gebert, Abteilungsleiter Strukturentwicklung und Einzelhandel des Referats Wirtschaftsförderung vor. Der Rat wird also in wenigen Monaten über eine Fortsetzung und weitere Mittel entscheiden müssen. Lesen Sie auch: Gelsenkirchener Geschäftsbilanz: Großer Wandel im Handel
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