Gelsenkirchen. Diebe machen aber auch vor nichts Halt. In Gelsenkirchen standen Bestatter nach dem Abholen einer Leiche plötzlich ohne mobile Trage da.
Dass Diebe selbst vor Bestattern im Einsatz bei einem Todesfall nicht haltmachen, diese schockierende Erkenntnis hat Unternehmer Simon Urbanski gemacht. Seinen Mitarbeitern ist beim Abholen eines Verstorbenen die fahrbare Trage gestohlen worden. „An Dreistigkeit und Pietätlosigkeit ist das kaum zu überbieten“, sagt der Geschäftsführer des Gelsenkirchener Bestattungshauses Münstermann.
Diebstahl bei Leichentransport: Gelsenkirchener Unternehmer beklagt fehlende Hemmschwelle
„Früher, da gab es noch eine Hemmschwelle, wenn Menschen verstarben, heute nicht mehr“, sagt Simon Urbanski. Vier Wochen nach dem dreisten Beutezug kann der Gelsenkirchener Unternehmer das Geschehene immer noch nicht fassen. Anfangs hatte er noch an einen „Dummejungenstreich“ gedacht, heute sieht er den Diebstahl in einem anderen Licht: Rohstoff-Klau, um Geld beim Schrotthändler zu machen.
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Am 7. Dezember 2021, einem Dienstag, sind drei seiner Mitarbeiter um 18 Uhr an einem Mehrfamilienhaus an der Blumendelle im Stadtteil Schalke mit einem Leichenwagen vorgefahren, um einen Verstorbenen abzuholen. Die Fahrtrage, kippbar und mit einem abnehmbaren Fahrgestell versehen, ähnlich wie bei der Feuerwehr, mussten die Männer vor dem Haus stehenlassen.
Verlust der Fahrtrage kostet den Gelsenkirchener Bestatter 4500 Euro
„Es passte nicht durch das Treppenhaus“, erklärt Simon Urbanski den Grund dafür. Ohne den Untersatz gestalte sich der Abtransport des Toten zudem würdevoller in dem engen Treppenhaus. Als das Trio aber dann 40 Minuten später mit der Leiche unten an der Straße wieder ankam, war das Fahruntergestell spurlos verschwunden. Und das Bestattungshaus um 4500 Euro ärmer. Denn so viel kostet dieses wichtige Arbeitsgerät aus Aluminium.
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„Vielleicht haben ahnungslose Kinder die Trage mitgenommen“, dachten sich der Firmenchef und seine Mitarbeiter, nachdem der Verstorbene auch ohne rollendes Untergestell zu seinem Bestimmungsort gebracht worden war. Also klapperten die Bestatter die Spielplätze in der näheren Umgebung ab, fragten in der Nachbarschaft nach und fuhren die umliegenden Straßen rauf und runter.
„Alles Fehlanzeige“, erinnert sich Simon Urbanski und seufzt. Er hat mittlerweile Anzeige erstattet, wie die Polizei bestätigt.
Gelsenkirchener Bestatter bittet um anonyme Hinweise im Briefkasten des Abschiedshauses
Das Bestattungshaus ließ praktisch nichts unversucht, um sein Arbeitsgerät wiederzubekommen. Über die sozialen Medien postete es einen Aufruf mit der Bitte um Hinweise zum Verbleib der Trage, bat sogar, „wenigstens im Briefkasten an der Abschiedshalle eine anonyme Nachricht“ zu hinterlassen, wo denn das Tragegestell zu finden sein. Das Ergebnis: „Bis auf viele tröstende Solidaritätsbekundungen und lieb gemeinte Wünsche – nichts“, sagt Simon Urbanski. Er ist immer noch arg enttäuscht über diese Art von Gewissenlosigkeit.
Ist denn schon für Ersatz gesorgt? „Ja“, sagt der Gelsenkirchener Bestattungsunternehmer. „Zum Wochenstart Anfang Januar hat uns die Firma Stollwerk eine neue Trage geliefert.“ Vier Wochen hat es gedauert, angesichts von nach wie vor akuten Lieferschwierigkeiten, mag Urbanski da schon von Glück reden.
In Sachen Versicherung allerdings waren die Umstände für den Unternehmer weniger günstig – für das Arbeitsgerät bestand kein solcher Schutz. „Ich weiß noch nicht einmal, ob man eine Bestattertrage überhaupt versichern kann“, sagt Simon Urbanski. Aber wer hätte auch gedacht, dass sich Diebe ausgerechnet eine Totenliege als Beute aussuchten.
Hinweise zum Verbleib der Fahrtrage nimmt das Bestattungsunternehmen Münstermann unter der Mail-Adresse info@bestattungen-muenstermann.de entgegen. Hinweise an die Polizei unter: 0209 365 5321.
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