Gelsenkirchen-Buer. Mitte 2021 öffnete „Eluni’s Café“ in Buer. Wie geht es der Gastronomin jetzt? Über das Abenteuer Selbstständigkeit im zweiten Corona-Jahr.
Mitten in der Pandemie gab Denisa Contra ihren festen Job als Filialleiterin einer Modekette auf, um im Sommer, wenige Wochen nach der Geburt ihres zweiten Kindes, ihren Traum von der eigenen Gastronomie zu verwirklichen. Ob der Zauber des Anfangs noch wirkt und wie es sich anfühlt, die Chefin der eigenen Mutter zu sein, davon erzählt sie im Gespräch mit der Redaktion.
Jahrelang hatte die Bueranerin (29) Listen geführt: Während sie werktags Markenkleidung verkaufte, sammelte sie in ihrer Freizeit Anregungen für Speisen, Getränke, Einrichtung und Deko eines eigenen Cafés. Ein „Lieblingsplatz“ sollte es werden, mit Spielecke für Kinder und Wohlfühl-Atmosphäre für junge Eltern, Singles und Senioren.
Gelsenkirchener „Eluni’s Café“ mit Spielecke wurde nach dem Start gut angenommen
Nun sitzt sie genau dort und lächelt zufrieden. „Wir haben mittlerweile viele Stammgäste. Besonders vor den Feiertagen und jetzt zwischen den Jahren wird’s schwer, ohne Reservierung einen Platz zum Frühstücken zu finden“, freut sie sich, dass das Lokal gut angenommen wurde.
Covid-19? „Hat den Start schon erschwert, weil alles so schlecht einschätzbar ist.“ Seit der Erhöhung der Inzidenzen und der Einführung der 2G-Regel in der Gastronomie gebe es eine größere Zurückhaltung. „Jeder ist genervt, immer wieder das Impfzertifikat und den Ausweis hervorkramen zu müssen. Hinzu kommt, dass die Laufkundschaft fehlt, weil immer weniger Leute nur zum Shoppen nach Buer fahren.“
„Es muss mit und ohne Corona funktionieren“
Sich da eine größere Gelassenheit anzutrainieren, auch mittelmäßige Tage hinzunehmen, weil sie an den Erfolg des Konzepts glaubt: Daran arbeitet sie noch. „Als Filialleiterin musste ich zwar auch Umsatz machen, aber nie um mein Gehalt fürchten. Nun habe ich schon Sorge, ob demnächst doch ein Lockdown droht.“
Also war es die richtige Entscheidung zur falschen Zeit? „Nein. Wer weiß, wie lange Corona noch dauert. Ich hätte auch nicht ewig warten wollen mit meiner Selbstständigkeit. Und der Zuspruch der Gäste zeigt, dass wir richtig liegen, auch wenn die ersten Monate hart waren.“ Letztlich müsse es mit und ohne Corona funktionieren, „sonst habe ich einen schlechten Job gemacht.“
Die ersten Monate waren eher hart denn zauberhaft
Dass die ersten Monate eher hart denn zauberhaft waren, verschweigt sie nicht. „Schließlich kommen wir nicht aus der Branche. Durchatmen und genießen, das war anfangs gar nicht möglich.“ „Wir“, das sind ihre Mutter Crenguta Ray, die als Köchin und Bäckerin bei ihrer Tochter angestellt ist („das klappt gut, wir sind beide nicht nachtragend“), und ihr Partner Lucas Dul (30), Vater ihrer zwei Kinder, der noch in Elternzeit ist und im Café aushilft.
„Ohne die beiden und unsere festangestellte Mitarbeiterin Anaela Schmidt, die ein echter Segen ist, hätte ich meinen Traum so nicht verwirklichen können“, sagt Denisa Contra und streichelt Tochter Emilia (4) über den blonden Pferdeschwanz. Baby Luca (sechs Monate) ist gerade beim Stillen in ihrem Arm eingeschlafen. Die Vereinbarung von Familie und Beruf – als Chefin hat Denisa Contra sie in der eigenen Hand. Jedenfalls meistens.
„Eluni’s Café“ in Gelsenkirchen-Buer: Mutter ist bei der Tochter angestellt
Denn nach dem offiziellen Feierabend, wenn das Café geschlossen ist und die Kinder schlafen, warten noch Lebensmittel-Einkäufe, die Buchhaltung und die Auswahl neuer Gerichte auf die 29-Jährige. Den Bürokram findet sie lästig, aber halb so wild.
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Wirkliche Leidenschaft entwickelt sie bei der Suche nach neuen Speisen. „Ich lasse mich von internationalen Foodblogs inspirieren, koche die Rezepte selbst nach und überlege dann mit meiner Mutter, wie wir sie übernehmen. Sie drückt ihnen dann noch ihren eigenen Stempel auf“, will sie ihre Gäste immer wieder überraschen.
Gedankenspiele, doch wieder in den Einzelhandel einzusteigen
Auch sonst ist sie alles andere als fertig mit ihrem Traum: Als wegen Corona private Feiern in ihrem Café immer öfter abgesagt wurden, begann sie, Catering anzubieten. „Das wollen wir im neuen Jahr ausbauen.“
Lieblingsplatz für Früh- und Spätstücker
„Eluni’s Café“ an der Maximilianstraße 2 in Gelsenkirchen-Buer hat dienstags bis freitags jeweils von 9 bis 17 Uhr geöffnet, samstags und sonntags von 9 bis 16 Uhr. Auf der Speisenkarte findet sich eine Auswahl an Brunch-, Frühstücks- und Lunchgerichten, aber auch Kuchen und Smoothies.
Und der Einzelhandel? „Wer weiß, vielleicht steige ich da doch irgendwann wieder ein. Wenn es gut läuft, könnte ich mir nebenher den Verkauf von Kinderartikeln vorstellen, natürlich auf eigene Rechnung. Dann hätten die Leute noch einen Grund mehr, Buer zu besuchen. Und davon profitieren wir alle.“